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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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setzte das gleiche Programm zur Festigung des Absolutismus in England fort wie sein Vater. Diese Bestrebungen intensivierte sein Bruder Jakob II., der den Thron nach Karls Tod im Jahr 1685 bestieg. 1688 führte Jakobs Politik zu einer neuen Krise und einem weiteren Bürgerkrieg. Diesmal zeigte sich das Parlament geeinter und besser organisiert. Es bat den niederländischen Statthalter Wilhelm von Oranien und seine Frau Maria (Jakobs protestantische Tochter), Jakob zu ersetzen. Wilhelm kam mit einer Armee und erhob Anspruch auf den Thron, wobei er erklärte, nicht als absolutistischer, sondern als konstitutioneller Monarch herrschen zu wollen. Zwei Monate nach Wilhelms Landung auf den Britischen Inseln bei Brixham in Devon löste sich Jakobs Armee auf, und er floh nach Frankreich.

Die Glorreiche Revolution
    Nach dem Sieg in der Glorreichen Revolution handelten das Parlament und Wilhelm eine neue Verfassung aus. Die Veränderungen kündigten sich bereits in Wilhelms Erklärung an, die er kurz vor seiner Invasion abgegeben hatte. Außerdem waren sie in der Deklaration der Rechte niedergelegt, die das Parlament im Februar 1689 verabschiedete. Sie wurde in derselben Sitzung verlesen, in der man Wilhelm die Krone anbot.
    In mancher Hinsicht war die Deklaration, die, nachdem sie Gesetzeskraft erlangt hatte, Bill of Rights genannt wurde, recht vage. Andererseits schrieb sie einige wichtige Verfassungsprinzipien fest. Zum Beispiel bestimmte sie die Thronfolge, und das auf eine Art, die erheblich von den damals üblichen Erbansprüchen abwich. Wenn das Parlament einen Monarchen einmal hatte beseitigen und durch einen ihm genehmeren hatte ersetzen können, warum dann nicht auch in Zukunft? In der Bill of Rights wurde außerdem festgelegt, dass der Monarch Gesetze nicht außer Kraft setzen oder abschaffen konnte, dass Steuern ohne parlamentarische Zustimmung illegal waren und dass es in England kein stehendes Heer ohne parlamentarische Einwilligung geben durfte.
    Weniger klar war Artikel 8, in dem es hieß, dass »die Wahl der Parlamentsmitglieder frei sein« solle, ohne zu spezifizieren, was der Begriff »frei« zu bedeuten hatte. Noch vager war Artikel 13, der besagte, dass Parlamentssitzungen »des öfteren« abzuhalten seien. Da die Frage, ob und wann Parlamentssitzungen stattfinden sollten, das ganze Jahrhundert hindurch umstritten gewesen war, hätte man hier viel mehr Präzision erwarten können. Andererseits liegt der Grund für die vagen Formulierungen auf der Hand: Solche Klauseln müssen durchgesetzt werden. Während der Herrschaft Karls II. hatte es ein Gesetz gegeben, in dem kein Zweifel daran gelassen wurde, dass das Parlament mindestens einmal alle drei Jahre einberufen werden müsse. Aber Karl hatte es ungestraft ignoriert, weil kein Mittel zu seiner Vollstreckung existierte.
    Nach 1688 hätte das Parlament versuchen können, ein derartiges Mittel einzuführen, wie die Barone es nach der Unterzeichnung der Magna Carta durch König Johann getan hatten. Darauf verzichtete es, weil dies nicht mehr nötig war, denn nach 1688 gingen die Autorität und die Entscheidungsgewalt des Staates auf das Parlament über. Sogar ohne spezifische Verfassungsregeln oder Gesetze gab Wilhelm viele Praktiken früherer Könige schlicht auf. Er mischte sich nicht in juristische Entscheidungen ein und verzichtete auf das einstige »Recht«, lebenslang sämtliche Zolleinnahmen zu beziehen.
    Insgesamt repräsentierten diese Änderungen der politischen Institutionen den Triumph des Parlaments über den König und damit das Ende des Absolutismus in England und später in Großbritannien, als England und Schottland im Jahr 1707 durch den Act of Union vereinigt wurden. Fortan hatte das Parlament die staatliche Politik fest im Griff. Dies war äußerst wichtig, da sich die Interessen des Parlaments stark von denen der Stuart-Könige unterschieden. Viele Parlamentsmitglieder hatten erhebliche Summen in Industrie und Handel investiert und legten deshalb großen Wert auf die Durchsetzung der Eigentumsrechte. Die Stuarts hatten diese Rechte häufig gebrochen; nun würden sie eingehalten werden. Außerdem hatte das Parlament höhere Steuern abgelehnt und sich gegen die Stärkung der Macht des Staates gesträubt, als die Stuarts die Regierungsausgaben kontrollierten. Nun, da das Parlament selbst für die Ausgaben zuständig war, hatte es keine Einwände gegen Steuererhöhungen und verwendete das Geld für Projekte, die ihm lohnend erschienen. An

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