Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
muss was tun!
Doch noch immer bewegte sich keiner vom Fleck.
Die hören garantiert gleich auf. Wenn nicht, dann muss ich was tun.
Aber sie hörten immer noch nicht auf und ich tat immer noch nichts
Der Angriff hatte vor circa zehn Sekunden begonnen, doch in jeder einzelnen dieser zehn Sekunden wurde ein Dutzend Mal zugetreten, und jeder einzelne dieser Tritte schien zehn Sekunden anzudauern. Ich wollte nicht an die Verletzungen denken, die ihm zugefügt wurden.
Ich muss sie aufhalten. Die hören doch bald von selbst auf, oder? Die werden ihn doch wohl nicht umbringen? Oh, mein Gott, ist das grausam!
Plötzlich wurde mir klar, dass auch ich aufgestanden war, ohne es zu merken. Ich machte einen Schritt nach vorn, bereitete mich darauf vor, einzuschreiten. Aber wie sollte ich das anstellen? Vielleicht würden sie dann auch mich angreifen.
Zu meiner Erleichterung hörte einer von ihnen mit dem Treten auf. Ein paar Kameraden legten eine Pause ein und traten ein Stück zur Seite…
Um Himmels willen!
Jetzt trampelten sie wirklich auf ihm herum. TRAMPELTEN AUF IHM HERUM ! Mit aller Kraft!
FUCK !
Die hörten nicht auf.
Ich machte einen weiteren Schritt nach vorn. Ich durfte das doch nicht einfach geschehen lassen. Ich musste etwas tun. Mein Gewissen schrie mich an, etwas zu unternehmen. Ja, so konnte es gehen. Ich würde etwas rufen…
» VERDAMMT , DAS REICHT !«
Mehr war nicht nötig. Diese drei Wörter reichten aus, um den Kameraden Einhalt zu gebieten. Vermutlich waren sie jetzt selbst schockiert von dem, was sie getan hatten. Vermutlich hatten sie darauf gewartet, dass sie irgendjemand am Weitermachen hinderte. Hatten gehofft, von irgendjemandem gestoppt zu werden, denn sie wollten den Jungen ja nicht umbringen. Wenn auch niemand der Erste sein wollte, der aufhörte.
Ich hoffe, dass sie ihre Tat bitter bereuten. Ich hoffe, dass ihnen genauso übel war wie mir– aber das ist wohl nur ein frommer Wunsch. Sie sind, wie sie sind, und vielleicht kann das niemand ändern, doch ich bin ich, ein guter Kerl, der Held dieser Geschichte. Ich werde mir nie verzeihen können, erst so spät eingeschritten zu sein. Doch was mich wirklich krank macht, wovon mir schlecht wird, wenn ich nur daran denke, und was mir jetzt noch kalte Schauer über den Rücken laufen lässt, ist die Tatsache, dass, obwohl ich die einzige Person weit und breit bin, die mit den Kameraden auf Du und Du steht, diese drei Wörter, die der finsteren Barbarei ein heroisches Ende bereitet hatten, nicht von mir ausgesprochen worden waren. Auch nicht von Dwight. Oder Cole. Letztendlich war es nur eine einzige Person, die den Mumm und die Moral aufbrachte, sich zur Wehr zu setzen: der vieräugige Schachklub-Nerd der Finsternis.
Ich hasse mich dafür.
Lunchpause
Mannomann, tut das weh! An der Seite meines Kopfes scheint eine blutige Schwellung von der Größe eines Tennisballs zu pochen, doch als ich mit den Fingern danach taste, kann ich überraschenderweise nichts Besonderes feststellen. So fühlt es sich also an, wenn man eine verpasst kriegt. Wenn der Kopf Bekanntschaft mit dem Knochen eines Armes macht. Ich bin weder in die Knie noch k. o. gegangen, was ein Glück für den Angreifer war, der ansonsten meine volle Rache zu spüren bekommen hätte. Allerdings lege ich nicht den geringsten Wert darauf, so etwas in meinem Leben noch einmal zu erleben. Eine Wiederholung ist zwar wahrscheinlich, doch kann ich nicht behaupten, mich darauf zu freuen.
Ich schrieb alles auf, was gerade passiert war, während ich vor dem Klassenzimmer von James’ Deutschkurs wartete. Als er herauskam und ich ihm die Neuigkeiten mitteilte, reagierte er, wie nicht anders zu erwarten, mit Anteilnahme und Zorn.
» Was für ein Blödmann! Warum hat er dich geschlagen?«
» Weil er ein altes Schwanzgesicht ist.«
» Und was hast du gemacht?«
» Nichts! Wir wollten uns nur davon überzeugen, dass er okay war, aber er schrie wie verrückt hinter den Kameraden her, dass sie zurückkommen und ihn endgültig fertigmachen sollten. Ich hab ihm natürlich geraten, das sein zu lassen, so wie die anderen auch, aber dann ist er plötzlich total ausgetickt. Ich meine, echt total ausgetickt. Er schrie und heulte und fluchte und zitterte, und alle haben versucht, ihn festzuhalten, aber der hat gezappelt und sich gewunden wie meine Katze, wenn ich sie in die Kiste sperren will, um sie zum Tierarzt zu bringen, und irgendwie hat er mich dann halt am Kopf erwischt«, erklärte ich in
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