Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt
zumindest empfinde ich es als schockierend, aber alle anderen, die in der Branche tätig sind, haben sich längst daran gewöhnt –, dass dies alles vollkommen legal ist. Auch hier gilt das Prinzip des caveat emptor – möge der Käufer aufpassen. Hypothekenmakler sind Händler, und wenn man etwas von einem Händler kauft, dann hat man selbst die Pflicht, dafür zu sorgen, dass man nicht über den Tisch gezogen wird.
Als Antwort darauf hatten Philip Robinson und seine Kollegen beim Bündnis für Zivilrecht eine Idee, die zwar sehr noble Ziele verfolgt, zugleich aber auf einem Gedanken beruht, der in unglaublicher, atemberaubender und geradezu verheerender Weise zynisch ist. Die Idee sieht so aus: Wie bewirktman etwas in Amerika? Und zwar einen echten Wandel und nicht nur kosmetische Tupfer? Antwort: Indem man eine Möglichkeit findet, wie Anwälte Geld damit verdienen können. »Wir strengen Gerichtsverfahren an, von denen alle anderen die Finger lassen würden. Und sobald wir einmal herausgefunden haben, wie man solche Verfahren gewinnt, versuchen wir, unser Wissen privaten Anwaltsfirmen zu vermitteln«, erklärt Robinson. »Wir glauben, dass wir, wenn wir den Anwaltsfirmen zeigen, wie sie Hausbesitzern helfen können, mit solchen räuberischen Immobiliengeschäften fertigzuwerden, auf diesem Wege tatsächlich eine Veränderung bewirken. Das machen wir nun seit zehn oder elf Jahren, und zwar mit recht gutem Erfolg.« Robinsons Idee besteht also darin, die Art von Hypothekenbetrug ausfindig zu machen, die so eklatant schamlos und so klar in ihrer Beweislage ist, dass selbst Gerichte, die normalerweise nicht gegen die Wall Street urteilen wollen, einfach nicht umhinkönnen, zugunsten seiner Klienten zu befinden. Auf diese Weise erhält er eine Methode, die er privaten Anwaltskanzleien vermitteln kann, und diese leiten dann ihrerseits Verfahren ein, bei denen sie richtig Geld verdienen können. »Ich habe festgestellt, dass ein niedergelassener Anwalt, wenn man ihm erst mal zeigt, wie er abkassieren kann, dieselbe Art von Fall locker 100 Mal gewinnt.« Und dannwerden die Banken, weil sie das Ganze in der Zwischenzeit sehr teuer zu stehen kommt, auch endlich ihre Methoden ändern.
Im Augenblick ist Robinson mit einer bestimmten Art von Betrug beschäftigt, bei der die Drahtzieher behaupten, Leute in finanziellen Schwierigkeiten vor Zwangsvollstreckungen retten zu wollen. Als ich damals in Baltimore war, sah ich in den am schlimmsten betroffenen Vierteln überall Schilder, auf denen Slogans wie »Ist Ihr Eigentum in Gefahr? Rufen Sie uns an!« standen. Das flößte mir ein wenig Hoffnung ein: Vielleicht gab es da draußen ja doch jemanden, dem die Belange der gefährdeten Stadtteile von East Baltimore am Herzen lagen. Vielleicht war ihre Misere ja doch nicht so schlimm. Aberich hätte es besser wissen sollen. Diese Anzeigen werben für etwas, das sich letztendlich als ziemlich komplexer Schwindel herausstellt. Die fraglichen Betrüger bieten solchen Leuten, die in Gefahr stehen, ihre Immobilie an die Bank zu verlieren, einen Ausweg an. Der sieht dann so aus, dass sie die Besitzurkunde ihres Hauses an jemanden überschreiben, dessen Kreditrating hoch ist und der folglich eine neue Hypothek auf das Gebäude aufnehmen kann. Die ursprüngliche Hausbesitzerin hat dann ein Jahr Zeit, um ihre Kreditwürdigkeit wiederherzustellen, etwas Geld anzusparen und ihr Haus schließlich wieder in Besitz zu nehmen. In der Zwischenzeit stellt der »Retter« der Hauseigentümerin eine Reihe von Maßnahmen in Rechnung, die angeblich alle dazu dienen, ihre Kreditwürdigkeit wiederherzustellen, die aber in Wirklichkeit einfach nur das Bankkonto des Opfers leerräumen und ihr auch noch die restlichen Vermögenswerte rauben. Die übliche Vorgehensweise ist, diese Gebühren und Rechnungen nicht zu erwähnen, bis die Hausbesitzerin ins Netz gelockner Netz gt ist. Wenn sie dann zur Vertragsunterzeichnung erscheint, legt man ihr Dutzende von Dokumenten vor, die sie unterschreiben soll, ohne sie vorher gewarnt oder ihr einen Rechtsbeistand zur Seite gestellt zu haben. Manche dieser Dokumente verpflichten die Unterzeichnende, dem Hypothekenretter gewisse Gebühren zu zahlen. Meistens handelt es sich bei der Person mit dem hohen Kreditrating um einen Strohmann, der nicht einmal selbst über diese Transaktion Bescheid weiß, so dass von der Hypothekenschuld nie auch nur ein einziger Cent zurückgezahlt wird. Das erfährt die Hauseigentümerin jedoch
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