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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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und König Ferdinand, die seine Reise finanziert hatten, mit Beschlag belegte.
    Durch die Union von Kastilien und Aragonien sowie durch spätere dynastische Heiraten und Erbschaften entstand ein europäischer Superstaat. Isabella starb im Jahr 1504, und ihre Tochter Johanna wurde zur Königin von Kastilien gekrönt. Sie heiratete Philipp von Habsburg, den Sohn von Maximilian I., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Im Jahr 1516 bestieg Johannas und Philipps Sohn Karl den Thron von Kastilien und Aragonien als Karl I. Nach dem Tod seines Vaters erbte Karl die Niederlande und die Franche-Comté, die er seinen Territorien auf der Iberischen Halbinsel und in Amerika hinzufügte. Nach dem Tod Maximilians I. im Jahr 1519 fielen Karl auch die Habsburger Gebiete in Deutschland zu, und er wurde Kaiser Karl V. des Heiligen Römischen Reiches. Aus der Union von zwei spanischen Königreichen war ein multikontinentales Imperium geworden, und Karl setzte den Ausbau des absolutistischen Staates fort, der unter Isabella und Ferdinand begonnen hatte.
    Das Bemühen, den Absolutismus in Spanien einzuführen und zu konsolidieren, wurde durch die Entdeckung von Edelmetallen in Amerika erheblich gefördert. Vor den 1520er Jahren hatte man große Mengen Silber in Mexiko gefunden: zuerst in Guanajuato und kurz darauf in Zacatecas. Die Eroberung von Peru nach 1532 brachte der Monarchie noch mehr Reichtümer ein, und zwar in Gestalt des »königlichen Fünftels« an jeglicher Beute und auch am Ertrag der Bergwerke. Wie erwähnt, wurde 1545 ein Silberberg in Potosí entdeckt, der die Staatskasse des spanischen Königs noch weiter anschwellen ließ.
    Zur Zeit der Union von Kastilien und Aragonien gehörte Spanien zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Teilen Europas. Nach der Festigung seines absolutistischen politischen Systems begann jedoch ein allmählicher und dann, nach 1600, ein nicht mehr aufzuhaltender ökonomischer Niedergang in Spanien. Einer der ersten Akte Isabellas und Ferdinands nach der Reconquista war die Enteignung der Juden. Ungefähr 200000 jüdische Bewohner mussten Spanien innerhalb von vier Monaten verlassen. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihr Land und ihre sonstigen Besitztümer unter Preis zu verkaufen; auch durften sie weder Gold noch Silber mitnehmen. Eine ähnliche menschliche Tragödie ereignete sich etwas über hundert Jahre später. Zwischen 1609 und 1614 vertrieb Philipp III. die Morisken, die Nachfahren der in den früheren islamischen Staaten Südspaniens ansässigen Araber. Wie im Fall der Juden durften die Morisken nicht mehr mitnehmen, als sie tragen konnten, darunter weder Gold noch Silber noch andere Edelmetalle.
    Die Eigentumsrechte waren unter der Habsburger Herrschaft in Spanien unsicher. Philipp II., der seinem Vater Karl V. 1556 nachgefolgt war, beglich seine Schulden in den Jahren 1557 und 1560 nicht, wodurch die Handelsfamilien der Fugger und Welser in den Ruin getrieben wurden. Ihre Rolle ging dann an die Genueser Bankenfamilien über, die ihrerseits dadurch ruiniert wurden, dass die Spanier ihren Schuldenzahlungen unter der Herrschaft der Habsburger in den Jahren 1575, 1596, 1607, 1627, 1647, 1652, 1660 und 1662 nicht nachkamen.
    Genauso wichtig wie die Unsicherheit der Eigentumsrechte im absolutistischen Spanien war die Auswirkung der politischen Verhältnisse auf die Wirtschaftsinstitutionen, die den Handel kontrollierten, und auf die Entwicklung des spanischen Kolonialreiches. Wie im vorigen Kapitel erörtert, beruhte der wirtschaftliche Erfolg Englands auf der raschen Expansion des Handels. Obwohl England im Vergleich zu Spanien und Portugal erst spät in den Atlantikhandel eintrat, ließ es eine relativ breite Beteiligung daran und an der Nutzung kolonialer Chancen zu. Die Beträge, die in Spanien die Staatskasse füllten, kamen in England der gerade entstehenden Kaufmannsschicht zugute. Sie sollte das Fundament des frühen englischen Wirtschaftswachstums bilden und zum Bollwerk der antiabsolutistischen politischen Koalition werden.
    In Spanien fanden solche Prozesse, die zu wirtschaftlichem Fortschritt und institutionellem Wandel führten, nicht statt. Nach der Entdeckung Amerikas organisierten Isabella und Ferdinand den Handel zwischen ihren neuen Kolonien und Spanien mit Hilfe einer Kaufmannsgilde in Sevilla. Sie kontrollierte sämtliche internationalen Geschäfte und sorgte dafür, dass die Monarchie ihren Anteil am Reichtum Amerikas erhielt. Es gab keinen Freihandel

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