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Warum manche Menschen nie krank werden

Warum manche Menschen nie krank werden

Titel: Warum manche Menschen nie krank werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Stone
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übersetzt in etwa heißt, »fülle den Magen nur zu 80 Prozent«. Wie einige Ärzte versichern, nimmt man bis zu 20 Prozent weniger Nahrung zu sich, wenn man die Essensaufnahme beendet, sobald der Hunger gestillt ist, anstatt
weiter zu essen, bis sich ein Völlegefühl einstellt – und dies wiederum macht den Unterschied zwischen Abnehmen und Zunehmen aus.
    Die reduzierte Kalorienzufuhr (siehe gleichnamiges Kapitel) wird medizinisch derzeit intensiv untersucht. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich dadurch viele typische Alterserkrankungen erfolgreich vermeiden lassen.
    Wenden wir uns Ricardos Familie zu, die ebenfalls zu seinem Wohlbefinden beiträgt. Der enge Kontakt zur Familie stellt für ihn »das Fundament der moralischen und spirituellen Werte der Costa-Ricaner« dar.
    »Nein, Herr Doktor, ich will keine Medizin – wir sind Maschinen, die geschaffen wurden, um zu leben, und wir sind mit allem ausgestattet, um diesen Zweck zu erfüllen. Zu leben ist unsere Natur und unsere Bestimmung. Greifen Sie nicht in das Prinzip des Lebens ein. Es schützt und bewahrt sich selbst, und das kann es besser als all Ihre Medikamente.«
    – NAPOLEON BONAPARTE,
FRANZÖSISCHER GENERAL,
STAATSMANN UND KAISER
    Die Familie spielt in Costa Rica – und ganz besonders auf dem Land – eine wichtige Rolle, denn »sie steht für Geborgenheit, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung«, wie Ricardo erklärt. In allen Blue Zones steht die Familie im Mittelpunkt des sozialen Geflechts, wobei der Integration und liebevollen Pflege der älteren Familienmitglieder ein besonderer Stellenwert beigemessen wird. Dass sich starke soziale Netzwerke positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken und beispielsweise Dickleibigkeit, postoperative Schmerzen und chronische Krankheiten verhindern helfen, wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Die Sicherheit, von einem
sozialen Netzwerk aufgefangen und getragen zu werden, ist insbesondere für ältere Menschen sehr wichtig. Eine ebenfalls entscheidende Rolle spielt das soziale Netz für etwas, das in Costa Rica als Plan de Vida und auf Okinawa als Ikigai bezeichnet wird: das Leben mit Sinn und Inhalt zu füllen. Die Verbundenheit mit der Familie, mit Freunden, der Gemeinde und der Natur vermittelt das Gefühl, gemeinsam stark zu sein, was viele Menschen in Hojancha bis ins hohe Alter dazu motiviert, am Leben teilzunehmen und sich nach Kräften einzubringen. Auch dieses Konzept lässt sich durch harte Fakten untermauern: Das Zentrum für Alzheimererkrankungen an der Rush-Universität in Chicago wies 2009 in einer Studie nach, dass Menschen, die aktiv bleiben und ihr Leben mit Sinn und Inhalt füllen, länger leben.
    Laut Ricardo ist aktiver Umweltschutz für die Menschen in Nicoya eine Selbstverständlichkeit. »Wir alle lernen von Kindesbeinen an, dass wir die Natur und unsere Umwelt schützen müssen«, beschreibt er die Mentalität seiner Landsleute. »Sicherlich wollen auch wir unsere natürlichen Ressourcen nutzen, aber auf eine umweltschonende Art, ohne Raubbau an der Natur zu betreiben.«
    Auch wenn Ricardo Tag für Tag alle Hände voll zu tun hat, betrachtet er Hojancha im Vergleich zu den größeren Städten wie San José als einen Ort, an dem es sich sehr entspannt leben lässt. Stress kann bekanntermaßen tödlich sein, und sich sinnvoll zu beschäftigen, ohne dabei in Stress zu geraten, trägt dazu bei, dass Ricardo und andere Bewohner von Blue Zones seltener erkranken und länger leben.
    Gleichermaßen wichtig ist die körperliche Betätigung, die einen festen Platz in Ricardos Alltag einnimmt. Da seine Familie noch nie ein Auto besaß, war Ricardo schon als Kind
immer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, und er legte den Schulweg viermal am Tag zurück, weil er zum Mittagessen nach Hause kam. Heute verschaffen ihm seine täglichen Radfahrten zur Arbeit und die abendlichen Tanzstunden ausreichend Bewegung, ohne seinen Körper übermäßig zu belasten.
    Einige Vorteile, die das Leben in einer Blue Zone mit sich bringt, sind leider nur denjenigen vorbehalten, die in ihr geboren werden und dauerhaft in ihr leben. So zeichnen sich Blue Zones beispielsweise durch einen starken und relativ isolierten Genpool ihrer Bewohner aus. Nach der Einschätzung von Buettner, der seine Forschungsergebnisse in dem Buch The Blue Zones veröffentlichte, ist das individuelle Lebensalter eines Menschen zu rund 20 Prozent genetisch bedingt. In anderen Worten: Unabhängig davon, wie

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