Warum gibt es alles und nicht nichts? - Precht, R: Warum gibt es alles und nicht nichts?
veranlagt. So hatte sich der König von Preußen seinen Nachfolger nicht vorgestellt. Aus dem Land sollte ein mächtiges Reich werden mit einem starken Herrscher. Als Friedrich sechs Jahre alt war, griff sein Vater in die Erziehung ein. Er ließ ihm genau sieben Minuten, um zu frühstücken. Und dann begann ein Tag voll mit Vorschriften und viel zu lernen.
Friedrich dagegen entzog sich den Anweisungen seines Vaters, wo er nur konnte. Er ließ sich heimlich Bücher besorgen, Romane und Literatur über Kunst und Musik. Und er begann damit, Flöte spielen zu lernen. Als sein Vater davon erfuhr, eskalierte der Streit. Immer wieder verprügelte der Vater den Sohn und verhängte brutale Strafen. Als 18 -Jähriger versuchte Friedrich bei Nacht und Nebel zu fliehen. Doch der Fluchtversuch scheiterte. Eine Zeitlang überlegte Friedrich Wilhelm, seinen eigenen Sohn zum Tode zu verurteilen. Stattdessen aber ließ er dessen besten Freund hinrichten, weil der die Ausreißpläne nicht verpetzt hatte. Das Todesurteil wurde vor Friedrichs Augen vollstreckt.
Um den Vater zu besänftigen, heiratete Friedrich eine Prinzessin, die Friedrich Wilhelm für ihn bestimmt hatte. Glücklich waren die beiden miteinander nie.
Als junger Mann lebte Friedrich auf Schloss Rheinsberg, einer Wasserburg hundert Kilometer von Berlin entfernt. Hier, weit weg von seinem Vater, verbrachte er die glücklichsten Jahre seines Lebens. Er beschäftigte sich mit Literatur, Musik, Kunst und Philosophie. Und er schrieb ein Buch darüber, wie ein anständiger König sich gegenüber anderen Menschen zu verhalten habe.
Nur kurze Zeit später hatte Friedrich die Chance zu beweisen, dass er es besser machen würde als andere Könige. 1740 starb sein verhasster Vater, und Friedrich wurde König von Preußen. Sofort setzte er die erste seiner Ideen um: Er verbot es, in Preußen Menschen zu foltern. Im nächsten Schritt erklärte er, dass es in seinem Land völlig egal sein sollte, welche Religion jemand hat. Für die damalige Zeit, in der wegen Glaubensfragen heftig gestritten und gekämpft wurde, ein großer Schritt. Allerdings galt diese Regel nicht für die Juden, die in Preußen weiterhin ein schweres Leben hatten.
Auch in einer anderen Hinsicht wurde der neue König schnell zur Enttäuschung. Hatte er es nicht zur wichtigsten Regel eines Königs erklärt, den Frieden zu bewahren? Kaum sechs Monate im Amt, überfiel Friedrich mit seiner Armee Schlesien. Das Gebiet gehörte damals zu Österreich. Nach fünf Jahren Krieg war Schlesien in preußischer Hand.
Als siegreicher Feldherr machte sich Friedrich daran, einen Traum zu erfüllen. So glücklich, wie er als junger Mann in Rheinsberg gewesen war, so glücklich wollte er wieder werden. An einem Ort der Schönheit, der Ruhe und der Kunst. In Potsdam ließ er sich ein kleines Sommerschloss nach eigenen Zeichnungen bauen. Und der Name dafür war: Sanssouci. Ein französisches Wort. Auf Deutsch bedeutet es: » ohne Sorge«.
Inmitten des heutigen Potsdamer Parks ließ Friedrich 1744 einen Weinberg errichten, gegliedert in sechs Terrassen. Und oben drauf kam das Schloss. Auch wie und wo er seine ewige Ruhe finden wollte, schrieb der gerade 32 -jährige König genau auf: Er wollte hinter seinem Schloss begraben werden, auf der obersten Stufe seiner Weinterrassen. Von hier aus hatte man einen phantastischen Blick über den Park. Mit ihm in die Gruft sollten nur seine Lieblingshunde kommen. » Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden.« Er wollte kein großes Begräbnis, keinen feierlichen Pomp und Prunk. Nur der Schein einer einzigen Laterne sollte ihn auf dieser letzten Reise begleiten.
Doch das Leben des Königs verlief ganz anders als geplant. Zwar verbrachte Friedrich in den Sommermonaten viel Zeit in Sanssouci, aber ein Ort ohne Sorgen wurde das Schloss nicht. Zu seinen Erfolgen gehörte, dass der König der Bevölkerung mehr Rechte gab. Er gründete mehrere hundert Schulen. Und er setzte durch, dass in seinem Staatsgebiet Kartoffeln angebaut wurden. Doch mit dem berühmten französischen Philosophen Voltaire, der zwei Jahre sein Gast war, kam es fast nur zum Streit. Und der König, der schon zu Lebzeiten den Beinamen » der Große« erhielt, wurde ein König der Kriege.
Er überfiel mit seinem Heer Sachsen und begann damit einen blutigen und mörderischen Krieg. Dieser Krieg dauerte insgesamt sieben Jahre. Nach drei Jahren stand Friedrich kurz vor einer vernichtenden Niederlage. In
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