Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
und die lokalen Eliten erkennen, dass sich die politische Macht zunehmend und unaufhaltsam zentralisiert, fordern sie ein größeres Mitspracherecht bei der Ausübung der Macht. Im England des späten 15. und des 16. Jahrhunderts unternahmen diese Gruppen größere Anstrengungen, um das Parlament zu einem Gegengewicht zur Monarchie zu machen und um die Funktionen des Staates teilweise zu kontrollieren. So wurde durch das Tudor-Projekt nicht nur die eine Säule inklusiver Institutionen, die politische Zentralisierung, sondern indirekt auch deren andere Säule, der Pluralismus, aufgebaut.
Diese Entwicklungen spielten sich im Rahmen anderer wichtiger gesellschaftlicher Veränderungen ab. Besonders gravierend war die Ausweitung des politischen Konflikts auf eine Reihe von Gruppen, die imstande waren, Forderungen an die Monarchie und die politischen Eliten zu stellen. Der Bauernaufstand von 1381 hatte dabei eine entscheidende Bedeutung, denn fortan wurde die englische Elite durch eine lange Serie von Volkserhebungen erschüttert. Die politische Macht verteilte sich nicht nur vom König auf die Lords, sondern auch von der Elite auf das Volk um. Dieser Wandel sowie die zunehmenden Einschränkungen der Macht des Königs ermöglichten die Herausbildung einer breiten Opposition gegen den Absolutismus und bereiteten damit den Boden für pluralistische politische Institutionen.
Die umkämpften politischen und wirtschaftlichen Institutionen, welche die Tudors ererbt hatten und aufrechterhielten, waren eindeutig extraktiv. Im Jahr 1603 starb Elisabeth I., die als Tochter Heinrichs VIII. den englischen Thron 1558 bestiegen hatte, kinderlos, und die Tudors wurden von der Dynastie der Stuarts abgelöst. Jakob I., der erste Stuart-König, übernahm nicht nur die Institutionen, sondern auch die mit ihnen verbundenen Konflikte. Er verstand sich als absolutistischen Herrscher. Obwohl der Staat nun stärker zentralisiert war und der soziale Wandel eine Umverteilung der Macht nach sich zog, waren die politischen Institutionen noch nicht pluralistisch. In der Wirtschaft machten sich die extraktiven Institutionen nicht nur durch die Ablehnung von Lees Erfindung bemerkbar, sondern auch in Form von Monopolen, Monopolen und noch mehr Monopolen. Im Jahr 1601 wurde ein entsprechendes Verzeichnis im Parlament verlesen, worauf ein Abgeordneter ironisch fragte: »Gehört Brot nicht auch dazu?« Um 1621 gab es siebenhundert Monopole. Wie der englische Historiker Christopher Hill es ausdrückte, wohnte ein Bürger
in einem mit Monopol-Ziegeln gebauten Haus mit Fenstern … aus Monopol-Glas; beheizt mit Monopol-Kohle (in Irland mit Monopol-Holz), die in einem Ofen aus Monopol-Eisen brennt … Er wusch sich mit Monopol-Seife und tauchte seine Kleidung in Monopol-Stärke. Er trug Monopol-Spitzen, Monopol-Leinen, Monopol-Leder, Monopol-Goldfäden … Seine Kleidung wurde von Monopol-Gürteln, Monopol-Knöpfen und Monopol-Stecknadeln gehalten. Man färbte sie mit Monopol-Farbstoffen. Er aß Monopol-Butter, Monopol-Johannisbeeren, Monopol-Heringe, Monopol-Lachs und Monopol-Hummer. Sein Essen wurde mit Monopol-Salz, Monopol-Pfeffer, Monopol-Essig gewürzt … Er schrieb mit Monopol-Federn auf Monopol-Papier und las (mit einer Monopol-Brille im Licht von Monopol-Kerzen) Monopol-Druckwerke.
Diese und viele andere Monopole verschafften Einzelnen oder Gruppen das ausschließliche Recht, die Erzeugung etlicher Waren zu kontrollieren. Sie behinderten die Nutzung von Talenten, die so wichtig für den wirtschaftlichen Wohlstand ist.
Sowohl Jakob I. als auch sein Sohn und Nachfolger Karl I. strebten danach, die Monarchie zu stärken, den Einfluss des Parlaments zu verringern und absolutistische Institutionen wie in Spanien und Frankreich aufzubauen, um die wirtschaftliche Kontrolle durch das Königtum und die Elite zu straffen und die Institutionen extraktiver werden zu lassen. Der Konflikt zwischen Jakob I. und dem Parlament verschärfte sich in den 1620er Jahren. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand die Kontrolle über den Handel sowohl in Übersee als auch auf den Britischen Inseln. Die Gewährung von Monopolen durch die Krone war eine wichtige Einnahmequelle für den Staat, und häufig wurden die Exklusivrechte an Anhänger des Königs vergeben. Wie nicht überraschen wird, war eine solche extraktive Institution, die den Zugang zum Markt blockierte und seine Funktionsweise beeinträchtigte, überaus schädlich für die
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