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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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Vorgeschmack auf das Essen – ein Stück Tomate oder ein paar Kichererbsen. Führe ich eine neue Zutat wie Pinienkerne ein, biete ich ihnen schon beim Kochen etwas davon an, um sie auf den Geschmack zu bringen. Manchmal ist es anstrengend, meine Kinder dazu zu bringen, den Lebensmittel- cadre einzuhalten. Vor allem wenn Simon auf Reisen ist, bin ich oft versucht, die Vorspeise wegzulassen, ihnen einen Teller Nudeln vorzusetzen und das Abendessen zu nennen. Kommt das manchmal vor, schlingen sie sie glücklich hinunter. Forderungen nach Salat und Gemüse werden dabei nicht laut.
    Wie die Französinnen habe ich aber grundsätzlich akzeptiert, dass es meine Pflicht ist, meine Kinder mit den verschiedensten Geschmacksrichtungen vertraut zu machen und Mahlzeiten zuzubereiten, die equilibrés sind. Meist halten wir uns an die französische Regel, mittags üppige, proteinhaltige Speisen und abends leichtere, kohlenhydrathaltige Gemüsegerichte zu essen. Die Kinder essen viel Nudeln, aber ich versuche, mit Hilfe von unterschiedlichen Nudelformen und Saucen für Abwechslung zu sorgen. Wenn ich Zeit habe, mache ich einen großen Topf Suppe zum Abendessen (auch wenn ich mich nicht dazu durchringen kann, sie zu pürieren) und serviere sie mit Reis oder Brot.
    Es überrascht nicht, dass den Kindern das Essen besser schmeckt, wenn es mit frischen Zutaten zubereitet und hübsch angerichtet wird. Ich versuche auch farblich für Ausgewogenheit zu sorgen und gebe ein par Scheiben Tomaten oder Avocado dazu, wenn das Essen langweilig aussieht. Wir haben eine Sammlung bunter Melaminteller. Aber zum Abendessen benutze ich weißes Porzellan, das die Farben der Nahrungsmittel besser zur Geltung bringt und den Kindern signalisiert, dass wir eine Erwachsenenmahlzeit genießen.
    Ich erlaube ihnen, sich selbst zu bedienen. Schon als die Jungen sehr klein waren, habe ich an Nudelabenden eine Schüssel mit geriebenem Parmesankäse herumgehen lassen, den sie selbst über ihre Pasta streuen durften. Sie dürfen einen Löffel Zucker in ihre heiße Schokolade und manchmal auch in ihre Joghurts geben. Bean bittet mich gegen Ende einer Mahlzeit oft um eine Scheibe Camembert oder ein anderes Stück Käse, den wir gerade im Haus haben. Mit Ausnahme von besonderen Anlässen gibt es abends weder Kuchen noch Eiscreme. Schokosandwiches bekommen die Kinder von mir nach wie vor nicht.
    Es hat ein wenig gedauert, bis uns das alles in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es hilft, dass vor allem die Jungs großen Appetit haben. Eine ihrer Erzieherinnen in der crêche nennt sie gourmands , was eine höfliche Umschreibung für Vielfraße ist. Ihr Lieblingswort sei encore (»mehr«). Sie haben die Unsitte entwickelt, am Ende einer Mahlzeit die Teller hochzuheben, um zu zeigen, dass sie schon aufgegessen haben. Wahrscheinlich haben sie das auch aus der Krippe. Das bisschen Sauce oder Suppe, das sich noch darauf befindet, schwappt dann auf den Tisch. (In der crêche haben sie die bestimmt vorher mit Baguette aufgewischt.)
    Süßigkeiten sind bei uns nicht länger verboten. Jetzt, wo wir sie in Maßen anbieten, behandelt Bean nicht jede Nascherei, als wäre sie die letzte. Ist es draußen so richtig kalt, mache ich den Kindern morgens heiße Schokolade. Ich gebe ihnen dazu ein Stück Baguette von gestern, das ich kurz aufgebacken habe, und Apfelschnitze, die die Kinder in ihre Schokolade tunken. Das schmeckt wie ein sehr französisches Frühstück.
    54 Nathalie Guignon, Marc Collet und Lucie Gonzalez, »La santé des enfants en grande section de maternelle en 2005–2006«, Drees études et resultats , September 2010.
    55 Centers for Disease Control and Prevention , »Prevalence of Obesity Among Children and Adolescents: United States, Trends 1963–1965 Through 2007–2008«.
    56 Lemageur-ocha.com , »France, Europe, the United States: What Eating Means to us « : Interview mit Claude Fischler und Stelle Masson, online gestellt am 16. Januar 2008.

Hélènes Rezept für Chocolat chaud
    (ergibt etwa 6 Tassen)
    1–2 TL bitteren Kakao
    1 l Magermilch
    Zucker nach Belieben
    In einem Topf 1 bis 2 TL bitteres Kakaopulver mit etwas kalter oder zimmerwarmer Milch zu einer dicken Paste verrühren. Die restliche Milch unterrühren. (Das Kakaopulver sollte sich gleichmäßig verteilen und keine Klümpchen bilden.) Bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen. Die heiße Schokolade anschließend etwas abkühlen lassen. Haut, die sich eventuell gebildet hat, entfernen, und dann alles

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