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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Macht gebracht, und vieles von dem, was die Franzosen erreicht hatten, ging für immer verloren. Aber in vielen anderen Gegenden wurden der Feudalismus, die Zünfte und der Adel permanent ausgeschaltet oder zumindest geschwächt. Und der Code Napoléon blieb oft auch noch nach dem Rückzug der Franzosen in Kraft.
    Alles in allem brachten die französischen Heere viel Leid über Europa, aber sie änderten auch die Verhältnisse. In weiten Bereichen Europas war die Feudalherrschaft anschließend verschwunden, ebenso wie der Einfluss der Zünfte, die absolutistische Macht von Monarchen und Fürsten, die Kontrolle der Geistlichkeit über wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Angelegenheiten sowie das Ancien Régime , das Menschen wegen ihrer Herkunft ungleich behandelt hatte. Nun konnten inklusive Wirtschaftsinstitutionen entstehen, die der Industrialisierung den Weg bahnten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltete sie sich rasch in fast allen von den Franzosen beherrschten Gebieten, während sie dort stagnierte, wo die Franzosen, wie in Österreich-Ungarn und Russland, nicht am Ruder waren oder wo sie, wie in Polen und Spanien, nur zeitweilig herrschten.

Die Suche nach der Moderne
    Im Herbst 1867 reiste Ōkubo Toshimichi, der Verwalter der japanischen Provinz Satsuma, von der Hauptstadt Edo (heute Tokyo) nach Yamaguchi. Am 14. Oktober traf er sich mit Vertretern der Provinz Chōshū. Sein Vorschlag war einfach genug: Sie würden sich zusammenschließen, mit ihren Heeren nach Edo marschieren und den Shogun, den Herrscher Japans, stürzen. Mittlerweile hatte Ōkubo Toshimichi die Oberhäupter der Provinzen Tosa und Hizen bereits auf seine Seite gebracht. Als auch die Verwalter der mächtigen Provinz Chōshū zu ihm stießen, wurde die geheime Satcho-Allianz gegründet.
    1868 war Japan noch ein wirtschaftlich unterentwickeltes Land, das seit 1600 von der Tokugawa-Dynastie beherrscht wurde. Ihr Oberhaupt hatte sich im Jahr 1603 den Titel Shogun (Befehlshaber) zugelegt. Der japanische Kaiser war an den Rand gedrängt worden und spielte eine rein zeremonielle Rolle. Die Tokugawa-Shogune waren die dominierenden Mitglieder einer Schicht von Feudalherren, die ihre eigenen Provinzen regierten und besteuerten, darunter Satsuma unter der Shimazu-Dynastie. Diese Feudalherren leiteten, zusammen mit ihren militärischen Gefolgsleuten, den berühmten Samurai, eine Gesellschaft, die jener des mittelalterlichen Europa ähnelte, denn sie verfügte ebenfalls über strikte Berufskategorien, Handelsbeschränkungen und hohe Steuersätze für die Bauern. Der Shogun hatte seinen Sitz in Edo, von wo er den Außenhandel monopolisierte und Ausländern den Zugang zum Land untersagte. Die politischen und wirtschaftlichen Institutionen waren extraktiv, und Japan litt Armut.
    Aber die Herrschaft der Shogune war nicht umfassend. Bereits als sich die Tokugawa im Jahr 1600 an die Spitze setzten, konnten sie nicht alle Gebiete unter ihre Kontrolle bringen. Im Süden des Landes blieb die Provinz Satsuma relativ autonom und konnte sogar über die Ryūkyū-Inseln mit der Außenwelt Handel treiben. Ōkubo Toshimichi kam 1830 in der Hauptstadt von Satsuma, Kagoshima, zur Welt. Als Sohn eines Samurai trat er in die Fußstapfen seines Vaters. Seine Fähigkeiten wurden bald von Shimazu Nariakira entdeckt, dem Herrn von Satsuma, der ihn rasch innerhalb der Bürokratie beförderte. Damals hatte Shimazu Nariakira bereits einen Plan entworfen, den Shogun mit Hilfe seiner Soldaten zu stürzen. Er wollte den Handel mit Asien und Europa verstärken, die alten feudalen Wirtschaftsinstitutionen abschaffen und einen modernen Staat aufbauen. Sein Plan kam jedoch nicht zur Ausführung, da er 1858 starb.
    Sein Nachfolger Shimazu Hisamitsu war vorsichtiger, jedenfalls zu Beginn seiner Amtszeit. Aber Ōkubo Toshimichi war inzwischen vollends davon überzeugt, dass Japan das feudale Shogunat hinter sich lassen müsse, und irgendwann teilte Shimazu Hisamitsu seinen Standpunkt. Um Unterstützung für ihre Sache zu gewinnen, täuschten sie Empörung über die Kaltstellung des Kaisers vor. In dem Vertrag, den Ōkubo Toshimichi bereits mit der Provinz Tosa unterzeichnet hatte, hieß es, dass »ein Land keine zwei Monarchen und ein Haus nicht zwei Herren hat; die Regierung unterliegt nur einem Herrscher«. Aber ihre wirkliche Absicht bestand nicht einfach darin, den Kaiser wieder an die Macht zu bringen, sondern darin, die politischen und wirtschaftlichen

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