Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
vor schöpferischer Zerstörung fürchteten, verfügten viele über einen hinreichend zentralisierten Staat, der Innovationen wie die Druckerpresse verbieten konnte. Noch heute findet man in Ländern wie Afghanistan, Haiti und Nepal Staaten ohne politische Zentralisierung, und im subsaharischen Afrika ist die Situation noch schlimmer. Wie mehrfach erwähnt, konnten inklusive Institutionen nicht entstehen, wenn ein zentralisierter Staat fehlte, der für Ordnung sorgte sowie Vorschriften und Eigentumsrechte durchsetzte. Und der Mangel an jeglicher Form politischer Zentralisierung in vielen Teilen des subsaharischen Afrika (beispielsweise in Somalia und im Südsudan) stellte ein wichtiges Hemmnis für die Industrialisierung dar.
    Absolutismus und das Fehlen politischer Zentralisierung sind unterschiedliche Hindernisse für die Verbreitung der Industrie, aber sie sind miteinander verwandt: Beide werden durch die Furcht vor schöpferischer Zerstörung aufrechterhalten. Dennoch zieht die politische Zentralisierung häufig eine Tendenz zum Absolutismus nach sich, auch wenn der Widerstand gegen sie ähnlich motiviert ist wie der gegen inklusive politische Institutionen, nämlich durch die Furcht vor dem Verlust der politischen Macht, hier an den zentralisierten Staat und seine Kontrolleure. Im vorigen Kapitel haben wir aufgezeigt, wie durch die politische Zentralisierung unter der Tudor-Monarchie in England Forderungen unterschiedlicher lokaler Eliten nach Mitspracherecht und Repräsentation in nationalen politischen Institutionen laut wurden, um einen Verlust an politischer Macht zu verhindern. So entstand ein einflussreicheres Parlament, das letztlich die Gründung inklusiver politischer Institutionen ermöglichte.
    Aber in vielen anderen Fällen trat genau das Gegenteil ein, das heißt, durch den Prozess der politischen Zentralisierung wurde eine Ära des gestärkten Absolutismus herbeigeführt. Dies war am Beispiel der in Russland von Peter dem Großen zwischen 1682 und seinem Tod im Jahr 1725 geschaffenen Grundlagen des Absolutismus zu beobachten. Er ließ die neue Hauptstadt Sankt Petersburg erbauen und entzog der alten Aristokratie, den Bojaren, die Macht, um einen modernen bürokratischen Staat und eine moderne Armee schaffen zu können. Auch die Bojaren-Duma, die ihn zum Zaren gekürt hatte, verschonte er nicht. Später führte er die Rangtabelle ein, eine völlig neue gesellschaftliche Hierarchie, die den Dienst für den Zaren widerspiegelte. Außerdem übernahm er die Kontrolle über die Kirche, genau wie Heinrich VIII. es getan hatte, als er den Staat in England zentralisierte. Durch diesen Prozess entzog Peter anderen die Macht und konzentrierte sie auf sich selbst. Seine Militärreformen veranlassten die traditionelle Palastgarde, die Strelizen, zur Rebellion. Andere Aufstände folgten, beispielsweise jener der Baschkiren in Zentralasien und der Kosaken unter Bulawin. Alle blieben erfolglos.
    Peter dem Großen gelang es, sein Projekt der politischen Zentralisierung durchzusetzen und deren Widersacher zu bezwingen, doch gegnerische Gruppe wie die Strelizen, die ihre Macht bedroht sahen, konnten sich in vielen Teilen der Welt behaupten. Dort hatte der Mangel an Zentralisierung zur Folge, dass die extraktiven politischen Institutionen bestehen blieben.
    Im Folgenden werden wir aufzeigen, wie zahlreiche Staaten während der von der Industriellen Revolution erzeugten Umbruchphase den Anschluss verpassten und nicht von der Ausbreitung der Industrie profitierten. Entweder hatten sie absolutistische politische Institutionen und extraktive Wirtschaftsverhältnisse wie das Osmanische Reich, oder es fehlte ihnen, wie etwa in Somalia, an politischer Zentralisierung.

Ein kleiner Unterschied, auf den es ankam
    Der Absolutismus zerfiel während des 17. Jahrhunderts in England, während er in Spanien erstarkte. Das spanische Gegenstück zum englischen Parlament, die Cortes, existierte nur dem Namen nach. Die Vereinigung Spaniens bahnte sich 1469 durch die Eheschließung zwischen Ferdinand II. von Aragon und Isabella I. von Kastilien an. 1492 endete die Reconquista (Wiedereroberung), die lang andauernde Vertreibung der Araber, die den Süden Spaniens im 8. Jahrhundert besetzt und die großen Städte Granada, Cordoba und Sevilla erbaut hatten. Granada, der letzte arabische Staat auf der Iberischen Halbinsel, fiel zur selben Zeit an Spanien, als Christoph Kolumbus in Amerika eintraf und Ländereien für Königin Isabella

Weitere Kostenlose Bücher