Warum Maenner und Frauen nicht zusammenpassen - aber irgendwie doch
der Hund, den ihre Großeltern gehabt hatten, als sie klein war. Ihre Rechercheergebnisse zum Thema Stricken hingen unter einem Souvenir-Magneten aus Nova Scotia, eine Liste mit Telefonnummern unter einer Plastikschneeflocke. Und unter verschiedenen anderen Magneten hafteten Zettel mit ihren persönlichen Zielen.
Ihr Blick fiel auf einen davon. Autofahren lernen . Sie hatte es auf dem Rückweg vom Laden hinten auf den Kassenbon gekritzelt.
Das war eine weit größere Herausforderung, als Koffein aufzugeben oder ihren Blutdruck wieder in den Normalbereich zu drücken. Tatsächlich war sie sich sogar ziemlich sicher, dass ein Auto zu fahren ihren Blutdruck in ungeahnte Höhen treiben würde, aber es half alles nichts. Sie war nicht mehr in New York, und auf dem Land brauchte man einen Wagen, um sich von A nach B zu bewegen.
Obwohl … im Schuppen stand das alte Fahrrad ihrer Großmutter. Am besten, sie holte es mal heraus und schaute, ob es einsatzbereit war. So könnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sport und Fortbewegung ohne Auto. Anna schnappte sich einen Stift und notierte Fahrrad auf einer ihrer Listen. Dann trat sie einen Schritt zurück und musterte die Kühlschranktür erneut.
Sie hätte vor ihrer Abreise hierher besser noch eine große Pinnwand gekauft, damit sie ihre Gedanken richtig ordnen könnte. Natürlich hatte sie sämtliche Notizen auch in ihrem Handy gespeichert, so war sie jederzeit und überall in der Lage, sie nachzulesen. Bisher hatte sie allerdings zusätzlich eine große Magnettafel besessen, auf der sie die Listen hin und her schieben und immer mal im Ganzen betrachten konnte. Dafür reichte die Kühlschranktür nicht aus.
Ihr Smartphone klingelte, und Anna warf einen letzten kurzen Blick auf die Zettelsammlung. Im Moment hatte der Apparat einen langweiligen Klingelton, wie man ihn bei einer Bankerin erwartete. Lustigen Klingelton runterladen , stand auf einem der Zettel. Dazu war sie bisher nicht gekommen. Anna schaute aufs Display. Grandma leuchtete darauf auf.
Sie lächelte. „Hallo, Grandma!“
„Hallo, Liebling! Ich wollte nur kurz hören, ob du dich schon ein bisschen eingelebt hast.“
„Ja, danke. Alles super!“ Mal abgesehen von der Fortbewegungsfrage und ihrem schlecht gelaunten Nachbarn. „Ich hatte ganz vergessen, wie ruhig und friedlich es hier ist.“
„Dann entspannst du dich also?“
Es traf Anna, wie besorgt ihre Großmutter klang. Eigentlich sollte sie sich um ihre Großeltern kümmern und nicht umgekehrt.
„Wenn ich mich noch mehr entspanne, schlafe ich den lieben langen Tag. Oh, und ich will stricken lernen. Cam meint, es gibt einen Strickklub in der Bücherei und dass eine der Frauen dort es mir bestimmt gern beibringen wird.“
„Das ist ja wunderbar, Schätzchen. Stricken ist herrlich entspannend. Hm, dann bist du Cameron also schon begegnet?“
Anna war kurz versucht, ihrer Großmutter einen kleinen Vortrag über das nicht gerade sonnige Gemüt ihres Nachbarn zu halten, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass er mit ihren Großeltern befreundet war. Jetzt nur keinen Konflikt heraufbeschwören. „Er hat mir geholfen, mein Gepäck reinzutragen, und bei der Gelegenheit haben wir unsere alte Bekanntschaft aufgefrischt. Ach, und heute Morgen hat er mich zum Laden gefahren, damit ich erst mal alles einkaufen kann, was ich so brauche.“
„Cameron ist so ein netter Junge. Dein Großvater und ich sind wirklich froh, dass er ein Auge auf unser Ferienhaus hat. Da können wir besser schlafen. Und jetzt hat er natürlich auch ein Auge auf dich.“
„Ja, ist schön, dass er gleich nebenan wohnt“, presste Anna durch ihre zusammengebissenen Zähne heraus. Und es wäre noch viel schöner, wenn er sich benehmen würde wie ein normaler Mensch, dachte sie. Dieser Kasernenton, in dem er ihr befohlen hatte, sich hinzusetzen … und sie hatte es tatsächlich gemacht! Sie war wütend auf sich selbst, weil sie gehorcht hatte.
Sie atmete tief durch und plauderte ein paar Minuten mit ihrer Großmutter, anschließend holte sie einige Notizblöcke und Mappen aus ihrem Rucksack, der hinten neben der Couch lag. Nachdem sie alles auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, ging sie mit einem kleinen Notebook online, das einen 3G-Zugang hatte, um mal zu sehen, was sich in der Welt der Hochfinanz so tat. Sie war zwar gerade nicht im Rennen, aber das war kein Grund, das Training einzustellen, bis sie wieder eine Startnummer hatte.
3. KAPITEL
Cam war um
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