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Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Titel: Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard David Precht
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macht sich über was Gedanken, und da macht man sich schon mal schlechte Gedanken.
    Ich glaube, da ist viel Wahres dran. Wer sich viele Gedanken macht, der hat auch leicht Sorgen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass Menschen im Vergleich zu anderen Tieren so intelligent sind. Unsere Gehirne kommen sehr leicht aus dem Gleichgewicht. Wenn wir schlechte Gedanken haben, fließen viele chemische Stoffe durch unser Gehirn und sorgen dafür, dass wir unglücklich sind. Das Gleiche gilt natürlich auch für schöne Gedanken und chemische Stoffe, die uns glücklich machen. Aber so ganz in der Mitte sind wir eigentlich nur selten. Und deswegen können wir Menschen schon von Natur aus nicht immer glücklich sein. Selbst wenn alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen, schützt uns das nicht vor schlechter Laune. König Friedrich der Große hatte fast alle seine Ziele erreicht: Er hat zwei große Kriege gewonnen, und vieles, was ihm wichtig war, hat er geschafft. Aber seine Ziele zu erreichen macht noch lange nicht glücklich. Unsere Einsicht heißt:
    Menschen sind so intelligent, dass sie nicht immer glücklich sein können. Denn unsere Gehirne sind oft im Ungleichgewicht. Selbst wenn man seine Wünsche erfüllt und seine Ziele erreicht, ist man nicht immer glücklich.
    Das, was Friedrich der Große in seinem Leben eigentlich gesucht hat, hat er nicht gefunden: seinen Seelenfrieden. Was er wollte, war ein sorgloses Leben inmitten von schönen Dingen. Aber was sind das eigentlich – schöne Dinge?
    = Was ist Schönheit?

Im Neuen Museum

    Was ist Schönheit?
    An diesem Morgen besuchen Oskar und ich die Museumsinsel. Wie ein Stück altes Griechenland liegen die Museen mitten in der Stadt. Die Spree fließt mit ihrem grünen Wasser langsam vorbei, und alles wirkt sehr idyllisch und zeitlos.
    Unser Ziel ist das Neue Museum und seine besondere Attraktion, die Büste der Pharaonen-Gattin Nofretete. Das Gebäude war lange Zeit nur eine Ruine und wurde erst vor wenigen Jahren wieder aufgebaut. Heute ist es eine sehr gelungene Mischung aus alter und neuer Architektur und selbst ein Kunstwerk. Wenn man hindurchgeht, braucht man eigentlich gar keine alte griechische, römische und ägyptische Kunst mehr – so schön ist das Museum selbst.
    Aber Oskar will natürlich die berühmte Nofretete sehen. Obwohl heute im Museum nicht zu viel los ist, müssen wir vor dem Saal im zweiten Stock anstehen. Nur wenige Besucher auf einmal dürfen hinein. Also unterhalten wir uns über die sagenumwobene Herrscherin Ägyptens und ihre ebenso bekannte Büste …
    Gefunden wurde die Büste der Nofretete in Tell el-Amarna am Ostufer des Nils in Mittelägypten. Hier hatte sich der Pharao Echnaton eine neue Stadt bauen lassen: Achet-Aton. Echnaton war ein sehr bedeutender Pharao. Er erklärte, dass es in Wahrheit gar nicht so viele verschiedene Götter gäbe, sondern nur einen einzigen: den Sonnengott Aton. Seine Frau Nofretete regierte möglicherweise ziemlich gleichberechtigt an seiner Seite. Zumindest scheint es, als ob sie den Rang einer Hohepriesterin hatte. Auch ihr Sohn Tutanchamun wurde sehr berühmt. Nicht, weil er ein bedeutender Herrscher war – sondern deshalb, weil man später sein Grab mit allen seinen Schätzen im Tal der Könige finden sollte.
    In der Zeit, als Echnaton Pharao war, kam es in Ägypten zu vielen heftigen Auseinandersetzungen. Die mächtigen Priester der alten Hauptstadt Theben wehrten sich gegen den neuen Aton-Kult. Und Echnaton ließ sie verfolgen. Zudem drohte dem ägyptischen Reich eine mächtige Konkurrenz im Osten: die Hethiter, ein kriegerisches Volk aus der späteren Türkei, waren dabei, ein Großreich zu errichten, und bedrohten damit die Vormachtstellung Ägyptens. Nach siebzehn Jahren Herrschaft starb Echnaton unter ungeklärten Umständen. Auch das Schicksal Nofretetes ist unbekannt.
    Dem Vergessen entrissen wurde die Gattin des Pharao, als deutsche Archäologen im Jahr 1912 in Amarna ihre Büste fanden. Seit 1920 ist sie in Berlin, und die Berliner meinen, dass sie inzwischen eigentlich eine Berlinerin ist. Die Ägypter dagegen sehen dies ganz anders und fordern immer wieder, dass die Büste der Nofretete unbedingt an Ägypten zurückgegeben werden sollte.
    Der Grund für den Streit ist schnell benannt. Zwar ist die Büste der ägyptischen Herrscherin nicht einmal einen halben Meter hoch und gerade einmal zwanzig Kilo schwer – aber sie ist unermesslich wertvoll. Die Versicherung schätzt ihren Wert auf 300

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