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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clempson
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sein Lachen in dem Moment, in dem ich von jemand anders gedemütigt wurde, besonders kränken könnte. Wahrscheinlich fand er einfach die Vorstellung lustig, dass sich jemand in die Hose macht. Er ist von einer naiven Selbstvergessenheit, und deshalb kommt er auch damit durch, ein illoyaler kleiner Feigling zu sein– alle nehmen ihn so, wie er ist, und verzeihen ihm sein Verhalten. Wahrscheinlich sollte ich’s einfach genauso halten.
    » Wir sehen uns später«, sagte ich zu ihm.
    Mir war in diesem Moment nicht danach, ihm zu vergeben. Damit musste er jetzt allein klarkommen. Ich würde bestimmt nicht bei ihm bleiben und seine Hand halten.
    Ich ließ mich wieder bei den Metallern nieder, die ebenfalls sehr überzeugend darin waren, so zu tun, als lasse sie das, was sich hier anbahnte, völlig kalt.
    » Was geht denn hier ab?«, flüsterte ein stämmiges Mädchen, deren Make-up so aussah, als hätte es ein schwanzloser blinder Hund aufgetragen (nennen wir sie Lorraine).
    » Die sind hinter diesem Tampon her«, erklärte ich.
    » Alle auf einmal?«, fragte sie empört.
    » Weiß nicht.« Ich zuckte die Schultern und schüttelte besorgt den Kopf.
    » Und was wollen sie mit ihm machen?«
    » Weiß nicht!«
    » Meine Güte. Ich weiß, dass er eine miese kleine Ratte ist, aber alle auf einmal? Das ist nicht okay. Das ist echt nicht okay, Mann.«
    » Das hab ich ihnen auch gesagt«, log ich, » aber wenn wir hier nicht eine große Schlacht zwischen den beiden Gangs haben wollen, können wir nichts machen. Ich meine, er ist ja nicht mal einer von uns.«
    Wieder mal erzeugten meine Worte einen üblen Geschmack im Mund. Wir konnten ihn nicht davor bewahren, durchgeprügelt zu werden, weil er keiner von uns war? Auch ich bin keiner von uns!
    Aber das pummelige Kein-Schwanz-Hund-Make-up-Mädchen (wir nennen sie doch nicht Lorraine) hatte keine Zeit, über den Schwachsinn nachzudenken, den ich so nachlässig von mir gegeben hatte, weil die Kameraden im Anmarsch waren. Sie hatten ihren Sammelplatz am Beginn des Feldes aufgegeben und schlenderten jetzt auf uns zu. Tampon entgegen.
    Habe ich » schlendern« gesagt? » Stolzieren« wäre passender. Sie schoben ihre Schultern hin und her wie Models auf dem Laufsteg. Ihre Arme hielten sie dabei unnatürlich weit vom Körper ab, als würden sie mit beiden Händen schwere Farbeimer tragen. Außerdem flog ihnen alle zwei Sekunden die Spucke aus ihren verkniffenen Mündern (wo nahmen sie nur all den Speichel her und warum landete der nicht auf den Wangen der Nebenleute?). Es war wirklich erstaunlich, wie synchron sie sich bewegten. Als hätten sie alle dieselbe Schule besucht und das große Schwuchtel-Examen abgelegt. Ich stellte sie mir unwillkürlich in Eds Garten vor, wie sie zum Grease -Soundtrack ihre Bad-Boy-Choreografie einstudierten, während Eds Mutter sie mit Kuchen und Limonade versorgte.
    Trotz dieser amüsanten Vorstellung ließ der herannahende Konflikt mein Herz bis zum Hals schlagen. Obwohl ich wusste, dass sie es nicht auf mich abgesehen hatten, bekam ich gewaltiges Muffensausen. Warum eigentlich? Wegen dem, was Tampon bevorstand? Wen kümmerte das? Andererseits ist doch niemand gern in einer Situation, in der die Chancen gut stehen, dass jemandem der Schädel eingeschlagen wird. Kennt ihr die Szene aus Platoon, mit dem Gewehrschaft? An diese Szene musste ich jetzt denken, und noch nie war sie mir so realistisch vorgekommen.
    Ich war schon immer ein Hasenfuß, wenn es um Konflikte geht– egal ob groß oder klein, die machen mich einfach nervös. Doch diesmal schien ich zumindest nicht der Einzige zu sein, denn allen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Vor allem Tampon. Als ich seine schreckgeweiteten Augen sah, begriff ich endlich, warum er und Cole hierhergekommen waren. Sie hatten mich weder einschüchtern noch im Auge behalten wollen, sondern waren aus demselben Grund hier wie ich– weil sie Schutz suchten. Sie hatten den Sportplatz aufgesucht, weil sie hofften, dass wir Tampon davor bewahren würden, in Stücke gerissen zu werden– und hier saßen wir nun, waren genauso zahlreich wie die Kameraden und rührten keinen Finger.
    » Halt!«, rief Ed, womit er die Kameraden nur wenige Schritte von mir und knapp zwanzig Meter von Tampon entfernt zum Stehen brachte.
    Tampon beachtete sie nicht, sondern redete weiter mit Cole.
    » Hey, du kleines abgefucktes Tampon-Arschgesicht!«, schrie er.
    Sämtliche Kameraden brachen in hysterisches Gelächter aus.
    » Was?«,

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