Warum manche Menschen nie krank werden
Burns einmal über den Tisch hinweg eingehend musterte und ohne Umschweife fragte: ›George, verraten Sie mir, wie Sie es schaffen, so gesund und fit zu bleiben?‹
Burns zog erst einmal bedächtig an seiner allgegenwärtigen Zigarre und blies ebenso bedächtig den Rauch aus, bevor er mit der für ihn typischen rauen Stimme sagte: ›Halbe Portionen essen.‹«
Das sind die Fakten
Während es in großen Teilen der Erde zu wenig zu essen gibt, wird das Überangebot an Nahrungsmitteln in den Industrienationen zu einem Gesundheitsproblem. In vielen westlichen Ländern, einschließlich der Vereinigten Staaten, nimmt die Fettleibigkeit beunruhigende Ausmaße an. Schätzungen
zufolge litten 2009 33 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung an Übergewicht und 34 Prozent an krankhafter Fettsucht.
Während also Millionen Menschen Tag für Tag verzweifelt versuchen, genug zu essen für sich und ihre Familien aufzutreiben, versuchen viele der wohlgenährten Bewohner der westlichen Welt verzweifelt, nicht mehr so viel zu essen. Manche möchten aus Eitelkeit abspecken – eine Rubensfigur entspricht schließlich nicht dem Schönheitsideal unserer Gesellschaft. Andere fasten der Gesundheit zuliebe, denn Übergewicht erhöht unter anderem das Krebs- und Schlaganfallrisiko. Und wieder andere möchten Pfunde verlieren, um Lebenszeit zu gewinnen, da die reduzierte Kalorienzufuhr neuesten Forschungsergebnissen zufolge lebensverlängernd wirkt.
»Ich bin und bleibe gesund, weil ich wenig esse. Viele Menschen essen zu viel und zu schwer, vergeuden damit kostbare Lebenszeit, ruinieren sich die Verdauung und vergiften sich mit Essen. (…) Würden Ärzte anstelle von Medikamenten Fasten- kuren verschreiben, gehörten viele der heute verbreiteten Krankheiten schon bald der Vergangenheit an. Die Hälfte der Menschheit ist süchtig nach Essen und berauscht sich daran. Das Geheimnis meiner Gesund- heit ist, wenig zu essen.«
– THOMAS EDISON, US-AMERIKANISCHER ERFINDER
Luigi Carnaro, den ich Ihnen in der Einleitung zu diesem Buch vorgestellt habe, war möglicherweise der Erste, der über die gesundheitlichen Vorteile der reduzierten Kalorienzufuhr schrieb. Er änderte seine Essgewohnheiten und nahm viele Jahre täglich nur rund 360 Gramm feste Nahrung und knapp einen halben Liter Wein zu sich. Als er älter
wurde, aß und trank er sogar noch weniger und wurde 102 Jahre alt.
Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlichte der Arzt William Jones aus Newburgh, New York, einen Forschungsbericht, in dem er schrieb, dass Spinnen, die weniger zu fressen bekommen, ihre besser genährten Artgenossen überleben. Unterstützung erfuhr seine These in den 1930er-Jahren, als in Tierversuchen an der Cornell-Universität nachgewiesen wurde, dass Ratten, deren Futtermenge reduziert worden war, doppelt so lange lebten wie die Tiere der Kontrollgruppe. Rund 50 Jahre später erbrachten Tierversuche, die an der UCLA mit Labormäusen durchgeführt wurden, ähnliche Ergebnisse. In den letzten zehn Jahren wurden entsprechende Versuchsreihen mit allen möglichen Lebewesen durchgeführt, und bei allen – ob nun Hefezelle, Fisch oder Hund – erwies sich die reduzierte Kalorienzufuhr als lebensverlängernd.
Es gibt viele wissenschaftliche Belege dafür, dass eine kalorienreduzierte Diät generell gesund ist: An der Universität von Wisconsin wurde bei Testreihen mit Affen kürzlich nachgewiesen, dass die reduzierte Kalorienzufuhr das Risiko altersbedingter Erkrankungen einschließlich kardiovaskulärer Krankheiten und Diabetes mellitus bei den Versuchstieren senkte. Ebenfalls an Affen wurde an der New Yorker Mount Sinai School of Medicine beobachtet, dass die auf kalorienreduzierte Diät gesetzten Tiere seltener an Alzheimer erkrankten.
Um die Effekte der reduzierten Kalorienzufuhr am Menschen zu untersuchen, führte das US-amerikanische Institut für Altersforschung drei Pilotstudien durch. An den sogenannten CALERIE-Studien – C omprehensive A ssessment
of L ong-Term E ffects of R educing I ntake of E nergy – nahmen 132 Männer und Frauen aus ganz Amerika teil, um der Wissenschaft Daten für die umfassende Beurteilung der Langzeiteffekte der reduzierten Kalorienaufnahme zu liefern.
Langzeituntersuchungen am Menschen erbrachten bislang zwar keine eindeutigen, aber durchaus vielversprechende Resultate. Mehrere Studien lieferten Hinweise darauf, dass eine kalorienreduzierte Diät, bei der die Probanden bis zu 25 Prozent weniger als üblich essen,
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