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Warum Maenner mauern

Warum Maenner mauern

Titel: Warum Maenner mauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Wetzler
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Aufmerksamkeit vorsichtig auf das Problem, setzen Sie es nicht wie eine Keule im Kampf ein. Denken Sie daran, dass in seinem Unbewussten etwas widerhallt: die Stimme seiner Mutter. Die Diskussion kann innere Stimmen an die Oberfläche bringen, und plötzlich geht es nicht mehr um Sie, sondern um eine Erinnerung. Sie müssen ihm – direkt oder unausgesprochen – Folgendes mitteilen: »Mir liegt an dem, was mit dir geschieht, und ich liebe dich, aber ich bin nicht deine Mutter. Wenn du das Gefühl hast, dass Frauen über dich bestimmen, dann denke daran, dass ich das nicht tue oder sage, um wie sie zu sein. Du ärgerst dich über die falsche Person. Wenn du mich wie deine Mutter behandeln willst, such dir eine andere. Zwischen uns besteht eine Beziehung auf Gegenseitigkeit.«
    Der typische passiv-aggressive Mann wird Sie auch weiterhin in die Rolle der Medea drängen – als Mutter, die ihre Kinder verschlingt, oder ihre Abwandlung, die mythologische Wölfin. Es wäre der größte Fehler, wenn er Sie so manipulieren könnte, dass Sie diese Rolle übernehmen. In manchen Fällen zeigt sich daran nur, dass er kindlich handelt und die Übertragung von Ihnen auf seine Mutter vollzogen hat. Wenn das geschieht, können Sie den fairen Streit vergessen: Er ist in seiner Kindheit gefangen. Lassen Sie nicht zu, dass er Sie wie eine Herrscherin behandelt, nur weil Sie Ihren Meinungsverschiedenheiten auf den Grund gehen und alles wieder in Ordnung bringen wollen.
    Versöhnung
    Wenn der faire Streit seinen Höhepunkt erreicht hat, folgt die Abkühlung. Wahrscheinlich wissen Sie aus Erfahrung, dass Ihr Freund, Mann, Vater, Bruder oder Chef kaum einmal den ersten Schritt zur Versöhnung tut. Aber lassen Sie die Kluft nicht dauernd bestehen. Ergreifen Sie vielmehr das Banner, und begeben Sie sich auf den Kreuzzug: Die Versöhnung ist gewöhnlich Ihre Aufgabe.
    Viele passiv-aggressive Männer werden tatsächlich irgendwann erwachsen und ändern sich. David war seit zwei Jahren bei mir in Therapie. Er war ein achtundzwanzigjähriger Grafiker, der mit Anne, seiner jüngeren Schwester, und seinem verwitweten Vater zusammenlebte. Eines Abends kam David streitsüchtig nach Hause. Auf dem Tisch in der Diele fand er dann auch einen Anlass: eine Rechnung, die Anne hätte bezahlen sollen. Er stürmte in ihr Zimmer, wo Anne gerade das Bett bezog, und als Waffe benutzte er das Thema, bei dem die beiden unter Garantie Ärger bekamen: Geld . Sie stritten oft darüber, wer mehr zum Haushalt beisteuerte. Angeheizt wurden die Diskussionen durch Davids Vorliebe für extravagante Designeranzüge, für die er sich Geld von ihrem Vater leihen musste; gewöhnlich ging es darum, wer unbescheiden war und wer die Verantwortung trug.
    David erzählte mir:
    Als ich die Stromrechnung erwähnte, sagte Anne in gehässigem Ton: »Das geht dich nichts an.« Ich sagte: »Du bestehst doch immer darauf, die Rechnungen zu bezahlen. Ich habe sie immer pünktlich beglichen, bevor du das übernommen hast. Wie soll ich mich auf dich verlassen, wenn du nicht einmal etwas schaffst, was jeder Siebenjährige kann?«
    Dann warfen wir uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf, wer wie viel verdient und wer was tun sollte. Sie verlor die Beherrschung, ging in mein Zimmer, nahm einen Stapel Zeitschriften und warf sie nach mir, so dass der Kram über die ganze Diele verstreut war. Dann rannte sie hinaus.
    Anne war diejenige, die sich aufregte und eine schlechte Figur machte; David stellte den unschuldigen Part dar.
    David fühlte sich bestätigt, aber er hatte auch ein schlechtes Gewissen und erkannte langsam das passiv-aggressive Verhaltensmuster, über das wir in der Therapie gesprochen hatten. Er kümmerte sich nicht um die Unordnung, die Anne angerichtet hatte, sondern legte sich auf sein Bett und schaltete den Fernseher ein. Ein oder zwei Stunden vergingen, ohne dass einer von beiden ein Wort sagte, obwohl ihr Vater einen Anlauf unternahm und Anne aufforderte aufzuräumen; dabei stand er teilweise auf Davids Seite, aber nicht ganz.
    David gab zu, es habe ihn schadenfroh gemacht, dass er Anne in eine solche Verlegenheit gebracht hatte. Irgendwann würde sie sich in sein Revier begeben müssen, in die Diele und den Eingang zu seinem Zimmer, um die Unordnung wegzuräumen. Er wusste auch, dass sie innerlich kochte und nicht den ersten Schritt tun würde. Und wenn er sich entschuldigte, so fürchtete er, würde sie einen neuen Streit anfangen und ihn zurückweisen. Schließlich

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