Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

sollten wir besser heute Abend noch mal telefonieren, denn dann würde ich zu meiner Freundin Verena gehen und mir mit ihr einen ruhigen Nachmittag im türkischen Dampfbad machen.« Doch wenn es nicht das erste Mal ist, dass Sie versetzt werden, und Sie spüren, dass der Spielraum erschöpft ist, kann es sein, dass Ihre Nachricht auf seinem Anrufbeantworter anders lautet. In diesem Fall würde Helle vielleicht sagen: »Ich fahre jetzt mit meiner Freundin in die Therme. Können wir uns in der kommenden Woche bitte mal für zwei Stunden treffen? Ich würde gern mit dir besprechen, ob wir einen Weg finden, wie wir unsere un terschiedlichen Bedürfnisse mit einander vereinbaren oder ob wir vielleicht einfach zu verschieden sind und uns, ohne es zu wollen, immer wieder verletzen. Schick mir doch bitte eine SMS, wann du dafür Zeit hast, ja? Danke!« Sie gucken ja so besorgt! Was ich ehrlich gesagt sehr gut ver stehe, denn ich gebe zu, diese beiden fiktiven Nachrichten auf Jakobs Anrufbeantworter sind idealtypisch. Mehr noch, ich gebe sogar zu, dass ich selbst es vermutlich nur ganz selten so ruhig und gelassen hinbekommen würde. Aber die Richtung wird klar, oder? Und wie Sie sich diesem Idealzustand nähern, erfahren Sie jetzt.
     
     
    Bitten und bieten
    Das achte Kapitel, welches eine gründliche Einführung in die Kunst des Wünschens bereithält, indem es zunächst die unverzichtbaren Voraussetzungen dafür aufzeigt. Um erfolgreich zu bitten und zu bieten, gilt es herauszufinden, was man wirklich will, das zu formulieren und sich selbst ernst zu nehmen. Am Anfang dieses Buches habe ich Ihnen versprochen, dass Sie all das, wonach Sie sich in Ihrer Beziehung sehnen, von Ihrem Partner bekommen können. Wie denn, wenn weder Forderungen, Vorwürfe noch Klagen Erfolg haben? Ganz einfach: indem sie es sich von ihm wünschen. Erstaunlich, wie unvertraut den meisten Menschen die Kunst des Wünschens ist. Dabei ist sie gar nicht schwer.
     
     
    Die Kunst des Wünschens
    Lektion a: Sie dürfen sich alles wünschen. Welche Hürden dabei zu nehmen sind, erfahren Sie in diesem Kapitel.
    Lektion b: Der andere muss nichts erfüllen. Dieser Punkt wird im neunten ausführlich behandelt.
    L ektion c: Es erleichtert das Leben sehr, wenn Sie einen Wunsch auch als einen solchen formulieren, anstatt ihn indirekt oder gar als Vorwurf an den Mann oder an die Frau zu bringen
    Was will ich? Interessanterweise scheitert das Wünschen ganz häufig schon, bevor die erste Bitte ausgesprochen ist. Und zwar daran, dass demjenigen, der etwas möchte, gar nicht klar ist, was er wirklich will. Erst sein Ärger und seine Enttäuschung zeigen an, dass irgendetwas fehlt. Ganz oft kommt es dann zu Vorwürfen doch diese machen es dem anderen auch nicht leichter zu erkennen, worum es eigentlich geht. Geschweige denn, dass er eine Chance hat, den hinter den Anklagen verborgenen Wunsch vielleicht sogar zu erfüllen. Häufig wird dieser Zwiespalt allerdings erst in der Beratung klar.
     
     
    Imke und Florian begehre mich:
    Ein Abend auf dem Balkon
    Florian hat den Beratungstermin vereinbart und möchte unbedingt etwas verändern. Imke ist erst einmal skeptisch, denn das Problem hat ja Florian, nicht sie. Beide sind Ende dreißig und seit sechs Jahren ein Paar. In der Anfangszeit hatten sie viel Sex, häufig auf Imkes Initiative. Doch als Florian mehrere Monate beruflich extrem belastet war und ihre Annäherungsversuche abwies, hatte das Imke mehr getroffen, als beide erwartet hatten. Schlechte Erinnerungen an frühere Beziehungen und ihren Ex-Mann kamen hoch. Sie fühlte sich austauschbar und nicht als Mensch gemeint. Als Florians Stress vorbei war und er die sexuelle Beziehung zu Imke wieder aufnehmen wollte, stand er vor einem Problem: Imke ging von sich aus nicht mehr auf ihn zu. Und seine zaghaften Annäherungsversuche führten nicht zum Erfolg. In unserem ersten Gespräch sa gt er: »Ich bin kein guter Lieb haber, sonst würde es mir doch gelingen, sie zu verführen. Ich weiß auch gar nicht, wie ich mein Dilemma auflösen soll. Wenn ich zeige, dass ich was von ihr will, setze ich s ie unter Druck. Doch bin ich zu rückhaltend, passiert gar nichts zwischen uns.« Imke bestätigt seine Beschreibung: »Das liegt an deiner unmöglich en Art, auf mich zu zugehen. Ich habe immer das Gefühl, dir geht's nur um Sex und nicht um mich.«
    Verblüfft beobachte ich, wie einig sich die beiden sind, dass es Florians Job ist, dafür zu sorgen, dass das Paar Sex hat.