Warum manche Menschen nie krank werden
Hippocampus festgestellt, einer der für die Emotionen entscheidenden Regionen des menschlichen Gehirns.
Dauerstress ist Gift für die Gene, die das Immunsystem steuern. 1990 ergab eine Studie, dass die Fähigkeit der weißen Blutkörperchen, Viren und Bakterien zu erkennen und abzuwehren, bei gestressten Medizinstudenten beeinträchtigt ist. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge kann chronischer Stress eine Verkürzung der Telomere – der Chromosomenenden – bewirken, was wiederum zu einer beschleunigten Zellalterung führt.
Telomere schützen die Gene vor Beschädigung und stabilisieren ihre Struktur. Bei jeder Zellteilung werden die Telomere etwas kürzer, und wenn sie so kurz sind, dass sich die Zelle nicht mehr teilen kann, stirbt sie ab. Die beschleunigte Verkürzung der Telomere und das damit einhergehende schnellere Absterben der Zellen ist vermutlich der Grund, weshalb Menschen, die unter Dauerstress stehen, so ausgezehrt aussehen – und weshalb US-Präsidenten nach nur zwei Amtsperioden um Jahrzehnte gealtert erscheinen.
Über die Frage, ob der Mensch seinem genetischen Schicksal entrinnen kann oder nicht, ist die Fachwelt geteilter Ansicht. In einem Lager heißt es, der Mensch sei der Sklave seines Erbguts, während das andere Lager behauptet, das Erbgut ließe sich durch Umgebungsbedingungen beeinflussen. Eines steht jedoch fest: Wer sich seine Gesundheit erhalten möchte, sollte sich seiner genetischen Veranlagungen bewusst sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Treten im Familienkreis häufig Bluthochdruckerkrankungen auf, ist es mit Sicherheit ratsam, sich fett- und natriumarm zu ernähren. Besteht eine erblich bedingte Veranlagung zu Brustkrebs, sind Frauen gut damit beraten, ab 40 regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, um maligne Veränderungen feststellen zu lassen, bevor es zu spät ist.
Aber selbst wenn Sie mit der genetischen Veranlagung zu einer Krankheit geschlagen sind, müssen Sie ihr nicht unbedingt zum Opfer fallen. Wenn Sie gut auf sich achtgeben und gesund leben, ist es durchaus möglich, dass nie zum Ausbruch kommt, was in Ihren Genen einprogrammiert ist. Die mutierten Gene, die Sie von Ihren Eltern geerbt haben, mögen sich Ihrer Kontrolle zwar entziehen, aber zunehmend mehr Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass Sie das mit ihnen verbundene Krankheitsrisiko senken können.
Das können Sie für Ihre Gesundheit tun
Gute Gene sind zugegebenermaßen das einzige Gesundheitsgeheimnis in diesem Buch, das Sie nicht einfach ausprobieren können. Dazu müssten Sie schon die Zeit zurückdrehen können, um sich Eltern mit besseren Genen auszusuchen.
Gut, manche Menschen glauben an die Wiedergeburt und daran, dass man sich bei jeder Reinkarnation selbst aussucht, als Kind welcher Eltern man zur Welt kommt. Aber selbst wenn Sie daran glauben, erhalten Sie die nächste Chance auf bessere Gene ja erst im nächsten Leben.
Jenseits von Religion und Esoterik lassen jedoch neueste Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft darauf hoffen, dass es uns möglich ist, auf unsere Telomere einzuwirken. Dr. Elizabeth H. Blackburn, der 2009 der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde, beschrieb diese Strukturelemente in einem Interview mit The New York Times als »Schutzkappen der Erbgutträger« und verglich sie mit den Schlussstücken von Schnürsenkeln. Ebenso wie Schnürsenkel fransen auch unsere Erbgutträger aus, wenn die Schutzhüllen an den Enden zu kurz werden, was sich negativ auf den Gesundheitszustand auswirkt. Verkürzte Telomere verkürzen auch die Lebensspanne der Zellen und werden als Ursache für altersbedingte Erkrankungen und Beschwerden betrachtet.
Und jetzt kommt die gute Nachricht, die sich aus einer Studie ergab, an der Blackburn sowie ihre ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnete wissenschaftliche Mitarbeiterin Carolin Greider beteiligt waren: Bei den 30 an Prostatakrebs erkrankten Probanden zeigte sich, dass eine fettarme, überwiegend vegetarische Ernährungsweise in Verbindung mit moderater körperlicher Betätigung und Stressabbau die Telomerase-Aktivität bestimmter Immunzellen um fast 30 Prozent erhöhte. Diese erhöhte Aktivität verhinderte Schäden an den Telomeren, was der Studie zufolge dazu beitragen kann, dass sich die Krebszellen nicht ausbreiten.
In anderen Worten: Es mehren sich die wissenschaftlichen Nachweise dafür, dass die genetische Programmierung
nicht unbedingt unveränderlich ist. Epigenetiker sind sogar davon
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