Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
sein. Sie habe so viele Möglichkeite n zur Selbstverwirklichung, wäh rend er tagtäglich in Arbeitsdin gen stecke und dann noch angeme ckert werde, wenn er mal vergisst, den Arzttermin auszumachen ...
Was war hier los? Zwei kindische und unreife Persönlichkeiten, die sich weigern, erwachsen zu werde n? Ein Beweis dafür, dass es so wieso unmöglich ist, eine gleichberechtigte Beziehung zu führen, sobald die Kinder kommen? Oder waren die beiden einfach nur un fähig, eine klare 50:50-Regelung für Haushalt, Arbeit und Kinder auszuhandeln? Ehrlich gesagt, ich finde die beiden ziemlich normal. Mit etwas besseren finanziellen Möglichkeiten als viele andere Paare, aber sonst ... Dennoch war ich zunächst fassungslos, wie vernichtend sie einander kritisierten und alles entwerteten, was der andere tat. Dabei war deutlich zu spüren, wie sehr sich beide nach Anerkennung sehnten. Jeder hatte den Eindruck, bis an die Grenze der eigenen Erschöpfung in die Familie zu investieren. Und war enttäuscht, dass der andere das nicht nur nicht honoriert e, sondern anscheinend nicht be reit war, genauso viel einzuzahlen: »Du machst dir auf meine Kosten ein schönes Leben!« Diese Befürchtung durchzog unterschwellig alle Auseinandersetzungen. Also griff ich im Gespräch jede Möglichkeit auf, zu würdigen, was die beiden leisteten. Es fiel mir leicht, mein Mitgefühl für die Belastung einer durchwachten Nacht mit einem Kind zu äußern. Ich bemerkte, dass es ja nicht gerade einfach ist, bei einem Geschäftsessen früher zu gehen, um rechtzeitig zu Hause zu sein. Und es gab viel, was ich auf beiden Seiten aufgreifen konnte. Ich bewunderte die Geduld, die Isabella bei einem Trotzanfall des älteren Kindes im Supermarkt aufbrachte. Ich wies darauf hin, wie hart es ist, am Wochenende um sechs Uhr mit den Kindern aufzustehen, um den anderen schlafen zu lassen, obwohl man eigentlich genauso übermüdet ist. Ich würdigte die Bereitschaft, in einen ausgefüllten Arbeitstag den Termin in der Autowerkstatt einzuschieben, damit die Partnerin nicht länger als nötig ohne Wagen ist. Schon das nächste Gespräch verlief deutlich ruhiger. Und im dritten berichteten sie, dass sie gemeinsam festgelegt hätten, wie Isabellas Wiedereinstieg in den Beruf umgesetzt werden könnte. Motiviert durch seine Unterstützung hatte sie sofort begonnen, zu recherchieren und Bewerbungen zu schreiben. Mit Erfolg! Im nächs ten Monat könnte sie ein bezahltes Praktikum beginnen, aus dem möglicherweise eine Festanstellung resultieren würde. Sie wirkte zufrieden und ausgeglichen. Plötzlich war wieder spürbar, was sie gut aneinander fanden. Der Ton zwischen ihnen war deutlich wärmer. Allein dadurch, dass ihre Beiträge und Leistungen für die Familie von mir gesehen wurden, konnten sich Robert und Isabella entspannen. Und nach kurzer Zeit auch selbst wieder erkennen, was es alles Gutes gab. Sie begannen, einander erneut Anerkennung zu geben, wodurch der negative Vorwurfskreislauf gestoppt wurde und ihre emotionale Beziehungsbilanz wieder ins Gleichgewicht kam.
Abhängigkeit
Wenn eine Liebesbeziehung auf Austausch beruht, dann kann ich zwar selbst entscheiden, wie viel ich gebe. Doch was ich bekomme, entscheidet mein Partner. Damit wird eine weitere bittere Wahrheit offenbar: wer liebt, ist abhängig! Davon, dass der andere meine Wünsche erfüllt und meine Bedürfnisse befriedigt. Dass er ebenso wie ich bereit ist, in unsere Liebe zu investieren. Die Zeit der Unabhängigkeit ist vorbei von wegen, die Liebe sei ein Kind der Freiheit. Was nutzt es denn, wenn sieben Verehrer in der Disco um mich herumstehen, aber Oskar der Mann ist, mit dem ich leidenschaftlichen Sex haben möchte? Und wenn Oskar (mal wieder) zu müde für eine heiße Liebesnacht ist? Dann könnte ich vielleicht Sex haben aber nicht den, den ich wirklich will. Okay, ich kann zwar selbst entscheiden, was ich will und brauche. Zum Beispiel, dass ich heute Nacht noch über den knuddeligen Kerl herfallen und ihm sein niedliches neues Spongebob-T-Shirt vom Leib reißen möchte. Aber ob ich damit bei ihm willkommen bin oder nur ein genervtes »Was ist denn mit dir los, hast du was Falsc hes getrunken?« als Reaktion be komme, entscheidet jemand anderes (und zwar ausgerechnet Oskar, der jeden Abend ab dreiundzwanzig Uhr anfängt, demonstrativ zu gähnen)! Plötzlich fühle ich mich gar nicht mehr ebenbürtig.
Sahra und Hannes der Kampf um Nähe:
Du fehlst mir! Nac h drei unbeschwerten
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