Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
die eigenen Eltern sie gut finden.« Ich weiß nicht mehr, wo ich diesen Satz gehört habe, aber er drückt sehr schön genau das aus, was ich meine: Innere Unabhängigkeit e ntsteht nicht durch demons trative Zurückweisung. Sondern durch die tiefe Gewissheit, wer ich wirklich bin.
Sahra und Hannes der Kampf um Nähe: Bist du wirklich mein Gegner?
Sahra war krank. Weil es ihr wirklich schlecht ging, hatten Hannes und sie in den vergangenen zwei Wo chen kaum Körperkontakt und Nähe. Als Hannes erzählt, wie schrecklich er es fand, dass seine zaghaften Versuche, Sahra in den Arm zu nehmen, mit Leidensmiene abgewiesen wurden, geht sie in die Luft. Das sei doch wirklich wieder typi sch. Sie habe Kopf- und Glieder schmerzen, und Hannes beschwert sic h, weil sie für seine Sexbedürf nisse nicht zur Verfügung steht. Dass Sahra an dieser Stelle wütend wird, anstatt sich Selbstvorwürfe zu machen, werte ich als Fortschritt. Dennoch hat sie noch nicht die Freiheit, angesichts von Hannes' Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit in Ruhe zu prüfen, was sie eigentlich selbst möchte. Bevor Hannes antwortet und beide sich erneut in ihren Projektionen verstricken, sage ich zu Sahra: »Stopp! Spannend, dass Sie in dem Moment genau wussten, was Hannes wohl von Ihnen wollte. Aber was hätten Sie sich denn in dem Moment von ihm gewünscht?« Sie zögert und überlegt. Dann sagt sie mit einem leicht anklagenden Un terton: »Dass er mir nicht vermittelt, ich würde mich nur anstellen. Ich bin doch gar keine Jammertante, ich hab ihm gar nicht gezeigt, wie schlimm die Schmerzen wirklich waren. Aber er ...« »Stopp!«, unter breche ich wieder, »was haben Sie sich von Hannes gewünscht?« Sie ist irritiert und denkt erneut nach: »Dass er akzeptiert, wie schlecht es mir geht. Nachfragt, freundlich zu mir ist. Weiter mit mir redet, statt sich zurückzuziehen. Mich mal in den Arm nimmt ...« »Ach«, sage ich verblüfft. »Da passte ja Hannes' Wunsch, Sie in den Arm zu nehmen, hervorragend zu Ihrem Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden. Schade, dass Sie das in dem Moment nicht einfach zulassen konnten. Wenn es Ihnen irgendwann zu viel gewor den wäre, hätten Sie ja dann immer noch sagen können: >Jetzt mag ich nicht mehr<, oder?« Sahra seufzt und lächelt mich traurig an: »Sie haben recht. Aber ich glaube, da brauche ich noch ein bisschen, bis mir das gelingt.« Damit es ihr leichter fällt, verabreden wir, dass sie ganz bewusst immer wieder versucht herauszufinden, was sie eigentlich selbst will. In Momenten, in denen sie spürt, wie sie durch irgendetwas, was Hannes sagt oder tut, unter Druck gerät, will sie in Zukunft nur »Ich denke mal drüber nach« zu ihm sagen. Und dann nimmt sie sich ausreichend Zeit, um sich zunächst zu beruhigen, sich zu fragen, was sie selbst möchte, und sich zu entscheiden, ob sie seinen Wunsch erfüllen kann und will.
Einen Wunsch ablehnen
Leider wird nicht jede sorgfältige Überprüfung eines Wunsches zu dem Ergebnis führen, dass wir darauf eingehen können oder wollen. Dann kann es sein, dass uns der Wunsch des anderen unter Druck setzt. Denn erfüllen können wir ihn nicht. Und wenn wir ablehnen, ist der Partner enttäuscht. Das ist schwer auszuhalten. Meistens ist das der Moment, in dem wir, oft wider besseres Wissen, versuchen, dem anderen seinen Wunsch ausz ureden. Natürlich so gut wie im mer ohne Erfolg. Deshalb: Sie dürfen Angst davor haben. Und es kann und darf Ihnen auch unangenehm sein. Doch bitte schonen Sie weder sich noch den Partner, sondern lehnen Sie seinen Wunsch ehrlich ab. Seine E nttäuschung ist unvermeidlich, wenn sie eine glückliche Beziehung führen wollen. Stellen Sie sich ruhig allen damit verbundenen Gefühlen. Nehmen Sie sich selbst ernst und Sie werden daran wachsen.
Simone und Justin unvereinbare Wünsche: Ich kann mich nicht selbst aufgeben
Justin schaut Simone nachdenklich an. »Ich kann deine Angst verstehen«, sagt er. »Manchmal frage ich mich auch, warum ich mich dem Stress nicht einfach entziehe. Aber ich will dich und die Kinder nicht einfach aufgeben! Allerdings kann ich auf meine Arbeit auch nicht verzichten. Manchmal finde ich mich selbst unmöglich. Dann erzähle ich dir, dass die Projektkollegen diese ungünstigen Termine vorgeben, damit du nicht wütend auf mich bist. Und denen erzähle ic h, dass du und deine unberechen baren Arbeitszeiten schuld daran sind, dass ich schon wieder ab sagen muss ...« Simone ist sauer:
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