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Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berit Brockhausen
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»Sie scheinen sich beide einig darüber zu sein, dass es Justins Aufgabe ist, etwas gegen Simones Unbehagen zu tun?« Bei Simone und Justin handelt es sich um zwei Menschen, die trotz bitterer Erfahrungen die Überzeugung noch nicht aufgegeben haben, dass sie für das Wohlbefinden des anderen verantwortlich sind. Des halb muss Simone, die zweifellos beruflich sehr belastet ist, nicht nur ihre Erschöpfung, sondern auch das Leiden der Kinder zur Unterstützung heranziehen, denn dann darf sie von Justin Einsicht erhoffen. Nur wenn ihr Leiden schwerer wiegt als seins, muss sie sich nicht schuldig fühlen, falls er auf sein Projekt verzichtet. Auch für Justin steht völlig außer Zweifel, dass er etwas tun muss, damit Simone und die Kin der nicht unter Simones Überfor derung leiden. Und er verzweifelt daran, dass er keine Möglichkeit findet, sein Kunstprojekt wie geplant zu machen. Es sei denn, es gelingt ihm, Simone davon zu überzeugen, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Nur da lässt si e sich gar nichts sagen. Wie er schöpft sie ist, wie sehr die Kinder an ihren Nerven zerren und wie anstrengend so ein Wochenende für sie ist, weiß sie ja wohl selbst am besten! Ohne dass es uns klar ist, greifen wir in solchen Momenten auf die Strategien unserer Kindheit zurück. Für Babys oder kleine Kinder ist Weinen und Schreien die einzige Möglichkeit auszudrücken, dass ein wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt ist , dass sie hungrig sind, Schmer zen haben oder sich allein fühlen. Und in einer intakten Eltern-Kind-Beziehung reagieren die Eltern darauf. Weil sie das Kind lieben, haben sie den Wunsch, sein Leid zu lindern und herauszufinden, was ihm fehlt. Je älter das Kind wird, desto mehr muss es lernen, aus zudrücken, was es braucht. Doch manche Kinder finden heraus, dass auch das demonstrative Leiden weiterhin gut funktioniert, vor allem, wenn die Eltern an sich zweifeln und anfällig für Schuldgefühle sind. »Wenn ich eine Playstation zu Weihnachten bekomme, dann fühle ich mich nachmittags nicht mehr so allein, während ihr bei der Arbeit seid.« Oder: »Ohne die neue Barbiepuppe spielen meine Freundinnen nicht mehr mit mir!« Dennoch hat diese Strategie einen Preis. Zum einen funktioniert sie nicht immer (zum Beispiel, wenn kein Geld f ü r die Playstation da ist). Und je häufiger die Karte »Hilflosigkeit« ausgespielt wird, desto seltener entwickelt man Ideen, was man selbst erfolgreich f ü r das eigene Gluck tun könnte (zum Beispiel mit Hansi Fußball zu spielen, anstatt sich zu Hause zu langweilen). Auf diese Weise manövriert man sich schnell in unnötige Abhäng igkeit ein gefährlicher Kreis lauf. Und selbst wenn es dem Kind gelingt, die Spielekonsole oder gar die ersehnte Aufmerksamkeit der Eltern durch lautstarkes oder demonstrativ stilles Leiden zu erzwingen, bekommt es nicht, worum es eigentlich gekämpft hat: Denn seine Eltern sind nicht liebevoll und zugewandt, sondern nur genervt und pflichtschuldig. Genau das Gleiche riskieren S ie als Erwachsener. So nachvoll ziehbar der Versuch ist, die eigene Abhängigkeit vom anderen in den Griff zu bekommen, indem Sie ihm vermitteln, dass es seine Pflicht ist, Ihr Leiden und Ihre Bedürftigkeit zu lindern, so erfolglos ist diese Strategie auf Dauer. Denn die Chance ist groß, dass der Partner sich stattdessen entweder zurückzieht oder ohne innere Beteiligung einfach funktioniert oder dass er mit Ihnen in einen K onkurrenzkampf eintritt, wessen Not am größten ist und wessen Bedürfnisse deshalb Priorität haben müssen.
     
    Der Erfolg: Rückzug
    Wie geht es uns denn selbst in den Momenten, in denen umgekehrt der Partner uns deutlich macht, wie sehr er unter unserer Kälte leidet? Nun gut, wir geraten unter Druck. Aber seien wir ehrlich: Sein Verhalten löst selten den Impuls aus, ihm liebevoll und spontan zu geben, was er braucht. Im Gegenteil: Ein Teil von uns ist ärgerlich und genervt und sucht innerlich das Weite. Unser Geliebter, unser Gefährte? Das war einmal. »Eine Nervensäge« wäre die treffendere Bezeichnung. Auch die Königstochter, die sich verpflichtet hat, für alle Bedürfnisse des Frosches zu sorgen, kommt schließlich an ihre Grenze und schmeißt entnervt den Frosch an die Wand. Doch nur im Märchen wird ein wunderschöner Prinz daraus. Im Alltag gehen die Auseinandersetzungen zunächst unverändert weiter.
     
    Simone und Justin unvereinbare Wünsche:
    Das Problem verschärft sich
    Das konkrete Terminproblem mit Justins

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