Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
die Schritte drei und vier
Ich hatte Sie gewarnt. Wir starten mit einigen unang enehmen Wahr heiten. Sie werden die vertrauten kuscheligen Landschaften Ihrer bisherigen Liebesvorstellungen hinter sich lassen. Im ersten Schritt mussten Sie sich bereits Ihre Enttäuschung eingestehen, dass die Traumbeziehung nicht so einfach zu erreichen ist, wie Sie einmal dachten. Der zweite Schritt forderte Ihnen ab, sich dennoch dafür zu entscheiden, an Ihrer Sehnsucht nach einer ebenbürtigen Beziehung festzuhalten und sich weiter auf den mühevollen Weg dorthin zu ma chen. Der Schritt, der jetzt ansteht, konfrontiert Sie mit der Realität.
schritt 3: schminken sie sich ab, dass ihre liebe selbstlos ist. Eine Beziehung beruht auf Austausch. Wenn Sie akzeptieren, dass es bestimmte Dinge gibt, die Sie von Ihrem Partner brauchen und wollen, ist es einfacher, herauszufinden, wie dieser Austausch für beide befriedigend sein und bleiben kann. Das klingt sehr pragmatisch? Sie wissen nicht, ob Sie Ihre Liebe und Beziehung so geschäftsmäßig angehen wollen? Es ist Ihre Ent scheidung. Ich gebe nur zu bedenken, dass die einzigen intensiven Gefühle, die Sie haben werden, wenn Sie es nicht tun, Enttäuschung und Wut auf den anderen sein werden. Akzeptieren Sie, dass es in der Liebe um Geben und Nehmen geht, und genießen Sie die Romantik, die sich daraus entwickelt was deutlich häufiger der Fall sein wird, als wenn Sie am Ideal der selbstlosen Liebe festhalten.
Werfen Sie die Utopie der freien Liebesbeziehung zwischen zwei unabhängigen Menschen über Bord oder sorgen Sie dafür, dass Sie nicht lieben. Und damit sind wir schon bei schritt 4: akzeptieren sie die Tatsache , dass ihre liebe sie von dem geliebten W esen abhängig macht. Erst dann sind S ie frei dafür, mit dieser Abhän gigkeit souverän umzugehen. Anstatt einen aussichtslosen Kampf d agegen zu führen. Alles, was Sie im Moment brau chen, um diesen Schritt zu voll ziehen, ist die Bereitschaft, innerlich zu überprüfen, ob Sie es selbst spüren können: Egal wie selbstbewusst, emanzipiert, erfolgreich und unabhängig Sie sind konzentrier en Sie sich auf Ihre Liebe. Ent decken Sie die Anhängigkeit? Sie äußert sich in der Traurigkeit bei dem Gedanken, bestimmte Dinge mit dem anderen nicht leben zu können. Sie äußert sich in der Angst, ihn zu verlieren. In dem unver nünftigen Wunsch, ihm das Motorradfahren oder Trampolinspringen zu verbieten. Dem ohnmächtigen Bedürfnis, ihn glücklich zu machen. Der Sehnsucht danach, dieses Le uchten in seinen Augen noch ein mal zu sehen. Je offener Sie Ihre Liebe zulassen, desto verletzlicher werden Sie sich fühlen. Welche E ntlastung, wenn ich dann zur Ab wechslung mal wieder genervt von Oskar sein kann, und im Moment sowieso gar nichts von ihm will! Doch ab jetzt können wir nicht mehr so tun, als ob Sie und ich von unserer Abhängigkeit nichts wüssten. Sie ist da weil wir lieben.
Erwartungen und Forderungen
Das vierte Kapitel zeigt, mit welchen Strategien viele Menschen die Abhängigkeit in der Liebe vermeiden wollen, indem sie ein Recht postulieren und die »Hilfstruppen der Allgemeingültigkeit« zur Verstärkung heranziehen. Und es beschreibt die damit verbundenen Kosten für Ihre Liebesbeziehung: Kampf, Unterwerfung und Sabotage. Wie geht man mit der eigenen A bhängigkeit von dem oder der Ge liebten um? Vor dieser Herausforderung steht jeder, der sich nach dem ersten Gefühlssturm nicht gleic h wieder trennen will. Doch ein fach ist es nicht. Abhängigkeit ist ein unangenehmes Gefühl also ist es naheliegend, sie zu bekämp fen. Dafür gibt es zwei Möglich keiten: Die erste sieht so aus, dass ich versuche, mich groß und stark zu fühlen und mir Verstärkung gegen meinen möglicherweise sehnsuchts erfüllungsunwilligen Partner hole. Diese Strategie soll in diesem Kapitel genauer betrachtet werden. Die zweite, scheinbar entgegengesetzte Strategie wird im nächsten Kapitel »Ansprüche und Gejammer« vorgestellt. Wieso muss man sich überhaupt abhängig fühlen? Sollte denn Liebe nicht eigentlich so sein, dass ich selbstverständlich bekomme, was ich brauche? Und überhaupt zu Beginn der Beziehung ging es doch auch! Genau wie damals sollte Liebe sein! Dass jeder bekommt, was er braucht. Schließlich habe ich doch wohl ein Recht auf Glück! Vorsicht. Ein Recht auf Glück gibt es nicht. Nur das Recht, das eigene Glück anzustreben und aktiv dafür zu werden. Das ist ein wichtiger Unterschied. Deshalb beschäftigen
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