Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
»Na super«, sagt sie. »Ich bin nicht nur die Dumme, die den Stress durch deine Termine hat. Jetzt bin ich noch der Sündenbock für deine verkorksten Absprachen!« »Dass er Sie als Ausrede benutzt, finde ich ehrlich gesagt nicht so verwunderlich wie die Tatsache, dass keiner von Ihnen für sich und für das einsteht, was er will. Oder für das, was er kann und was er nicht kann.« Justin schaut mich fragend an: »Wenn ich das täte, müsste ich Simone sagen, dass ich auf meine Kunst nicht in dem Maße verzichten kann, wie sie es bräuchte. Aber ich weiß doch, wie furchtbar es für alle ist, wenn sie erschöpft und überfordert ist. Die Kinder sind an solchen Wochenenden besonders anstrengend, und wenn ich dann am Sonntagabend gu t gelaunt und inspiriert zurück komme, macht das alles noch viel schlimmer!« »Ja«, stimme ich ihm zu. »Und?« Er guckt mich verwirrt an. »Ja, und?«, frage ich wieder. »Warum darf Simone kein furchtbares Wo chenende mit den Kindern haben? Sie schlägt sie ja nicht, oder?« »Nein, aber ...«, antwortet Justin, weiterhin sichtlich durcheinander. »Und warum soll sie denn nicht ne idisch auf Ihre anregende Kunst aktion sein?« Man sieht richtig, wie es in Justin arbeitet. Simone ist noch sauer. »Also, den Sündenbock für dich zu machen, da habe ich wirklich keine Lust drauf. Ich schlage vor, du machst deine Wochenenden wie geplant. Wenn du den Wochenendeinkauf am Freitag vorher noch erledigst und mit unserer Babysitterin ab sprichst, an welchen der Abende sie mal kommen könnte, werde ich einfach sehen, wie ich das hinkriege. Notfalls musst du dann am Montag die Wohnung aufräumen und die Wäsche waschen. Aber ich werde ab jetzt kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn ich dir am Telefon die Ohren volljammere, wie anstrengend es ist!« Damit konfrontiert, wie sie beide den anderen einspannen, weil ihnen ihr eigenes Problem unlösbar sch eint (Simone sieht für sich kei ne Möglichkeiten, die Wochenenden mit den Kindern gelassener zu organisieren und Justin hält sich wei terhin für unfähig, sowohl Simo ne als auch seinen Kollegen gegen über seine Interessen zu vertre ten), formuliert Justin das erste Mal den Konflikt ehrlich und in aller Schärfe: Wenn er sich ernst nehmen würde, müsste er Simone sagen, dass er nicht die Unterstützung und Entlastung bei der Kinderbetreu ung sein wird, die Simone sich wünscht. Es wird deutlich, wie schwer es ihm fällt, ihre Enttäuschung oder mutmaßliche Belastung dadurch zu akzeptieren und auszuhalten. Simones Wut macht es ihr leichter, diese Verstrickung aufzulösen. Sie erklärt ihre Bereitschaft, die Zeit mit den Kindern so gut zu machen, wie es ihr im Moment möglich ist. Aber sie mutet Justin die Enttäuschung zu, dass sie entgegen seinem Wunsch am Telefon weder entspannt noch gut gelaunt sein kann.
Aktiv werden: die Schritte dreizehn bis fünfzehn
Nicht nur das Wünschen muss gelernt und geübt werden. Auch der Umgang mit einem Bedürfnis des anderen ist eine Kunst. Dabei ist es wichtig, sich selbst immer wieder klarzumachen, dass das, was der andere braucht, kein Auftrag ist. Was auch immer er von Ihnen will, erinnern Sie sich daran: Ein Wunsch ist keine Bestellung! versuchen sie zunächst herauszufinden, was ihr Partner eigent l ich genau von ihnen möchte. Das bede utet, wenn Sie einen Vorwurf be kommen, ist es gut, den verunglück ten Wunsch dahinter zu identifi zieren. Es braucht etwas Übung, aber dann wird es Ihnen sicher leicht fallen zu erkennen, dass Ihr Partner Sehnsucht nach Ihnen hatte, wenn er mal wieder unzufrieden vor sich hinknurrt: »Na, du hast ja wohl auch Besseres zu tun, als mich anzurufen.« Ich gebe gern zu, dass Forderungen und Vorwürfe nicht besonders dazu einladen, auf den dahinter versteckten Wunsch einzugehen. Gewöhnen Sie sich also ruhig an, direkt danach zu fragen: »Und was wünschst du dir jetzt von mir?« Wenn Sie eine Forderung hören, machen Sie sich klar, dass auch diese in Wirklichkeit nur eine Information ist gut, dass Ihr Partner Sie wissen lässt, was er braucht. Wenn Sie innerlich bereits losgeflitzt sind, um einen Auftrag zu erfüllen, bremsen Sie sich es war ein Wunsch und Sie müssen erst überprüfen, ob Sie ihn erfüllen können und wollen. Dieser Vorgang ist ganz wichtig. Gewöhnen Sie sich an, niemals etwas dem anderen zuliebe zu tun, ohne wenigstens kurz innerlich abzuchecken, ob das für Sie in Ordnung ist. Das sollte unbedingt zur Routine werden.
S chritt 13: Wann
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