Warum Maenner mauern
passiv-aggressiven Mann liebte, der wegen ihr keine Kompromisse einging. Sie stand vor einer einfachen Alternative: Schluss machen oder so weiterleben wie bisher. Da positive Verständigungsversuche umsonst gewesen waren, traf sie widerwillig die Entscheidung, die für sie am besten war.
Interessanterweise konnte Erica sich mit dem Ende der Beziehung erst abfinden, als sie räumlich von Jack getrennt war. Als ich sie fragte, warum sie telefonisch Schluss gemacht habe, erwiderte sie, sie hätte in einem persönlichen Gespräch unmöglich hart bleiben können. Hätte sie sich mit ihm getroffen, so sagt sie, »hätte er sich wieder in mein Herz eingeschlichen… er ist unwiderstehlich, und das bringt mich um«.
Viele passiv-aggressive Männer sind Verführungskünstler, die Sie dazu bringen, wider besseres Wissen zu handeln. Sie nutzen Ihren Optimismus und Ihre romantischen Gefühle aus – Ihre Träume von wolkenlosem Himmel und glückseliger Liebe, nur Sie und er, voller Wärme und Glück. Er weiß, was Sie wollen, und er weiß auch, dass er es Ihnen nicht geben kann; deshalb verkauft er Ihnen Versprechungen. Der Vater, der Bruder, der Sohn oder der Chef verführt Sie zwar nicht auf die gleiche Weise wie ein Geliebter, aber er rechnet ebenfalls damit, dass Sie darauf hereinfallen, wie sehr Sie ihn brauchen, wie liebenswert er ist oder wie sehr er Sie liebt.
Männer wie Jack ziehen einen bestimmten Frauentyp an, den ich als »Retterin« bezeichne (mehr über Persönlichkeit und Art der Frauen im nächsten Kapitel), und auch Erica hat etwas davon. Sie unternimmt heldenhafte Anstrengungen, um Beziehungen zu retten, die zum Scheitern verurteilt sind, oder um Männer zu gewinnen, die hin und her schlittern. Es funktioniert nicht.
Wenn Sie mit einem passiv-aggressiven Mann so verwoben sind, dass Sie den Überblick verlieren, bei wem das Problem liegt, ist das Ausbrechen aus der Beziehung nicht einfach. Sie sind beide eng verbunden, und es ist fast unmöglich, sich dem zu entziehen. Die Lösung lautet: Schätzen Sie die Beziehung danach ein, was sie Ihnen gibt, und nicht danach, welche Möglichkeiten in ihr stecken. Nur allzu oft sehe ich Menschen, die gefesselt sind von der Hoffnung, der passiv-aggressive Mann werde sich ändern, und dabei gestehen sie das ganze Ausmaß ihrer Enttäuschung nicht ein. Treffen Sie Ihre Entscheidung wie Erica auf der Grundlage der Wirklichkeit und nicht auf der einer falschen Hoffnung.
Als Erica telefonisch mit Jack Schluss machte, war das die einzige Möglichkeit, wie sie sich selbst als abgegrenzte Person betrachten konnte – indem sie buchstäblich ihre Vorlieben von seinen trennte und umzog. Damit stellte sie ganz konkret die Grenzen wieder her, die zuvor verwischt waren. Ihre Angst, mit der bisherigen unbefriedigenden Beziehung weiterzumachen, half ihr dabei, diesen Schritt zu tun. Sie hatte schon früher versucht, Grenzen zu ziehen und durchzusetzen, aber es wurde ihr klar, dass nur der Ortswechsel für sie eine Lösung war.
Ein Kollege machte einmal folgende schlagfertige, aber von Herzen kommende Bemerkung: »Das Geheimnis im Umgang mit einem passiv-aggressiven Mann besteht darin, ihn hinter sich zu lassen. Heiraten Sie ihn Anfang zwanzig, und lassen Sie sich mit dreißig scheiden. Sie sollten aus Ihren Fehlern lernen und nicht für alle Zeiten mit ihnen leben.« Genau das tat Erica.
Eine Beziehung zu beenden, das ist schmerzlich und schwierig, besonders wenn es sich um einen Angehörigen handelt (und er nicht gerade gewalttätig oder arrogant ist). Was dabei am wichtigsten ist: Denken Sie daran, dass Sie eine größere Chance haben, die Beziehung zu verändern, wenn Sie anders reagieren – und wenn Sie Grenzen ziehen und durchsetzen, teilen Sie dem passiv-aggressiven Vater, Bruder oder Sohn mit, dass Sie jetzt klarer sehen und nicht mehr zuschnappen, wenn er Ihnen den Köder zuwirft. Je weniger anfällig Sie für die passiv-aggressiven Spiele sind, desto mehr wird er Sie bekämpfen. Aber wenn Sie hartnäckig bleiben und die Selbstachtung wahren, muss er damit zurechtkommen. Erwarten Sie keine magische Verwandlung, aber rechnen Sie mit einer merklichen Änderung.
Zum Schluss
Wenn man mit einem anderen zu tun hat, sei es ein passiv-aggressiver Mann oder irgend jemand anders, dann ist es unmöglich, dass man nie etwas von ihm will. Aber wer sich mit einem passiv-aggressiven Mann einlässt, begibt sich in das Wechselbad der Gefühle von Zweifel und Verwirrung bis hin zu Ärger
Weitere Kostenlose Bücher