Warum macht Sex Spaß?
zur gleichen Zeit verschlissen sind.
Die gleiche Gesetzmäßigkeit gilt natürlich auch für vom Menschen gebaute Maschinen. Ein schönes Beispiel findet sich in einer Geschichte über Henry Ford, das Genie der kostengünstigen Automobilproduktion. Er schickte eines Tages ein paar Angestellte auf Schrottplätze mit der Anweisung, den Zustand der in verschrotteten Wagen verbliebenen Teile des Modells T zu untersuchen. Die Arbeiter kamen mit der scheinbar enttäuschenden Nachricht zurück, an fast allen Bauteilen seien Anzeichen des Verschleißes zu erkennen. Es gab nur eine Ausnahme: Die Achsbolzen waren praktisch überhaupt nicht abgenutzt. Zur Überraschung der Mitarbeiter zeigte Henry Ford sich keineswegs stolz auf die gut gefertigten Achsbolzen, sondern er erklärte, diese Teile seien zu gut konstruiert, und man solle sie in Zukunft billiger herstellen. Fords Schlußfolgerung verletzt vielleicht unser Ideal vom Handwerk, auf das man stolz sein kann, aber wirtschaftlich ist sie sinnvoll: Er hatte tatsächlich Geld für langlebige Achsbolzen verschwendet, die länger hielten als die Autos, in denen sie eingebaut waren.
Auch die Konstruktion unseres Körpers, die sich durch natürliche Selektion entwickelt hat, entspricht Fords Achsbolzenprinzip bis auf eine einzige Ausnahme: Praktisch alle seine Teile sind zur gleichen Zeit abgenutzt. Die Gesetzmäßigkeit gilt sogar für die Fortpflanzungsorgane der Männer; sie werden zwar nicht plötzlich funktionsunfähig, aber allmählich schleichen sich – von Mann zu Mann in unterschiedlichem Ausmaß – immer mehr Störungen ein, zum Beispiel die Prostatavergrößerung und die abnehmende Zahl der Samenzellen. Ebenso gilt das Achsbolzenprinzip für den Körper der Tiere. Fängt man sie in freier Wildbahn, findet man kaum Anzeichen für altersbedingten Verfall, denn ein Wildtier stirbt meist durch natürliche Feinde oder Unfälle, bevor sein Organismus merklich geschädigt ist. In Zoos und Laborkäfigen dagegen zeigen Tiere ebenso an allen Körperteilen den altersbedingten Verfall wie wir.
Diese traurige Erkenntnis erstreckt sich auch auf die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane der Tiere. Bei Rhesusaffenweibchen ist um das dreißigste Lebensjahr herum der Vorrat an funktionsfähigen Eizellen aufgebraucht; bei älteren Kaninchen funktioniert die Befruchtung nicht mehr zuverlässig; alternde Kaninchen-, Hamster- und Mäuseweibchen besitzen einen zunehmenden Anteil anormaler Eizellen, und ebenso führt bei Hamstern, Mäusen und Kaninchen auch die Alterung der Gebärmutter zu immer mehr nicht lebensfähigen Embryonen. Die weiblichen Fortpflanzungsorgane der Tiere sind also ein Mikrokosmos des ganzen Körpers: Alles, was mit den Jahren schiefgehen kann, geht vielleicht auch tatsächlich schief – bei einzelnen Individuen in unterschiedlichem Alter.
Die krasse Ausnahme vom Achsbolzenprinzip sind die Wechseljahre der Menschen. Bei allen Frauen vollziehen sie sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne schon Jahrzehnte vor dem voraussichtlichen Todeszeitpunkt, sogar bei vielen Frauen in Kulturen von Jägern und Sammlern. Die banale physiologische Ursache – die Erschöpfung des Eizellenvorrats – wäre durch eine einzige Mutation zu beseitigen, welche die Eizellen langsamer absterben oder nicht so schnell unempfindlich für Hormone werden läßt. Die Wechseljahre waren offensichtlich keine physiologische Zwangsläufigkeit, und auch im Hinblick auf die Säugetiere im allgemeinen hatte ihre Evolution nichts Unvermeidliches. Statt dessen wurden die Frauen – aber nicht die Männer – während der letzten paar Millionen Jahre von der natürlichen Selektion gezielt darauf programmiert, die Fortpflanzung frühzeitig einzustellen. Diese vorzeitige Alterung überrascht vor allem deshalb, weil sie einem übermächtigen Trend widerspricht: In anderer Hinsicht hat sich bei uns Menschen keine vorzeitige, sondern eine verzögerte Alterung entwickelt.
Jede Theorie über die entwicklungsgeschichtlichen Grundlagen der weiblichen Wechseljahre muß erklären, warum die scheinbar kontraproduktive Strategie, weniger Babys hervorzubringen, letztlich zur Produktion von mehr Babys führt. Wenn eine Frau älter wird, kann sie offenbar die Anzahl der Menschen, die ihre Gene tragen, besser steigern, wenn sie sich den vorhandenen Kindern, den potentiellen Enkelkindern und anderen Verwandten widmet, statt selbst noch ein weiteres Kind zur Welt zu bringen.
Der
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