Warum hab ich ihn gekuesst
Rachel zu ihr. „Sehr gut", lobte sie. „Aber an Zurückweisung bist du ja gewöhnt, oder? Hast du schon von Drew gehört, seit er nach New York geflogen ist?"
Kirsty versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schockiert sie war, und wusste, dass es ihr nicht gelungen war, als Rachel gespielt besorgt fortfuhr:
„Wusstest du denn gar nicht, dass er in New York ist? Er und Beverley sind vor zwei Tagen hingeflogen. Sie hat mich gestern Abend angerufen. Sie ist überglücklich ..."
Von dem Tag an trug Kirsty den Ring nicht mehr, weil nun auch ihr letzter Hoffnungsschimmer, dass ein Wunder geschehen und Drew doch etwas für sie empfinden würde, erloschen war. Cherry sprach sie darauf an, und Kirsty erwiderte, der Ring sei ein wenig zu groß und sie habe Angst davor, ihn zu verlieren.
Eines Nachmittags kam Helen vorbei, um bei den Proben zuzuschauen, und Kirsty stellte erschrocken fest, wie blass und erschöpft sie aussah. Es war offensichtlich, dass Simon sich auch Sorgen um sie machte, und Kirsty verspürte einen Anflug von Wut auf Drew. Konnte er nicht auf einige Wochen an Beverleys Seite verzichten, um seinen Freund zu entlasten? Aber Liebespaare waren nun einmal egoistisch, und sie überlegte, wie lange sie wohl noch warten musste, um durchsickern lassen zu können, dass Drew und sie ihre „Verlobung" gelöst hatten. Allerdings wollte sie nichts verlauten lassen, solange Helen so schlecht aussah. Helen hatte sie bereits einige Male gefragt, ob sie etwas von Drew gehört hätte, und noch einmal betont, wie sehr Simon und sie sich über die Verlobung freuen würden. Daher wollte Kirsty sie nicht beunruhigen.
Aus den Tagen wurden Wochen, und allmählich nahm das Stück Gestalt an.
Die Kostüme trafen ein und wurden angepasst, die Kulissen wurden fertig gestellt, und eine nicht greifbare Spannung erfasste das Ensemble.
Kirsty hingegen war überhaupt nicht nervös. Sie merkte, dass es ihrer Darstellung an etwas mangelte, und hatte das Gefühl, dass sie eine Enttäuschung für Simon war. Falls es ihm genauso ging, ließ er es sich nicht anmerken. Rachels ständige Kritik an der modernen Interpretation der Rolle der Hero nagte jedoch an ihrem Selbstbewusstsein, und es war sicher kein Zufall, dass Rachel oft in der Nähe war, wenn sie probten. Zweimal hatte sie etwas fallen lassen, einmal hatte sie einen Hustenanfall vorgetäuscht und einmal einen Teil der Kulissen verschoben.
Hätten sie vor einem Publikum gespielt, hätte sie, Kirsty, Rachel vorwerfen können, dass es Ablenkungsmanöver waren. Aber sie konnte natürlich nicht behaupten, die ältere und viel erfahrenere Schauspielerin würde versuchen, sie aus dem Konzept zu bringen. Außerdem wollte sie sich nicht auf Rachels Niveau hinabbegeben.
Trotzdem empfand sie Rachels Verhalten als große Belastung, und als Cherry und sie eines Abends zusammen zum Parkplatz gingen, vertraute sie sich ihr an.
„Du irrst dich bestimmt", tröstete Cherry sie, nachdem Kirsty ihr erzählt hatte, sie würde sich hinsichtlich ihrer Darstellung Sorgen machen. „Simon ist sehr zufrieden mit dir, nur hat er momentan andere Probleme. Ihr Arzt möchte Helen ins Krankenhaus einweisen, aber sie will nicht. Hast du eine Ahnung, wann Drew zurückkommt?"
„Er ist momentan in New York", erwiderte Kirsty und hoffte, dass ihre Stimme nicht bebte.
„Hm. Schade, dass es ausgerechnet jetzt Probleme mit dem Manuskript geben musste, aber er hatte wohl keine andere Wahl, weil er schon vertraglich gebunden war. Sicher vermisst du ihn schrecklich."
Kirsty schaffte es, ihr eine einsilbige Antwort zu geben. Sie vermisste Drew tatsächlich schrecklich, und es war bereits ein Vorgeschmack auf das, was sie für den Rest ihres Lebens erwarten würde.
Ihr Optimismus und ihr jugendlicher Überschwang waren versiegt, und sie fühlte sich abgespannt und lustlos, als hätte ihre Liebe zu Drew ihr die Lebensfreude genommen. Am liebsten wäre sie für ein Wochenende zu ihren Eltern gefahren, doch sie befürchtete, dass diese ihr sofort anmerken würden, was los war.
Selbst jetzt konnte sie nicht daran denken, wie seine Haut und seine warmen Lippen sich angefühlt hatten, ohne sich schmerzlich danach zu sehnen.
Abends konnte sie nicht einschlafen, und wenn sie sich im Bett hin- und herwälzte, durchlebte sie noch einmal die Empfindungen, die sie in seinen Armen verspürt hatte. Es war so schmerzlich, dass sie irgendwann wieder aufstand, um so lange zu lesen oder an
Weitere Kostenlose Bücher