Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
ergriffen. Hinzu kam die Sorge, Eleanor könnte schon wieder fort sein oder hätte– noch schlimmer!– mit angesehen, wie ich von dem jämmerlichen Warmduscher eins auf die Nuss bekommen hatte. Ich schob meinen geschundenen Körper ins Badezimmer, bereit, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Mein ganzes Gesicht fühlte sich taub und geschwollen an. Langsam hob ich meinen Kopf vor dem Spiegel und…
Oh, mein Gott.
Zeig dein Gesicht
Stimmte etwas mit der Beleuchtung nicht? War etwas mit dem Spiegel? Sah ich wirklich, was ich sah?
Ich traute meinen Augen nicht. Von Verletzungen keine Spur! Ich sah quasi völlig normal aus! Dann ging mir durch den Kopf, dass frische Blutergüsse zunächst kaum zu erkennen sind, doch in ein oder zwei Tagen…
In ein oder zwei Tagen wird mein Gesicht so aussehen, als hätte ich mit einem blinden Gorilla Backe-Backe-Kuchen gespielt!
Je länger ich hinschaute, desto röter wurde mein Gesicht. Ich sah die Striemen vor meinen Augen förmlich anschwellen.
Um Gottes willen. Ich werde völlig entstellt sein.
Allein der Gedanke bereitete mir Übelkeit. Ich umfasste die Wasserhähne und würgte, doch es kam nichts. Ich hörte die Stimmen meiner Mitschüler am Montagmorgen– » Ach du Scheiße, was ist denn mit dir passiert?«
Wenn ich ihnen nichts erzähle, werden sie sich selbst etwas Grässliches zusammenreimen …
Natürlich!
Wenn ich nichts sage, werden sie denken, dass es der Checker war und dass ich die unverdienten Schläge wie ein Mann weggesteckt hätte. Genial! Solange Zack nicht wieder mal allen das Ohr abkaut, habe ich gute Chancen, ein Held wider Willen zu werden, ein geschundenes Opfer.
Ich spülte mein Gesicht mit kaltem Wasser ab, was die Röte meiner Blutergüsse zu lindern schien (beziehungsweise die Röte meines übrigen Gesichts erhöhte, das war schwer zu entscheiden), die jetzt kaum noch zu erkennen waren. Aber das würde nicht lange so bleiben. Wollte ich Eleanor mit halbwegs akzeptabler Visage gegenübertreten, musste ich mich beeilen, weil in zehn oder zwanzig Minute wieder alles rot angeschwollen sein würde.
Ich warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Der bist der » good guy«, sagte ich mir, nicht der böse Junge. Du hättest die billige Schwuchtel windelweich prügeln können, hast sie aber geschont, weil sie so geheult hat. Du bist der » good guy«.
Im Nachhinein muss ich eingestehen, dass mein Gehirn natürlich totalen Schwachsinn von sich gab, doch ich musste irgendwie mein Selbstvertrauen wieder aufmöbeln, wollte ich Eleanor in diesem Zustand gegenübertreten. Die Aussicht, sie gleich zu sehen, baute mich auf. Allein der Gedanke an sie hüllte mich ein wie eine warme, kuschelige Decke.
Irgendwie war mein Optimismus noch nicht ganz flöten gegangen. Ich holte tief Luft, betrachtete mein Spiegelbild und sah mir in die Augen. Ich war bereit.
Ich versuchte, meine positiven Gedanken im Zaum zu halten, um nicht übermütig zu werden, doch sie ließen sich nicht unterdrücken. Eine mitreißende Filmmusik schwoll in meinen Kopf an– DAH , dah dah DAH , dah dah daaaaaaah …
Sobald ich realisierte, dass es sich um das Rocky -Thema handelte, ersetzte ich die Musik durch etwas weniger Bombastisches– Im Geheimdienst Ihrer Majestät. Die kennt ihr wahrscheinlich nicht, aber glaubt mir, sie ist große Klasse.
» Auf geht’s!«
Abgeholt
Zuversichtlich spazierte ich aus der Toilette, auf der Suche nach Eleanors Gesicht, während ich durch die Schar der Fast-Food-Esser pflügte, doch sie war verschwunden.
Ich trat hinaus auf den Parkplatz, hinter mir schwang die Tür zu. Irgendwo hier draußen musste mein Mädchen sein. Ich konnte sie spüren.
Ich fühlte mich wie ein Cowboy. Spürte den frischen Wind an meiner warmen Haut und erlaubte dem Regen, meine Wunden zu kühlen. Keiner konnte mich jetzt noch aufhalten. Wo war Zack?
Das Pfeifen von Zwei glorreiche Halunken mischte sich in meinen Soundtrack und pumpte das Adrenalin noch schneller durch meinen Körper. Ich kniff die Augen im stärker werdenden Regen zusammen und versuchte, irgendwo ihr wunderschönes Gesicht auszumachen. Einige Leute rannten zu ihren Autos, manche wollten schnellstmöglich nach Hause, während andere alle Zeit der Welt zu haben schienen. Als ich die Hoffnung schon aufgeben wollte und dachte, sie hätte sich bereits auf den Weg gemacht, sah ich sie.
Dort stand Eleanor, am Straßenrand, und betrachtete den Verkehr. Mein Herz verwandelte sich in ein schmelzendes Marshmallow,
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