Warum hab ich ihn gekuesst
abgelehnt, und diese Erkenntnis erfüllte sie mit einem unerträglichen Schmerz.
Als Kirsty am nächsten Morgen die Augen öffnete, erinnerte sie sich an den vergangenen Abend. Am ganzen Körper zitternd verließ sie das Haus, um ins Theater zu fahren, und dort angekommen, war sie ein einziges Nervenbündel.
Sie rang sich ein Lächeln ab und gesellte sich zu den anderen auf die Bühne.
Rachel und David waren in ein Gespräch vertieft, Pete, der Beleuchter und Bühnenbildner, war damit beschäftigt, einige Scheinwerfer zu installieren.
Cherry war nirgends zu sehen, und Kirsty schlenderte zu einer Gruppe, zu der auch Meg und Chris gehörten. Clive hatte sie ebenfalls gesehen, und sie war davon überzeugt, dass er sie genauso bemerkt hatte, auch wenn er so tat, als wäre es nicht der Fall.
„Es war ein ganz schöner Schock für Simon, das sage ich dir", erklärte Meg, „und die arme Helen ist schrecklich enttäuscht. Aber er hatte natürlich keine andere Wahl."
„Dann ist er also weg?"
„O ja", bestätigte Meg. „Er ist schon heute Morgen gefahren. Du Arme", fügte sie an Kirsty gewandt hinzu. „Hast du eine Ahnung, wann er zurückkommt?"
Kirsty versuchte, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen, und seufzte erleichtert auf, als Simon hereinkam und sie mit einem geistesabwesenden Lächeln begrüßte.
„Die meisten von euch wissen sicher schon, dass Drew nach London zurückkehren musste, weil es Probleme mit dem Stück gibt, das er gerade schreibt. Aber hoffen wir, dass er bald zurückkommt. Heute möchte ich mich auf die Rollen des Claudio und der Hero konzentrieren. Wenn Kirsty und Rafe also bitte herkommen könnten ..."
Drew war abgereist! Kirsty konnte es kaum glauben. Doch nicht etwa wegen gestern Abend? überlegte sie. Aber Simon zufolge hatte es etwas mit seinem Stück zu tun. Sie versuchte sich damit zu trösten, das er niemals derart emotional reagieren würde. Dennoch befürchtete sie, dass es etwas mit ihr zu tun hatte.
Während der Proben gelang es ihr allerdings, Drew aus ihren Gedanken zu verbannen.
In der Mittagspause nahm sie Rafes Vorschlag an, in einem Pub in der Nähe zusammen zu essen. Sie verbrachten den größten Teil der Zeit damit, über ihre Rollen zu sprechen, und als sie ins Theater zurückkehrten, fühlte Kirsty sich viel besser.
Es hielt jedoch nicht lange an, denn nachdem Simon verkündet hatte, für heute wäre Schluss, kam Rachel zu ihr.
„Drew ist also wieder in London", sagte sie und betrachtete sie nachdenklich.
„Mein armes Schätzchen - aber es war natürlich von Anfang an klar, dass eure Verlobung nicht von Dauer sein konnte. Drew ist ein Mann von Welt, der sich von seinen Gefühlen hat leiten lassen, und das bedauert er jetzt sicher. Denn wenn er es gewollt hätte", fügte sie zuckersüß hinzu, „hätte er genauso gut hier an seinem Stück arbeiten können."
Die folgenden Tage verliefen alle ähnlich. Simon war ein hervorragender Regisseur, der es verstand, das Beste aus seinen Schauspielern herauszuholen.
Als Rachel und David eines Nachmittags die erste Szene probten, musste Kirsty zugeben, dass Rachel die Beatrice sehr überzeugend verkörperte, und sie beneidete sie darum. Rachel war mit Leib und Seele Schauspielerin und ihr Mann ein viel beschäftigter Geschäftsmann. Daher schienen die vielen Trennungen den beiden nichts auszumachen. Vielleicht bin ich doch nicht zur Schauspielerin geboren, dachte Kirsty, als Simon sie beiseite nahm, um ihr zu erklären, welche Vorstellungen er von ihrer Rolle hatte. Im Lauf der Proben waren sie alle übereingekommen, sich zu duzen.
„Traditionsgemäß verzeiht Hero Claudio sofort, dass er sie verurteilt, aber Drew und ich finden sie zu blass. Als Claudio sie zum Beispiel während der Trauzeremonie zurückweist, soll sie nicht so pathetisch, sondern vielmehr sarkastisch reagieren. Du wurdest von dem Mann, den du liebst, zurückgewiesen.
Zuerst bist du verwirrt und gehst in die Defensive, aber dann ..." Er rezitierte die entsprechende Stelle, um ihr zu zeigen, was er meinte, und einige andere Mitglieder des Ensembles kamen herbei, um zuzuhören, als Rafe und Kirsty die Szene noch einmal spielten.
„Jetzt hast du den Dreh raus", bemerkte Simon beifällig und warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich möchte nur noch einmal eure letzte Szene durchgehen", fügte er an die beiden Männer gewandt hinzu, die den Don Pedro und den Don John spielten.
Als Kirsty sich abwandte, kam
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