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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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repariert.
     
    Organismen werden wie Maschinen auf zweierlei Weise instand gehalten. Ein Maschinenteil, das akut geschädigt ist, reparieren wir. Wir können zum Beispiel einen platten Autoreifen oder einen eingebeulten Kotflügel in Ordnung bringen, und wenn Reifen oder Bremsen so defekt sind, daß sie sich nicht mehr reparieren lassen, wechseln wir sie aus. Ganz ähnlich repariert auch unser Organismus akute Schäden. Das offenkundigste Beispiel ist die Wundheilung, wenn wir uns geschnitten haben, aber auch die molekulare Reparatur der DNS und viele andere Ausbesserungsvorgänge laufen unsichtbar in unserem Inneren ab. Und genau wie man einen kaputten Reifen auswechseln kann, so hat auch unser Körper eine gewisse Fähigkeit, Teile geschädigter Organe zu ersetzen und beispielsweise neues Nieren-, Leber- oder Darmgewebe zu bilden. Bei vielen anderen Tieren ist diese Regenerationsfähigkeit noch wesentlich besser ausgebildet. Wären wir doch wie Seesterne, Krebse, Seegurken oder Eidechsen, die Arme, Beine, Darm beziehungsweise Schwanz regenerieren können!
     
    Der zweite Weg, um Maschinen und Organismen funktionsfähig zu halten, ist die regelmäßige oder automatische Pflege zur Beseitigung der allmählichen Abnutzung, die sich unabhängig von akuten Schäden einstellt. Bei unserem Auto wechseln wir beispielsweise zu den vorgesehenen Wartungsterminen das Öl, die Zündkerzen, den Keilriemen und die Kugellager. Ganz ähnlich macht es auch unser Körper: Er läßt ständig neue Haare wachsen, tauscht alle paar Tage die Darminnenwand aus, ersetzt alle paar Monate die roten Blutzellen und bildet einmal im Leben für jeden alten Zahn einen neuen. Unsichtbar setzt sich dieser Austauschvorgang auch bei den einzelnen Proteinmolekülen fort, aus denen unser Körper besteht.
     
    Wie gut man ein Auto wartet und wieviel Geld oder Mühe man in seine Pflege steckt, wirkt sich stark auf seine Lebensdauer aus. Das gleiche kann man auch von unserem Körper sagen, und zwar nicht nur im Hinblick auf körperliche Betätigung, regelmäßige Arztbesuche und andere bewußte Maßnahmen, sondern auch im Zusammenhang mit der unbewußten Reparatur und Pflege, die unser Organismus selbst in Gang setzt. Die Neubildung von Haut, Nierengewebe und Proteinen erfordert eine Menge Biosyntheseenergie. Das Ausmaß dieser Investition in die Selbsterhaltung ist bei den einzelnen Tierarten sehr unterschiedlich, und entsprechend unterscheiden sie sich auch in der Geschwindigkeit ihrer Alterung. Manche Schildkröten leben über ein Jahrhundert lang. Labormäuse dagegen, die in Käfigen mit reichlich Futter und ohne natürliche Feinde oder sonstige Gefahren leben und besser medizinisch versorgt werden als jede wilde Schildkröte oder die große Mehrheit der Weltbevölkerung, werden unweigerlich noch vor ihrem dritten Geburtstag hinfällig und sterben an Altersschwäche. Unterschiede in der Alterung gibt es sogar zwischen uns Menschen und unseren engsten Verwandten, den Menschenaffen. Gut ernährte Menschenaffen, die in der Sicherheit eines Zookäfigs zu Hause sind und von Tierärzten betreut werden, leben nur selten (wenn überhaupt) länger als sechzig Jahre, während weiße Amerikaner, die viel größeren Gefahren ausgesetzt sind und weniger medizinische Versorgung genießen, heute als Männer durchschnittlich 78 und als Frauen 83 Jahre alt werden. Warum hält unser Körper sich unbewußt besser instand als der eines Affen? Warum altern Schildkröten soviel langsamer als Mäuse?
     
    Wenn wir alles in die Reparaturen stecken und alle Körperteile häufig austauschen würden, könnten wir das Altern völlig vermeiden und (abgesehen von Unfällen) ewig leben. Zur Vermeidung der Arthritis könnten wir neue Gliedmaßen wachsen lassen wie die Krebse, Herzinfarkte könnten wir mit einem regelmäßig nachwachsenden neuen Herzen abwenden, und der Verschleiß der Zähne ließe sich reduzieren, wenn uns nicht nur einmal, sondern (wie bei den Elefanten) fünfmal neue Zähne wüchsen. Manche Tiere investieren also viel in die Reparatur einzelner Körperteile, aber keine Art läßt diese Investition allen Bereichen zuteil werden, und kein Tier kommt gänzlich um das Altern herum.
     
    Warum das so ist, erkennt man wiederum an dem Vergleich mit dem Auto: Reparatur und Wartung sind teuer. Die meisten von uns verfügen nur über begrenzte Geldmittel, und deshalb müssen wir sie einteilen. In die Reparatur unseres Autos stecken wir gerade so viel, daß es läuft,

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