Warum hab ich ihn gekuesst
einen Schritt zurückgewichen, und er folgte ihr in den schmalen Flur.
„Ich dachte, du würdest mit Rachel und ihrem Mann zu Abend essen", erklärte sie und errötete, als er erwiderte: „Wie kommst du denn darauf? Oder sehe ich etwa wie ein Mann aus, der seine Verlobte verhungern lässt, während er mit seiner Exfreundin diniert?"
„Aha, du hast ihnen also erzählt, dass du zu mir fährst", meinte sie verächtlich. „Ich schätze, Beverley war eifersüchtig, wie es sich gehört?"
„Wenn sie es war, hat sie es sich nicht anmerken lassen." Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, wie leicht sie bekleidet war.
„Ich wollte früh ins Bett gehen ..." sagte sie stockend und errötete vor Wut. Sie musste sich niemandem gegenüber rechtfertigen, schon gar nicht Drew gegenüber, und brauchte auch nicht verlegen zu werden.
„Ohne zu essen?"
„Ich wollte mir gerade ein Omelett machen", verteidigte sie sich. „Es war ein anstrengender Tag, und nach Freitagabend..."
„Ah ja, Freitagabend." Seine Augen funkelten spöttisch. „Das ist einer der Gründe, warum ich dich sehen wollte. Morgen fahre ich mit dir nach York, um dir einen Verlobungsring zu kaufen. Ich hole dich um elf ab. Wir werden irgendwo zu Mittag essen und dabei über deine Rolle sprechen. Das wollte ich sowieso."
„Und auf die Art kannst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, stimmt's?" erkundigte Kirsty sich angespannt. Dieser Mann war so überheblich! „Ich will keinen Ring. Es ist nicht nötig."
„Für mich schon", entgegnete Drew. „Und wenn es lediglich dazu dient, Narren wie Clive Richmond davon abzuhalten, mit dir zu flirten."
„Und damit unsere Pläne zu durchkreuzen?" Sie war wütend und wusste gar nicht, warum. Warum kümmerte es sie, wenn Drew nur an Beverley Travers dachte? Die beiden haben einander verdient, sagte sie sich, und sie sind mir völlig egal.
„Warum föhnst du dir nicht erst die Haare?" schlug Drew zu ihrer Überraschung vor. „Ich mache uns dann das Omelett."
Am liebsten hätte sie ihm mitgeteilt, dass sie lieber allein essen würde, doch sie wollte nicht undankbar sein, und außerdem gab es einige Aspekte, was ihre Rolle betraf, die sie gern mit ihm besprechen wollte.
Helen hatte ihn als hervorragenden Regisseur bezeichnet, und vermutlich hatte sie Recht, so ungern Kirsty es sich auch eingestand.
Nachdem sie sich die Haare mit einem Handtuch trockengerubbelt hatte, zog sie das Sleepshirt aus und schlüpfte wieder in ihre Jeans und einen sauberen Pullover. Drew merkte es sofort, als sie wieder die Küche betrat.
„Das wäre nicht nötig gewesen", erklärte er trocken. „Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu schlafen."
Kirsty wandte sich ab und zwang sich, nicht zu erröten. Natürlich hatte sie nicht angenommen, dass er es vorhatte. Sie hatte sich in dem Sleepshirt nur nicht wohl gefühlt, zumal er einen teuren Kaschmirpullover und eine ebenfalls teuer aussehende dunkle Hose trug. Die Lederjacke hatte er inzwischen ausgezogen und über einen Stuhl gehängt, aber ein Blick genügte, und sie wusste, dass sie auch nicht billig gewesen sein konnte.
„Das Omelett ist fertig", verkündete Drew. „Reichst du mir bitte die Teller? Ich habe sie im Backofen gewärmt."
Sie aßen das Omelett von Tabletts, die sie sich auf die Knie gestellt hatten. Das Ganze hatte etwas seltsam Intimes an sich, und Kirsty verspürte einen unerklärlichen Stich. Was kümmert es mich, ob Drew mich nur benutzt? fragte sie sich. Schließlich hatte sie vor, den Spieß umzudrehen. Doch es war ihr nicht egal. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, als sie den letzten Bissen aß.
Er war so attraktiv, so männlich, dass wohl keine Frau ihm gegenüber lange gleichgültig bleiben konnte. Aber es war mehr als nur das. Er war intelligent und wortgewandt und würde der Frau seines Herzens ein guter Freund und Geliebter zugleich sein. Erneut überlegte Kirsty, was mit ihr los war. Plötzlich schmeckte das Omelett richtig fade. Sie verachtete Drew Chalmers! Er war arrogant und dominant, und diese Eigenschaften konnte sie bei Männern nicht ausstehen.
„Ich hoffe, dieses Opfer hat die gewünschte Wirkung", sagte sie scharf, als sie die leeren Teller in die Spüle stellte. „Vergiss nicht, dass du mit Beverley Travers hättest speisen können."
„Stattdessen habe ich mich entschieden, mit der Frau zu essen, die ich liebe", erwiderte er spöttisch. „Allerdings bezweifle ich, dass sie mir glauben würden
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