Warum manche Menschen nie krank werden
körperlichen und biologischen Merkmale wie Körperbau, Augenfarbe und genetisch bedingte Veranlagungen zu bestimmten Krankheiten verantwortlich. Die rund 20 000 Gene nehmen je nach der Stärke ihrer Ausprägung, ihrer Alterungsprozesse und möglicher Mutationen Einfluss auf den Gesundheitszustand.
Mutationen (irreversible Veränderungen an der DNA-Sequenz eines Gens) können von den Eltern vererbt werden,
bei der Zellteilung entstehen oder durch Umwelteinflüsse ausgelöst werden. Normalerweise sind sie harmlos und manchmal sogar nützlich. Charles Darwins Theorie der natürlichen Auslese beruht auf der Vorstellung, dass sich die Artenvielfalt aufgrund sinnvoller, überlebenswichtiger genetischer Mutationen entwickelte. Es kann aber auch vorkommen, dass gute DNA auf schädliche Weise mutiert, was Erkrankungen wie Mukoviszidose, das Tay-Sachs-Syndrom und Krebs zur Folge haben kann.
An den Schnittstellen zwischen Medizinwissenschaften und Genetik wird seit einiger Zeit vereinte Forschungsarbeit geleistet, was die Mehrheit der Genetiker davon überzeugt hat, dass in den Genen jedes Menschen eine Art Blaupause seines Gesundheitszustands enthalten ist. Viele gravierende Leiden und Gesundheitsprobleme sind auf genetische Mutationen zurückzuführen, die oft über Generationen hinweg vererbt werden. So wurde zum Beispiel im Jahr 1995 entdeckt, dass eine genetische Mutation – eine Keimbahn-Mutation – mitverantwortlich für die hohe Brustkrebsrate bei US-amerikanischen Jüdinnen war. Das Risiko, aufgrund bestimmter genetischer Mutationen einmal an Brust-, Lungen-, Magen-, Haut- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, liegt bei etwa 1 Prozent aller Amerikaner um das Drei- bis Achtfache über dem Durchschnittswert.
Der Gesundheit abträglich kann natürlich auch sein, wenn Gene nicht das tun, wofür sie zuständig sind. 1994 isolierten Wissenschaftler im Tierversuch mit Mäusen das Adipositas-Gen. Die Aufgabe dieses Gens ist, dem Gehirn über die Ausschüttung eines Hormons mitzuteilen, wann genug Nahrung aufgenommen wurde. Eine Mutation dieses Gens beim Menschen führt dazu, dass sich kein Sättigungsgefühl einstellt,
was als mögliche Ursache für bestimmte Formen von Fettsucht gilt.
Sich von überflüssigen Pfunden zu befreien, ist normalerweise gut für das Herz, bei einer genetisch bedingten Veranlagung zu Herzerkrankungen bringt das Abspecken aber möglicherweise nichts. Zwei voneinander unabhängige Studien stellten 2007 fest, dass eine bestimmte Genmutation das Risiko einer Herzkrankheit um 30 bis 64 Prozent erhöhen kann. Beide Studien gingen davon aus, dass rund 20 bis 25 Prozent der hellhäutigen US-Amerikaner dieses mutierte Gen in sich tragen. Selbst bei einem gesunden Lebensstil bleibt ihr Herzinfarktrisiko erhöht.
Angesichts dieser Fakten könnte man fast glauben, unsere Gene wären tickende Zeitbomben, die jederzeit explodieren und uns ohne Vorwarnung mit Krebs oder einer seltenen Krankheit niederstrecken könnten. Dem hält das noch relativ junge wissenschaftliche Spezialgebiet der Epigenetik jedoch entgegen, dass die Aktivitäten der Gene eng an externe Einflussfaktoren wie Ernährung, Stress, Umweltfaktoren und die Ernährung der werdenden Mutter gekoppelt sind, zum Beispiel über einen als DNS-Methylierung bezeichneten Prozess, bei dem das Aktivierungsniveau eines Gens über die Zufuhr bestimmter Nährstoffe erhöht oder reduziert wird.
Epidemiologische Studien haben erwiesen, dass sowohl Über- als auch Unterernährung bei werdenden Müttern dazu führen kann, dass ihr Nachwuchs unter gesundheitlichen Problemen leidet. Die vermutlich bekannteste Studie dieser Art ist die Dutch Famine Study, bei der untersucht wurde, welche Auswirkungen die Unterernährung während der Schwangerschaft auf die im Zweiten Weltkrieg während des
sogenannten Hungerwinters in den Niederlanden gezeugten Kinder hatte. Es wurde festgestellt, dass diese im Erwachsenenalter überdurchschnittlich oft unter Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und psychischen Störungen litten, was nach Ansicht der Wissenschaftler mit der mangelhaften Methylierung der von unterernährten Schwangeren vererbten Gene zurückzuführen ist.
Auch eine übermäßige Methylierung kann genetisch bedingte Störungen hervorrufen. Im Zuge einer 2008 durchgeführten Studie wurde bei Personen, die infolge von Missbrauch oder Vernachlässigung im Kindesalter als Erwachsene Suizid begingen, eine übermäßige DNS-Methylierung von Zellen des
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