Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum manche Menschen nie krank werden

Warum manche Menschen nie krank werden

Titel: Warum manche Menschen nie krank werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Stone
Vom Netzwerk:
ins Zwanghafte geht. Ans Aufhören denkt sie jedoch nicht. Sie will neue Freundschaften schließen, so lange sie lebt, weil sie in ihrem großen sozialen Netzwerk den Grund für ihren ausgezeichneten Gesundheitszustand sieht.
    Geboren wurde die heute 75-jährige Sydney auf einer kleinen Farm im Südwesten von Minnesota, zu Hause war sie aber an vielen verschiedenen Orten. Als sie noch klein war, zogen ihre Eltern häufig um, und als sie älter wurde, zog sie selbst häufig um. Zuerst nach San Francisco, um eine Krankenpflegeschule zu besuchen (und nach dem Abschluss noch eine Zusatzausbildung als Beraterin zu absolvieren), dann heiratete sie und zog nach Baton Rouge, Louisiana. Dort nahm ihr Ehemann einen Job als Handelsvertreter an, und sein Beruf erforderte viele weitere Ortswechsel kreuz und quer durch den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten.
    Sydneys beruflicher Weg verlief ebenfalls im Zickzackkurs über viele verschiedene Pflegeumgebungen und Krankenhäuser, in denen sie in den unterschiedlichsten Positionen und Stationen arbeitete – in der Geburtshilfestation und der orthopädischen Station, als leitende Nachtschwester
und in der Kardiologie. Später verlagerte sie sich auf Schulungstätigkeiten und stand 20 Jahre im Dienst des US-Bundesstaats Illinois. Während dieser Zeit entwickelte sie unter anderem Programme für die genetische Pränataldiagnose und das Neugeborenen-Screening.
    Nachdem sie in Ruhestand gegangen war, schloss sie sich dem Friedencorps an und ging für zwei Jahre als ehrenamtliche Pflegerin nach Südafrika, um HIV-Kranke in ihrer häuslichen Umgebung zu betreuen. Danach stellte sie sich für weitere Freiwilligenprogramme zur Verfügung und arbeitete in Griechenland, der Ukraine, China und Costa Rica.
    Sydney, die inzwischen in Spring field, Illinois lebt, hat die ständigen Ortswechsel und auch die schmerzhafte Scheidung von ihrem Ehemann gesundheitlich hervorragend verkraftet. Sie kann sich nicht daran erinnern, auch nur einen Tag ihres Lebens krank gewesen zu sein. Sie war zwar viermal im Krankenhaus, aber nicht weil sie krank war, sondern weil sie vier Kinder zur Welt brachte. Bei allen bestand sie auf eine natürliche Entbindung, was in den 1940er- und 1950er-Jahren höchst unüblich war. Aber die Krankenschwester »kannte die Ärzte schließlich« und wollte »unter keinen Umständen eine Vollnarkose«.
    Dass sie trotz ihres unsteten Privat- und Berufslebens immer kerngesund geblieben ist, führt Sydney auf ihre Kontaktfreudigkeit und ihr weit verzweigtes soziales Netzwerk zurück, mit dessen Aufbau sie schon als Dreijährige begann. »In meiner Vorschulklasse waren wir etwa ein Dutzend Kinder. Die Mädchen wohnten alle auf dem Land, die Jungs in der Stadt, so wie ich. Auf dem Weg zur Vorschule und nach Hause war ich deswegen immer mit drei oder vier Jungs unterwegs, mit denen ich mich prima verstand. Sie behandelten mich wie einen Kumpel, und ich verriet ihnen dafür, welche Mädchen nett und welche gemein waren.«

    IST KONTAKTFREUDIGKEIT EINE FRAGE DES GESCHLECHTS?
    Das bei Frauen stark ausgeprägte Bedürfnis, Freundschaften zu schließen und zu pflegen, ist möglicherweise stärker biologisch bedingt als angenommen. Wie in einer kürzlich in der Fachzeitschrift Psychology Today veröffentlichten Studie der UCLA zu lesen war, ist die Pflege freundschaftlicher Beziehungen für Frauen die beste Strategie, um Stresssituationen zu bewältigen. Der Studie zufolge unterliegen Männer in Stresssituationen meist dem Kampf-oder-Flucht-Reflex, während Frauen ein Verhaltensmuster an den Tag legen, das als »Tend and Befriend« – Kümmern und Bindung – bezeichnet wird. Frauen kümmern sich bei Stress um ihre Kinder und knüpfen Verbindungen zu ihren Geschlechtsgenossinnen.
    Als Erklärung dieser unterschiedlichen Verhaltensmuster verwies das UCLA-Team auf das Hormon Oxytocin, das primär auf seine Funktionen bei dem Geburtsprozess untersucht wird, von dem aber auch bekannt ist, dass es bei beiden Geschlechtern als Reaktion auf Stresssituationen ausgeschüttet wird. Im Tierversuch wurde ein Zusammenhang zwischen einem hohen Oxytocin-Spiegel und erhöhter mütterlicher Fürsorge sowie ausgeprägtem Bindungsverhalten festgestellt. Das weibliche Sexualhormon Östrogen scheint die Oxytocin-Produktion zu verstärken, während das männliche Sexualhormon Testosteron die Produktion drosselt. So gesehen ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Frauen mehr um Freundschaften bemühen,

Weitere Kostenlose Bücher