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Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berit Brockhausen
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nächsten Mitt woch Zeit hat, sich um meine Steuerunterlagen zu kümmern. Doch mal Hand aufs Herz: Wü rden Sie ihn so davonkommen las sen? Ich auch nicht. Er braucht vie lleicht erst am Mittwoch die Do kumente zusammenzusuchen, doch das, was er sich wirklich von mir gewünscht hat, nämlich, dass ich ihn in Ruhe Fußball gucken lasse, wird er nicht bekommen: Seufzend und mit sorgenvoller Miene laufe ich zwischen Fernseher und Oskar hin und her, telefoniere im Flur bei offener Tür mit Sophie und klage ihr mein Leid, beginne demonstrativ, meine eigenen Unterlagen auf dem Wohnzimmerteppich zu sortieren, frage Oskar, ob ich unser gemeins ames Sparbuch eigentlich in mei ner Steuerklärung angeben muss und wie das mit den Fahrtkosten geregelt ist ...
    Gemein? Ich bitte Sie. Ein ganz normaler liebender Partner hätte anders als dieser selbstbezogene Kerl die Unterlagen schon letzte Woche für mich vorbereitet. Schließlich weiß doch jeder, bis wann die Steuererklärung beim Finanzamt sein muss! Letztendlich geht es Oskar mit mir genauso wie jed em »Sieger« einer Beziehungsaus einandersetzung: Wenn er den Partn er nicht wirklich gewonnen, son dern nur besiegt hat, dann hat er in Wirklichkeit ebenfalls verloren.
     
    Friedhofsruhe beim Frühstück
    Die folgende Sitzung findet nach einem gemeinsamen Urlaub mit den Kindern statt. Jeder beschwert sich bei mir wieder bitter über den anderen. Franziska beklagt Henners gereizte Stimmung, dass er die Kinder ständig anmeckerte und sie dauernd kritisierte. Henner fand F ranziskas Leidensmiene unerträg lich vorwurfsvoll und regte sich darüber auf, dass sie ihm, egal, was er mit den Kindern machte, immer in die Parade fuhr. Doch am Ende der Zeit sei es ruhiger geworden. »Wie kommt das?«, will ich wissen. Franziska holt hörbar Atem und legt los: Sie habe irgendwann überhaupt keine Kraft mehr gehabt. Deshalb habe sie entschieden, einfach alles so zu machen, wie Henner es wollte. Ihm nicht zu wider sprechen, ihn seinen Willen durchsetzen zu lassen. Und in einem mächtigen Schwall ergießt sich der angesammelte Ärger der letzten Urlaubstage über Henner. Eins nach dem anderen bekommt er auf gezählt: wie unmöglich sein Auftreten beim Hotelmanager gewesen sei. Wie lächerlich er sich mit den Rosinen im Müsli angestellt hatte. Wie sehr sie sich beim Sex mit ihm geekelt habe, den sie nur um des lieben Friedens willen über sich ergehen lassen hat ... Es gelingt mir nicht, die Aufzählung zu stoppen. Al so warte ich und schaue die bei den dann an. Henner setzt zu einer heftigen Gegenattacke an das alte, bewährte Streitmuster der beiden ist im vollen Gang. »Stopp!«, sage ich entschieden. »Bevor hier alles so weitergeht wie gehabt, möchte ich von jedem von Ihnen wissen, wie Sie sich jetzt gerade FÜHLEN. Und was Sie sich eigentlich vom anderen wünschen.« Keine Chance. So sehr ich versuche, das Gespräch zu moderieren, jede meiner Fragen ist nur ein neues Stichwort für den Schlagabtausch. Beide sind sehr verletzt und wütend. In dieser Situation ist es nicht möglich, über die eigenen Sehnsüchte und Verletzlichkeiten zu sprechen, ohne die Angst, dem anderen damit einen neuen Angriffspunkt zu liefern. Außerdem ist keiner der beiden bereit, sich zu fragen, was er selbst zu den Schwierigkeiten beiträgt wie auch, jeder Satz in diese Richtung wäre vermutlich Wasser auf die Mühlen des ande ren. Deshalb unterbreche ich Henner und Franziska und halte ihnen einen umständlichen Vortrag über Wünsche und Vorwürfe nicht weil ich damit rechne, dass sie wirklich darüber nachdenken, sondern um ihnen die Gelegenheit zu geben, sich etwas zu beruhigen. Dann sage ich: »Sie wirken beide so empört, als ob der andere Ihnen etwas vorenthält, worauf Sie eige ntlich Anspruch hätten.« »Natür lich«, bestätigt Henner und setzt zur nächsten Anklage an. Ich stoppe ihn. »Und Sie?«, frage ich Franziska. »Ja, finden Sie es etwa normal, wenn er mich im Frühstückssaal uns eres Urlaubhotels vor allen Leu ten zur Schnecke macht, nur, weil ich ihm das falsche Müsli geholt habe?«, fragt sie mich wütend. »Es ist ja wohl das Mindeste ...« »Nein«, sage ich ruhig und entschieden. »Es ist nicht das Mindeste. Ihre Wünsche sind zwar völlig berechtigt, die von Ihnen, Franziska, nach Anerkennung für Ihre freundliche Geste. Und die von Ihnen, Henner, nach einer Frau, die weiß, dass Sie keine Rosinen mögen.« Die beiden wechseln triumphierende Blicke. »Aber keiner von Ihnen hat

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