Warum Maenner mauern
angreifbarsten, und das lähmt ihn. Je besser Sie verstehen, was Nähe, Vertrauen, Geben und Nehmen sowie die Angst vor Zurückweisung für einen passiv-aggressiven Mann bedeuten, desto besser sind Sie darauf vorbereitet, mit ihm umzugehen. Und dann werden Sie vielleicht auch sich selbst ein paar kritische Fragen stellen: Suche ich eigentlich nach Vertrautheit mit einem Mann, der zu so viel Nähe gar nicht fähig ist? Suche ich feste Zusagen bei jemandem, der nichts fest zusagen kann?
Männer und Nähe – genauer betrachtet
Was ist das eigentlich, das man als Nähe bezeichnet? Man könnte sagen, es ist das umfassende Offenlegen von Gefühlen, ein Weg für zwei Menschen, denen aneinander liegt, ehrlich zu sein. Durch Nähe können Sie beide voneinander abhängig werden.
Nähe ist das, was Sie beide wirklich sind. Sie bedeutet leidenschaftliche Gesten, gegenseitige Geheimnisse, Zauber und Großzügigkeit, zum Beispiel, wenn man für den anderen etwas tut, damit er sich freut, oder wenn man Opfer bringt, wenn es nötig ist. Und da wir komplizierte Wesen sind und ohne Sprache nicht überleben können, brauchen wir Definitionen, Erklärungen und verbale Bestätigungen. Nähe bietet das alles. Auf der Grundlage von Vermutungen, vorenthaltenen Informationen, hochgezogenen Augenbrauen und merkwürdigen Seitenblicken kann sie nicht gedeihen.
Männer und ihre Probleme mit Nähe und Verpflichtung sind das Thema zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel. Die vorherrschende Theorie darüber, warum es diese »Fragen« gibt, lautet etwa so: Männer, die ihre Männlichkeit durch sexuelle Eroberung definieren, haben das Gefühl, dass eine feste Zusage an eine Frau ihre Möglichkeiten einschränkt, weiterhin Jagd auf viele andere zu machen. Ihr primitiver biologischer Trieb, zu erobern und Nachwuchs zu zeugen, wirkt sich immer noch machtvoll aus und ist durch eine einzige, verpflichtende Beziehung nicht zu befriedigen. Geht es hier nur um wild gewordene Hormone, oder ist es das Bedürfnis, ein zerbrechliches Selbstwertgefühl zu festigen?
In Wirklichkeit stimmt wahrscheinlich beides. Die wichtigste Ursache für die Angst der Männer vor Nähe und Verpflichtung ist aber eher passive Aggression und nicht Sexualität. Wenn die Beziehungen mit Ihnen, seinem Vater, seiner Mutter, seinem Chef oder einem Kameraden schwierig werden, zieht sich der passiv-aggressive Mann zurück: Er fühlt sich ausgenutzt, nicht genügend anerkannt und missbraucht. Mit seinem Rückzug will er das abschütteln, was er als Last empfindet: ein engagierter Partner zu sein. Ihre Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen, das ist für ihn anstrengend. Nähe und Verpflichtung überfordern ihn, und das spürt er.
Wie man sich leicht vorstellen kann, hat es für den passiv-aggressiven Mann auch Folgen, wenn er auf Distanz geht. Indem er sich emotional unzugänglich macht, schafft er Situationen, in denen ihn kaum noch jemand zufrieden stellen kann. Sein Verhalten hat Rückwirkungen, und die betreffen ihn ebenso wie Sie.
Kein anderes Verhalten zerstört Nähe durch Vereiteln der Verständigung so stark wie die passive Aggression. Es ist wirklich schwierig, mit einem Mann zusammenzuleben, bei dem Sie erahnen müssen, was er will, und der noch nicht einmal offen zugibt, dass Ihnen dies gelungen ist! Es ist erniedrigend, um eine Reaktion betteln zu müssen. Frustrierend ist es auch, wenn Sie wissen, dass ein Mann Sie liebt und Ihnen verpflichtet ist, und wenn Sie dann zusehen müssen, wie er jedes Versprechen, das er Ihnen gegeben hat, systematisch zerstört oder zurücknimmt.
Einer meiner Freunde, ein Amateurschachspieler, verglich die passive Aggression einmal mit dem Zug des Springers beim Schach: Er bewegt sich immer um zwei Felder nach vorn und um eines nach der Seite. Damit ist auf eine sehr reale Weise auch das Spiel des passiv-aggressiven Mannes mit dem Problem der Nähe in Beziehungen beschrieben.
So ist es auch bei Kara und ihrem Freund Steve. Jedes Mal, wenn die Beziehung enger wird (weil beide sich aufeinander zubewegt haben), sagt oder tut Steve etwas, das Kara und die Beziehung zweitrangig werden lässt. Er macht es ihnen beiden fast unmöglich, zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu sein. (»Martin sagt, wir können sein Ferienhaus am Wasser benutzen, umsonst. Wir fahren hin… es wird dir gefallen! Aber du weißt, du hast viel zu tun. Und wie es aussieht, werde ich in den nächsten Monaten auch jedes Wochenende arbeiten müssen… mal sehen.«)
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