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Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Titel: Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchester
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Ungewöhnliche an dieser Geschichte ist, dass Bitner sich wegen der Vorkommnisse schuldig fühlte, seinen Job quittierte und ein Buch darüber schrieb. In Baltimore habe ich zahllose andere Varianten derselben Geschichte gehört. Immer ging es um Kredite,die niemals hätten gewährt werden dürfen, an Menschen, die sie niemals hätten zurückzahlen können, oder sogar um noch zwielichtigere Geschäfte. »Wir haben es alle kommen sehen, aber keiner wollte unsere Warnungen hören«, erzählte mir Maryemelte mir Waldrow von der Belair-Edison-Wohnungsbaugesellschaft. Belair-Edison ist ein Armenviertel in East Baltimore. Dort wurde im Lauf der letzten zehn Jahre ein Drittel der Hausbesitzer Opfer von Zwangsvollstreckungen. Wenn man sich anhört, was die Kreditgeber dort alles trieben und wie hemmungslos sie die Verzweiflung und die Naivität von Hauseigentümern ausnutzten, die vorher noch nie eine Immobilie besessen hatten, dann überraschen diese Zahlen nicht.
    Die Stadt Baltimore hat sogar eine der kreditgebenden Banken verklagt. Wells Fargo, die Bank, von der hier die Rede ist, soll systematisch afroamerikanische Familien zur Zielgruppe für ihre Subprime-Kredite gemacht haben, und das sogar in solchen Fällen, wo dieKreditnehmer eigentlich für bessere Zinssätze in Frage gekommen wären. Der Prozess wurde im Juli 2012 mit einem Vergleich abgeschlossen, bei dem sich die Bank verpflichtete, wegen ihrer diskriminierenden Praktiken bei der Kreditvergabe mindestens 175 Millionen Dollar an Schadensersatzforderungen zu zahlen. Dieses Ergebnis ist kaum überraschend, wenn man die Aussage eines der ehemaligen Angestellten der Bank betrachtet, aus der hervorgeht, dass »die Wells Fargo Bank eine Abteilung für aufstrebende Märkte hatte, die sich gezielt schwarze Kirchengemeinden als Opfer aussuchte. Man war überzeugt, die dortigen Kirchenführer hätten großen Einfluss und könnten die Gemeindemitglieder überreden, Subprime-Kredite aufzunehmen.« 22
    Der gesamte Markt war nur so gespickt mit Schwindeleien und Betrug. Einer der üblichen Tricks lief zum Beispiel so: Ein Käufer findet eine Immobilie, schließt mit einem Hypothekenmakler einen Kreditvertrag ab und kommt dann zu dem Termin, bei dem das Geschäft abgeschlossen und der Vertrag unterzeichnet werden soll. Falls ein Anwalt anwesend ist – was nach dem in Maryland geltenden Gesetz nicht erforderlich ist, aber falls doch einer da ist –, dann vertritt dieser Anwalt immer die Firma, die im Besitz der Eigentumsurkunde ist, und nicht den Käufer. Während des Unterzeichnungstermins sagt der Hypothekenmakler dann: »Äh, huch, zu dumm, ich weiß, wir haben gesagt, wir könnten Ihnen einen Kredit mit einem Zinssatz von 6 Prozent anbieten, aber unglücklicherweise geht das nicht, der Zinssatz in diesem Fall ist 12 Prozent, aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie jetzt unterschreiben, können wir das später immer noch ändern.« Aber das ist glatt gelogen. Man kann es später eben nicht mehr ändern. Philip Robinson vom Bündnis für Zivilrecht drückte das folgendermaßenaus: »Diese Art von Betrug ist sehr weit verbreitet. Unterschreiben Sie einfach, und wir bringen das dann morgen wieder in Ordnung. Diese Leute versprechen 6 oder 8 Prozent. Dann kommen sie bei Vertragsabschluss plötzlich an und nennen einen ganz anderen Zinssatz. Als weitere Möglichkeit kann einem passieren, dass man beim Unterschreiben eines solchen Vertrags sein Recht auf ein Schwurgerichtsverfahren aufgibt und nur noch für eine Verhandlung vor dem Schiedsgericht in Frage kommt. Aber wird einem so etwas erklärt? Natürlich nicht. Und dann gibt es noch ein weiteres Dokument, das sie einen unterschreiben lassen, in dem es heißt: Sie haben das Recht, eine Kopie des Gutachtens zu Ihrer Immobilie zu erhalten, aber nur, wenn Sie es schriftlich einfordern, und dann haben wir 90 Tage Zeit, es Ihnen zukommen zu lassen. Tja, wenn man es 90 Tage nach Vertragsabschluss erhält, was nützt einem das Gutachten dann noch? Ein Gutachten, für das man ja schließlich selbst bezahlt hat. Man muss dieses Gutachten einsehen, um zu erfahren, ob das Haus tatsächlich den Betrag wert ist, über den man den Kredit aufgenommen hat. Und selbst wenn man das Gutachten zu Gesicht bekommt, dann werden darin immer nur Vergleiche mit Häusern angestellt, die meilenweit entfernt sind, und dann sind sie auch noch meistens über zwei Jahre alt – alsz i alt o komplett nutzlos.«
    Und das Schockierende daran ist –

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