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Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berit Brockhausen
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stattdessen von jemand anderem. Aber so lange ich dich liebe, werde ich es von dir wollen, und es wird verdammt wehtun, wenn ich es nicht bekomme. Dass es allerdings auch keine Lösung ist, dieses Gefühl um jeden Preis zu vermeiden, zeigt das Beispiel von Birte und Leon.
     
     
    Birte und Leon ich brauche dich nicht!
    Als ich die beiden kennenlernte, hatte sich Leon wegen Birte von seiner Frau getrennt und sah seine beiden halbwüchsigen Kinder nur noch alle vierzehn Tage. Er hatte eine Wohnung in der Stadt, in der er arbeitete, war aber häufig bei ihr. Beide waren sehr attraktiv, kulturell interessiert und kontaktfreudig. So gab es auch andere Männer, die sich für Birte interessierten, und Leon hatte auf seiner Arbeit immer wieder mit Kolleginnen und Studentinnen zu tun, die signalisierten, dass sie sich mehr als eine Arbeitsbeziehung vorstellen konnten. Das brachte ihre Beziehung r egelmäßig heftig aus dem Gleich gewicht. Beide hatten in der Zeit, als sie einander kennengelernt hatten, auch andere Affären gehabt, und das Misstrauen saß noch tief, ob der andere sich wirklich bedingungslos für einen entschieden hatte. Besonders stark wurde es, wenn Birte und Leon sich über etwas stritten, wenn einer von ihnen einen Anruf bekam oder zu einer Verabredung ging oder wenn das eigene Selbstwertgefühl einen Schlag erlitten hatte. Dann war die eigene Abhängigkeit deutlich zu spüren und unerträglich. Leon hatte eine berufliche Vera bredung mit der rothaarigen Kol legin, die ihn auf der letzten Tagung mit auf ihr Zimmer nehmen woll te? Was, wenn er dieses Mal auf ihre Avancen eingehen würde? Was, wenn er über die Tagung nicht die Wahrheit gesagt hatte? Was, wenn er die Nase voll hatte von Birte und ihren abfälligen Bemerkungen am Frühstückstisch? Was tun mit dem Wunsch, für ihn die Wichtigste zu sein, in den Arm genommen zu werden und zu spüren, dass er sie liebte, auch wenn sie morgens unausstehlich war? Was, wenn er sich mit der Rothaarigen vergnügte, während sich Birte hier nach ihm sehnte wie ein dummes Huhn? Wo war die Telefonnummer von Pascal? Der machte ihr schon seit vielen Jahren Avancen. Hatte er nicht gerade eine SMS geschickt, dass er wieder in Berlin sei und sie gern auf einer Vernissage treffen würde? Und Leon ging es nicht anders. A ls er vom Treffen mit Pascal er fuhr, fragte er sich, wieso er eigentlich mit der Rothaarigen nicht in die Bar gegangen war, wenn Birte doch noch unterwegs war. Wieso er sich zum Deppen machte, der sich morgens zurechtweisen ließ und abends wieder angekrochen kam. Da passte es eigentlich ganz gut, dass nächste Woche seine alte Freundin Sibylle ein Seminar an der Uni hielt und sich mit ihm verabreden wollte ... Spätestens dann kam es zu einem heftigen Streit: mit Geschrei, Tränen, Trennungsdrohungen. So schlimm dieser Krach auch war, danach fühlte sich jeder in seinem Schmerz und der in Aussicht stehenden Trennung ein Stück vom anderen entfernt und deutlich weniger abhängig.
    Birte und Leon versuchten ihre Ang st, vom anderen verletzt zu wer den, unter Kontrolle zu bekommen, indem sie sich ihre Unabhängig keit bewiesen: »Ich finde immer jemanden, der mich will, ich brauche dich nicht.« Dabei ein sehr erwünschter Nebeneffekt beruhigte es jeden ungemein, wenn der andere eifersüchtig wurde. Zeigte das doch, dass ihm an der Beziehung etwas lag. Allerdings verhinderte dieses Verhalten langfristig, dass Birte und Leon Vertrauen in ihre Beziehung fassen konnten. In der Beratung wurde nach und nach deutlich, wie stark beide ihre eig enen Ängste auf den anderen pro jizierten. Und wenn zum Beispiel Leon dann die Hilflosigkeit spürte, die Birte gerade bei sich erfolgreich abgewehrt hatte, musste er sich wiederum auf die Suche nach seinem eigenen Beziehungs-Hintertürchen machen. Und dadurch begann die nächste Runde des bekannten Kreislaufs. Doch beide arbeiteten hart daran, die unangenehmen Gefühle der Verletzbarkeit zuzulassen, anstatt sie im Kampf mit dem anderen abzuwehren. Es fiel ihnen sehr schwer, die Verantwortung für ihre Wünsche zu übernehmen und es auszuhalten, dass diese vielleicht nicht erfüllt werden würden. Immer wieder kam es zu dramatischen Szenen. Doch je besser sie ihre Angst davor akzeptieren konnten, dem anderen ausgeliefert zu sein und verletzt zu werden, desto schneller beruhigten sie sich wieder. Wie so oft führte das Annehmen einer schmerzhaften Tatsache dazu, dass es einfacher wurde, mit ihr umzugehen.
     
     
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