Warum manche Menschen nie krank werden
meint Ricardo. »Die Menschen hier umgibt ein ganz besonderes und selbst in Costa Rica nahezu einzigartiges Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Nirgendwo sonst auf der Welt ist die Luft so gut wie in Hojancho.«
Ricardo erfreut sich ebenso wie der Rest seiner Familie bester Gesundheit. Statistisch gesehen haben Ricardo und die Mitglieder seiner Familie eine dreimal höhere Chance, 100 Jahre alt zu werden, als ein US-Amerikaner. Das Geheimnis der Langlebigkeit hat Familie Fallas aber weder gelüftet noch bemüht sie sich darum. Ricardo und seine Familie haben einfach das Glück, in einer Blue Zone zu leben.
DIE FÜNF BEKANNTEN BLUE ZONES DER WELT
Das sind die Fakten
Als »Blue Zones« werden bestimmte geografische Regionen bezeichnet, die sich durch eine überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung ihrer Bewohner auszeichnen. Geprägt wurde der Begriff vom Journalisten und Forscher Dan Buettner, der die letzten zehn Jahre damit verbrachte, mit Altersforschern rund um den Erdball zu reisen, um den Bewohnern dieser so gesundheitsfördernden Regionen das Geheimnis der Langlebigkeit zu entlocken.
Als bestätigt gelten heute folgende Blue Zones:
Die ländliche Region Barbagia auf der italienischen Insel Sardinien. Die meisten Menschen, die die felsige Hochebene bevölkern, arbeiten bis zu ihrem 70. Lebensjahr oder noch länger als Schafhirten. 100-Jährige sind hier keine Seltenheit.
Die japanische Insel Okinawa. Trotz harter, entbehrungsreicher Jahre der Unterjochung, trotz Invasionen und trotz Hungersnöten im und nach dem Zweiten Weltkrieg leben hier weltweit die meisten Hundertjährigen.
Die in der schadstoffbelasteten Metropolregion Los Angeles gelegene kalifornische Kleinstadt Loma Linda. Die aktuell in Nordamerika langlebigste Gemeinschaft ist die der Siebenten-Tags-Adventisten, die mit 9 000 Mitgliedern in Loma Linda vertreten ist.
Die griechische Insel Ikaria, auf der weltweit die meisten 90-Jährigen leben. Auf Ikaria ist die Krebsrate um 20 Prozent geringer als im restlichen Griechenland, und kaum ein Inselbewohner leidet an Demenz.
Und schließlich die Halbinsel Nicoya, Costa Rica, die Heimat von Ricardo. Die Regel, dass die Lebenserwartung in Entwicklungsländern prinzipiell niedriger ist als in den Industrienationen, findet hier eine erfreuliche Ausnahme.
Warum lässt es sich in einer Blue Zone so gut, gesund und lange leben? Einige Antworten auf diese Frage liefert ein genauerer Blick auf Ricardos Alltagsroutine.
Beginnen wir mit Ricardos Ernährungsweise. Typisch für die Bewohner von Blue Zones ist eine nährstoffreiche, kalorienarme Kost, die ohne industriell verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte auskommt. Jedes der Grundnahrungsmittel auf Ricardos Speiseplan (Reis, Bohnen, Mais und Obst) ist mit einem gesundheitlichen Nutzen verbunden. Reis ist natriumarm, steckt aber voller Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Bohnen enthalten Kalium, Magnesium, Antioxidantien und Ballaststoffe, viele Proteine und Kohlehydrate, aber nur wenig Fett und Kalorien. Mais wirkt krebshemmend
und enthält viel Vitamin C. Zudem wird der für Ricardos Tortillas verwendete Mais mit Kalk gekocht, wodurch ein Prozess eingeleitet wird, der in der Fachsprache als Nixtamalisation bezeichnet wird. Dabei erhöhen sich der Kalziumgehalt des Maises und die Bioverfügbarkeit von Niacin und anderen Vitaminen, die in dem Getreide enthalten sind.
Eine Extraportion Vitamine liefert Ricardo zudem das frische Obst, das er anstelle von zuckerhaltigen Dickmachern zwischen den regulären Mahlzeiten nascht.
Zu den Mahlzeiten trinkt Ricardo fast ausschließlich Wasser. Nun ist es zwar generell ratsam, auf gesüßte Erfrischungsgetränke zu verzichten, da Zucker schlecht für das Herz und die Figur ist, mit dem Wasser der Region Nicoya hat es aber etwas ganz Besonderes auf sich: Es ist sehr hartes Wasser, das heißt, es enthält Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium, die kardiovaskulären Erkrankungen vorbeugen.
Ricardo hat sich noch nie vorgenommen, weniger zu essen, ernährt sich aber dennoch sehr kalorienbewusst, da sein Speiseplan hauptsächlich aus Nahrungsmitteln mit hohem Proteingehalt und niedriger Kaloriendichte besteht. Seine tägliche Kalorienzufuhr wird zudem durch das leichte, zeitig eingenommene Abendessen reduziert. Kleine Portionen zu sich zu nehmen, ist eine Essgewohnheit, die übrigens in allen Blue Zones zu beobachten ist. Die Bewohner der Insel Okinawa bezeichnen diese Praxis als hara hachi bu, was
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