Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich
dabei hilft, sind ebenfalls bestimmte Sätze, die sie sich dann sagt: »Wenn ich ihn jetzt in Ruhe lasse, kann ich herausfinden, ob er sich wirklich selbst beruhigen kann. Ich muss ihm eine Chance geben. Und wenn er es schafft, kann ich mich entspannen, denn dann ist es nicht mehr meine Verant wortung. Das Beste, was ich jetzt für uns beide tun kann, ist dafür zu sorgen, dass es mir in dieser Zeit möglichst gut geht. Ich schreibe Hannes einen Zettel, dass ich einen kurzen Spaziergang mache, dabei werde ich immer etwas ruhiger.« Beide setzen ihre Energie jetzt dort ein, wo sie etwas bewirken können, anstatt weiter darauf zu warten, dass der andere sich verändert. Hannes will für sich Wege finden , mit einer Enttäuschung umzuge hen, ohne Sahra verantwortlich zu machen. Und Sahra bemüht sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie immer noch Angst bekommt, wenn es Hannes oder den Kindern nicht gut geht. Mehr noch, sie versucht in solchen Momenten bewusst angenehme Dinge für sich zu tun. Und beide sind bestrebt, einander über diese Dinge zu informieren. Das ist wichtig, denn nur so können sie die Veränderung erfolg reich gestalten und die Gefahr bann en, in ihre alten Muster zurück zufallen. Gleichzeitig üben sie den souveränen Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners: Hannes wünscht sich nämlich nicht nur, dass Sahra ihn ein fach in Ruhe lässt, wenn er ent täuscht ist, sondern am liebsten wäre es ihm, wenn sie liebevoll und entspannt in seiner Nähe bliebe und ihm vermittelte, dass alles in Ordnung wäre. Doch sie nimmt ihre eigenen Grenzen ernst und lehnt diesen Wunsch ab: Um ihn in Ruhe lassen zu können und dabei ent spannt zu bleiben, ist es am besten, wenn sie spazieren geht oder sich mit einem Buch zurückzieht.
Entgegenkommen, anbieten und verhandeln
Den gemeinsamen Suchprozess nach einer für beide guten Lösung können Sie nur beginnen, wenn Sie Ihr eigenes Bedürfnis und das des anderen ernst nehmen auch w enn sie zunächst unvereinbar er scheinen. Da Sie ja inzwischen wissen, dass die Abhängigkeit in der Liebe nicht automatisch bedeutet, dem anderen hilflos ausgeliefert zu sein, können Sie allein oder gemeinsam mit dem Partner nach einer Lösung suchen. Dabei können Sie ruhig erfinderisch sein und ungewöhnliche Ideen erwägen warum auch nicht? Wenn Sie seinen Wunsch nicht erfüllen können, dann lassen Sie ihn wissen, was Sie stattdessen für ihn tun wollen. Oder was es leichter für Sie machen würde, ihm entgegenzukommen. Wenn er Ihren Wunsch ablehnt, fragen Sie ihn, ob es etwas gibt, was Sie tun können, dass ihm die Erfüllung leichter fällt. Häufig reicht auf ein Nein sogar die Antwort: »In Ordnung. Wann dann?« Wie zum Beispiel, wenn Oskar enttäuscht von mir, nicht bereit ist, meinen Steuererklärungskummer anzuhören, geschweige denn, mir bei der Versicherungsaufstellung zu helfen, die ich ohne ihn gar nicht machen kann. Anstatt mich zurückzuziehen und mich da rüber auf zuregen, wie jemand seine Lebensgefährtin so hängenlassen kann, nehme ich mein eigenes Bedürfnis ernst und frage nach: »Ja, ich verstehe, dass es dir heute Abend zu viel ist. Wann könntest du's denn dann mit mir durchgehen? Ich stehe sehr unter Druck, weil die Steuererklärung übermorgen fertig sein muss.« Und wenn er dann weitermault , sich über meine miese Zeitpla nung beschwert, behauptet, ich sei genauso chaotisch und schlampig wie meine furchtbare Schwester, und meine Erpressungsversuche hingen ihm schon lange zum Halse raus, dann muss ich natürlich eine Entscheidung treffen: Will ich jetzt streiten, um recht zu haben? (Obwohl ich Oskar ziemlich sicher nicht dazu bekomme, dass er mir zustimmt!) Oder ist mir seine Hilfe und Unterstützung wichtiger? Im letzteren Fall muss ich dranbleiben. Dazu gehört, ihn und auch mich selbst ernst zu nehmen. »Ich finde es selbst furchtbar, dass ich jetzt so einen Druck machen muss. Kann ich irgendwas für dich tun, damit du dir morgen mal die Zeit für diese Aufstellung meiner Versicherun gen nehmen kannst?« Vielleicht brummelt er noch etwas weiter, aber wenn ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere (ich brauche Oskars Hilfe), wird es vielleicht eine Chance geben. Ich schlage ihm vor, morgen für uns zu kochen, sodass wir gemeinsam essen können, wenn er kommt. Und wenn ich weiß, dass wir die Steuererklärung danach in Angriff nehmen, kann ich sogar in Ruhe zuhören, wenn er mir von seinem schwierigen Gespräch mit seinem Chef erzählt.
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