Warum hab ich ihn gekuesst
Pub. Weißt du noch, wie gern wir das früher gemacht haben?"
Sie ist wirklich clever, gestand Kirsty sich ein. Wäre Drew tatsächlich mit ihr verlobt gewesen, wären sie jetzt beide verärgert gewesen und würden sich fragen, ob der Altersunterschied zwischen ihnen nicht zu groß wäre. Allerdings wurde Kirsty schnell klar, dass sie Drew unterschätzt hatte. Unbeeindruckt von ihrer Boshaftigkeit, bedankte er sich bei Rachel für die Einladung und teilte ihr, Kirsty, mit, dass er später mit ihr über ihre Rolle sprechen würde. Nachdem er ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, verließ er mit Rachel das Theater.
Kirsty sah die beiden kurz, als sie und die anderen nach draußen gingen. Drew stieg gerade in den Fond von Alans Limousine.
„Mach nicht so ein trauriges Gesicht", meinte Cherry mitfühlend. „Es besteht wohl kein Zweifel daran, mit wem er in diesem Moment lieber zusammen wäre."
Kirsty bezweifelte es auch nicht, aber Cherry würde schockiert sein, wenn sie ihr sagte, was sie dachte. Daher rang sie sich ein Lächeln ab und erklärte, sie hätte doch mit dem Wagen kommen sollen, weil es so kühl sei und sie keine Lust habe, zu Fuß nach Hause zu gehen.
„Ich muss dich noch warnen, bevor du gehst", erwiderte Cherry. „Ich weiß, dass Clive ein Charmeur ist, aber ich hatte den Eindruck, dass Drew nicht besonders begeistert war, als ihr beide miteinander getuschelt habt."
Kirsty bemühte sich, sie ungläubig und missmutig zugleich anzusehen. „Ich suche mir meine Freunde selbst aus."
Cherry wirkte nicht überzeugt und ziemlich besorgt, und Kirsty hasste sich dafür, dass sie ihr gegenüber nicht ehrlich war. Allerdings konnte sie ihr auf keinen Fall die Wahrheit sagen.
„Keine Angst", beschwichtigte sie sie. „Drew ist nicht besitzergreifend."
Cherry warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Ach nein?" meinte sie ironisch. „Wenn du das wirklich glaubst, bist du sehr naiv. Ich finde, der Ausdruck in seinen Augen war ziemlich besitzergreifend, als Drew dich angesehen hat. Alle Männer, die verliebt sind, sind bis zu einem gewissen Grad eifersüchtig, meine Liebe, und dein Drew ist da keine Ausnahme. Meiner Meinung nach ist er sogar schlimmer als der Durchschnitt. Seine kühle Fassade täuscht."
Als Clive feststellte, dass sie nicht mit dem Wagen da war, ließ er sich von jemand anderem mitnehmen, und Kirsty musste allein nach Hause gehen.
Eigentlich war es ihr auch lieber so. Das Lesen war in vieler Hinsicht sehr spannend gewesen, und sie hatte das Theater mit vielen neuen Anregungen und Ideen verlassen. Trotzdem konnte sie auf dem Nachhauseweg nur an Drew denken. Wahrscheinlich saß er jetzt in Rachel Bellamys Wohnzimmer, trank Cherry und machte höfliche Konversation mit seiner großen Liebe, während Rachel wohlwollend daneben saß.
Natürlich war es verständlich, dass Rachel ihrer Freundin helfen wollte. Trotzdem empfand Kirsty Mitleid für Drew, weil er dazu verdammt war, den Rest seines Lebens mit einer so gefühlskalten Frau wie Beverley Travers zu verbringen.
Als ihr bewusst wurde, welche Richtung ihre Gedanken nahmen, riss sie sich zusammen. Was war bloß mit ihr los? Wenn sie schon jemanden bemitleiden musste, dann sich selbst.
Das kleine Apartment, das sie von Mrs. Cummings gemietet hatte, war sehr gemütlich, besonders jetzt, da die Gardinen zugezogen waren und die Stehlampe das Chintzsofa und den beigefarbenen Teppich in sanftes Licht tauchte. Stolz blickte Kirsty sich im Wohnzimmer um. Auf der Frisierkommode standen einige gerahmte Fotos von ihrer Familie, und am Samstag hatte sie noch einen bunten Blumenstrauß gekauft. Ihre Mutter hatte ein Händchen dafür, eine behagliche Atmosphäre zu schaffen, und sie, Kirsty, hatte diese Begabung von ihr geerbt. Sie beschloss, sich vor dem Essen die Haare zu waschen, und zog ein buntes Shirt an, bevor sie in das kleine Bad ging.
Kirsty hatte sich gerade ein Handtuch um ihr nasses Haar geschlungen und die Küche betreten, um sich ein Omelett zu machen, als es an der Tür klingelte.
Da sie vermutete, dass es Cherry war, öffnete Kirsty lächelnd die Tür, wurde jedoch gleich wieder ernst, als sie sich Drew gegenübersah. Er trug immer noch die Lederjacke, die er beim Verlassen des Theaters angehabt hatte, und wirkte sehr imposant.
„So habe ich es gern", sagte er mit einem ironischen Unterton. „Eine liebevolle Begrüßung von meiner Verlobten! Willst du mich nicht reinbitten?"
Kirsty war automatisch
Weitere Kostenlose Bücher