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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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liebten sie nicht und dächten daran, sie zu verlassen.
    Alle diese Männer waren typische Fälle von passiver Aggressivität. Als ich darauf hinwies, zeigte sich Jane nicht überrascht, dass sie in ein Muster verfallen war und dass dieses Muster auch noch einen Namen hatte. Sie stellte im Geist sogar noch eine weitere Verbindung her: Die Eigenschaften, die sie an den Männern so hasste, obwohl sie sich seltsamerweise in sie verliebt hatte, waren die gleichen, mit denen sie aufgewachsen war; zusammengenommen spiegelten sie das Persönlichkeitsprofil ihrer Mutter wider.
    Janes Mutter war eine typische Vertreterin ihrer Generation: eine heitere Frau, die ihren Ehrgeiz und ihre Neugier auf die Welt in ein herkömmliches Schema gepresst hatte, um ihrem Mann »ein schönes Zuhause« zu schaffen. Ihr Leben war bestimmt von dem Bedürfnis nach Bestätigung und der Angst vor dem, was andere über sie und ihre Familie dachten. Janes Vater besaß in einer Vorstadt ein gut gehendes Bauunternehmen und überließ die Erziehung der Tochter größtenteils seiner Frau. Jane war sein Lieblingskind – das wusste sie seit ihrer frühesten Jugend, aber es wurde zwischen den beiden nur selten offen ausgedrückt.
    Im Verlauf der Therapie konnte Jane schließlich eine wichtige Erkenntnis offen eingestehen – und sich damit auseinandersetzen: Unbewusst setzte sie Liebe mit Erniedrigung gleich, mit leeren Versprechungen und der Macht dessen, was nicht laut ausgesprochen wird. Für Jane war es Liebe, wenn es aussah wie eine Belohnung dafür, dass man die Verschlossenheit anderer akzeptierte; Liebe war Liebe, wenn sie weniger war, nicht mehr. Und diesen Begriff von Liebe lernte sie von ihrer ersten Bezugsperson, ihrer Mutter, einem Musterbeispiel für die zurückhaltende, passiv-aggressive Persönlichkeit, und von ihrem Vater, der zwar mehr geben konnte, aber nicht in der Lage war, Leidenschaft auszudrücken, ohne dadurch verwirrt zu sein.
    Am meisten half es Jane, als sie erkannte, wie sich die Muster ihrer Beziehungen zu Männern aus ihrer Jugend heraus entwickelt hatten. Aufgewachsen mit einer Mutter, die leicht zu bedrohen und voller Kritik war, hatte sie nicht gelernt, ihre Bedürfnisse anzumelden und zu befriedigen. Verzicht stand für ihre Mutter auf der Tagesordnung, und deshalb wuchs Jane in dem Glauben auf, sie könne auch von anderen ihr Leben lang nur leere Versprechungen erwarten. Wenn man glaubt, andere würden einem nur dann Liebe geben, wenn sie es wollen, nicht wenn man es braucht oder darum bittet – so war es in Janes Jugend –, dann wartet und leidet man. Wenn man wie Jane der Ansicht ist, das Schicksal werde einen bestrafen und den geliebten Menschen wegnehmen, dann erlebt man nie die Freude der Liebe während einer Beziehung.
    Jane schlüpfte bei Männern immer in die Rolle des Opfers: Als Erstes kamen die Bedürfnisse des Mannes und dann erst die ihren, und dazwischen war eine große Lücke. Um diese Kluft kleiner werden zu lassen, machte Jane aus dem Geben das Nachgeben . Sie stellte Situationen her, in denen sie nicht gewinnen konnte, weil sie nicht widersprach, wenn jemand sie verletzte. Beispielsweise konnte sie nicht sagen: »Sag mir nicht erst dann ab, wenn wir in zehn Minuten ausgehen wollten«, »Warum fängst du wieder Streit an, bevor wir zu Bett gehen?« oder »Wenn du knapp bei Kasse bist, warum machst du dann mir Vorwürfe, ich verlange finanziell zu viel von dir?« Meist sprach sie ein Thema überhaupt nicht an, aber wenn sie es tat, dann erst im Nachhinein, und stets nahm der betreffende Mann ihre Beschwerde auf die leichte Schulter.
    Opfer lassen sich herumstoßen. Wenn sie Grenzen ziehen, fällt es ihnen schwer, sie aufrechtzuerhalten. Passiv-aggressive Männer lernen es, Ultimaten zu missachten, besonders jene, die das machtlose Opfer setzt. Sie tun weiterhin so, als ob sie sich darum kümmern, und wie bei Jane wissen sie, dass die Frau sie nie verlassen wird. Aber Jane war nicht ganz und gar ein Opfer, und sie schaffte es jedes Mal rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen, bevor sie einen solchen Mann heiratete. Leider hatte sie nicht genügend Einsicht, um das Muster früher zu durchbrechen. Die Lösung für Janes Problem liegt in ihr selbst und in ihrer Fähigkeit, Selbstwertgefühl zu erlangen und ihre Würde wiederherzustellen. Sie lernte schließlich, dass Missbrauch keine Liebe ist, dass Liebe aber missbraucht und als Waffe gegen sie eingesetzt werden kann. Sie kann jetzt liebevolle

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