Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
streiten. Das Mädchen meiner Träume hab ich nicht rumgekriegt und auch kein anderes Mädchen– doch habe ich gerade erst festgestellt, dass ich Em trotz meines Versprechens, dass das nicht passieren würde, wirklich gern mag. Sehr gern. Und ich hab so ein Gefühl, dass es umgekehrt genauso ist. Hier besteht also durchaus Hoffnung. Was das Klassenziel angeht… tja, da gibt es jetzt nur zwei Möglichkeiten:
1.Dave liest meinen Aufsatz vom Anfang bis zum Ende, macht sich klar, dass ich noch ein Ass im Ärmel habe, und gibt mir die Note, die ich verdiene. Ich bekomme einen Platz auf der Filmhochschule, mache ein paar preisgekrönte Filme und tue für den Rest meines Lebens nur noch das, was mir gefällt…
2.Dave ignoriert die Einleitung, die ich schreiben werde (er hatte mir geraten, die Einleitung immer erst ganz zum Schluss zu schreiben, damit man auch weiß, was man überhaupt einleiten will). Mit dieser Einleitung werde ich ihn warnen, dass » seiner Gesundheit schwerer Schaden zugefügt werden könnte«, wenn er sie nicht liest, und dass sein zukünftiges Glück am seidenen Faden hängt. Wenn er also nicht erkennt, dass ich noch ein Ass im Ärmel habe, und mir aus purer Bosheit eine schlechte Note gibt, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Vermutlich habt ihr inzwischen erraten, dass mein Ass im Ärmel und das, was Em mir verschwiegen hat, ein und dieselbe Sache sind. Doch wisst ihr bestimmt nicht, dass sie mit Ems Gegenwart auf dem Drive-Thru-Parkplatz zu tun hat. Denn Em hat nicht nur alles entgeistert mit angesehen. Sie hatte auch ihr Handy dabei. Und mit dem hat sie Fotos gemacht. Fotos von einem Lehrer, der es mit einer minderjährigen Schülerin getrieben und ihrem Mitschüler die Fresse poliert hat. Hinzu kommt, dass Eleanor, so wie ich, immer noch fünfzehn ist (in zwei, drei Wochen wird sie sechzehn), was konkret bedeutet, dass Dave nicht nur ein gewissenloser, verkommener Typ, sondern ein pädophiler Vergewaltiger ist. Und jetzt stellt euch mal die Folgen für Dave vor, wenn die Fotos in die falschen Hände gelangen.
Natürlich würde ich nicht warten, bis Dave meine Zukunft mit einer unterirdischen Note zunichte macht, um ihn hinterher mit den Fotos zu erpressen. Das wäre nicht mein Stil. Außerdem würde er zu billig davonkommen. Nein, ich würde sein Leben genauso zerstören, wie er meins zerstört hat. Ich würde die Fotos so vielen Zeitungen, Eltern, Schuldirektoren und Polizeistationen zukommen lassen wie irgend möglich. Außerdem würde ich meinen Aufsatz an alle erdenklichen Lektoren, Agenten und Verlage schicken und keine Ruhe geben, bis nicht irgendwann ein echter Bestseller daraus geworden ist, der sich zu einem Kultbuch entwickelt, dem zwangsläufig ein kleiner Kultfilm folgen wird (die Filme sind selten besser als die Bücher). Auf diese Weise würde ich auch viel schneller meine schillernde Karriere im Filmgeschäft verwirklichen können, als wenn ich die übliche Ochsentour auf mich nähme: fünf Jahre College plus Filmhochschule plus der beschwerliche Weg die Karriereleiter hinauf. Wenn ich es recht bedenke, dann hoffe ich fast, dass Dave mir eine schlechte Note gibt. Seine Zukunft hängt wirklich am seidenen Faden, irgendwo zwischen 3+ und 2-.
Was mich nun endgültig zum Ende meiner Geschichte bringt. Ich habe euch ja anfangs versprochen, dass ich kein kluges Zeug von mir gebe oder groß auf Charakterentwicklung setze. Ich glaube, ich habe mich geirrt (nicht was das kluge Zeug angeht, aber Charaktere entwickeln sich zwangsläufig, die Menschen verändern sich eben, daran lässt sich nichts ändern). Am Anfang der Woche wusste ich nicht, wer ich wirklich bin. Ich habe fünf Tage damit verbracht, meine innersten Gefühle nach außen zu kehren und mir den Kopf zu zermartern, zu welcher Kategorie von Leuten ich gehöre. Inzwischen ist mir das ziemlich egal. Ich bin, der ich bin. Zum Teufel mit all den Etiketten und Schubladen. Wenn ich nicht in sie hineinpasse, soll’s mir recht sein.
Das Ende
Jetzt liege ich also hier (auf dem Bett eines Mädchens! ), meine Finger mit denen von Em verschränkt, deren Daumen über meinen Handrücken streicht. Wir haben uns nicht geküsst, uns nicht unsere unsterbliche Liebe gestanden, uns nicht mal sehnsüchtig in die Augen geschaut. Der Regen trommelt weiterhin gegen ihr Schlafzimmerfenster und ich bin zufrieden.
» Wie geht es dir?«, fragt sie, legt sich neben mich und muss plötzlich
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