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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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verhindern. Da Bechuanaland für die Briten noch immer nebensächlich war, rief die Errichtung ihrer indirekten Herrschaft dort keinen Teufelskreis der Art hervor, wie er sich in Sierra Leone entwickelte. Auch entgingen die Tswana der kolonialen Expansion, die im Innern Südafrikas stattfand und es zu einem billigen Arbeitskräftereservoir für weiße Bergbauunternehmer und Farmer machen sollte. Die frühen Stadien der Kolonisierung sind eine Umbruchphase für viele Gesellschaften, in der die Ereignisse wichtige langfristige Konsequenzen für ihre wirtschaftliche und politische Entwicklung haben. Wie im neunten Kapitel dargelegt, erlebten die meisten Gesellschaften im subsaharischen Afrika, genau wie jene in Südamerika und Südasien, während der Kolonisierung, dass man extraktive Institutionen gründete oder intensivierte. Die Tswana dagegen konnten sowohl eine tiefgehende indirekte Herrschaft als auch das viel schlimmere Schicksal vermeiden, das sie nach der Annexion ihrer Gebiete durch Rhodes ereilt hätte. Dies war jedoch nicht nur reines Glück, sondern wieder einmal das Ergebnis des Zusammenwirkens der bestehenden, vom Tswana-Volk geprägten Institutionen und der vom Kolonialismus ausgelösten Umbruchphase. Die drei Chiefs hatten ihr Glück beeinflusst, indem sie die Initiative ergriffen und nach London reisten. Dazu waren sie in der Lage, weil sie infolge der politischen Zentralisierung der Tswana-Stämme im Vergleich mit den anderen Stammesführern im subsaharischen Afrika ein ungewöhnliches Maß an Autorität besaßen. Und vielleicht hatten sie wegen der Ansätze ihrer Stammesinstitutionen zum Pluralismus auch ein ungewöhnliches Maß an Legitimität.
    Eine weitere Umbruchphase am Ende der Kolonialzeit dürfte noch wichtiger für den Erfolg Botswanas gewesen sein, da sie ihm erlaubte, inklusive Institutionen zu entwickeln. Als Bechuanaland 1966 unter dem Namen Botswana unabhängig wurde, war die erfolgreiche Aktion der Chiefs Sebele, Bathoen und Khama längst vergessen. In der Zwischenzeit hatten die Briten kaum in Bechuanaland investiert. Zu Beginn seiner Unabhängigkeit war Botswana eines der ärmsten Länder der Welt. Es verfügte über befestigte Straßen von insgesamt zwölf Kilometern Länge, über zweiundzwanzig Universitätsabsolventen und einhundert Abiturienten. Zu allem Überdruss war es von den durch Weißen beherrschten Regimen in Südafrika, Namibia und Rhodesien, die unabhängige, von Schwarzen regierte afrikanische Länder feindselig behandelten, fast vollständig eingeschlossen. Kaum jemand wird mit seinem Erfolg gerechnet haben, doch in den folgenden fünfundvierzig Jahren sollte Botswana eines der wachstumsstärksten Länder der Welt werden. Heute hat es das höchste Pro-Kopf-Einkommen im subsaharischen Afrika und befindet sich auf dem gleichen Niveau mit erfolgreichen osteuropäischen Staaten wie Estland und Ungarn sowie mit lateinamerikanischen Spitzenländern wie Costa Rica.
    Wie konnte Botswana den Rahmen sprengen? Indem es nach der Unabhängigkeit rasch inklusive wirtschaftliche und politische Institutionen entwickelte. Seitdem hält man regelmäßig demokratische Wahlen ab und hat weder einen Bürgerkrieg noch militärische Interventionen durchgemacht. Die Regierung gründete Wirtschaftsinstitutionen, die Eigentumsrechte durchsetzten, für makroökonomische Stabilität sorgten und eine inklusive Marktwirtschaft förderten.
    Aber die schwerer zu beantwortende Frage lautet natürlich: Wie gelang es Botswana, eine stabile Demokratie und pluralistische Institutionen sowie ein inklusives Wirtschaftssystem hervorzubringen, während die meisten afrikanischen Regierungen das Gegenteil taten? Um die Antwort zu finden, müssen wir verstehen, wie eine Umbruchphase, diesmal das Ende der Kolonialherrschaft, mit den bestehenden Institutionen Botswanas zusammenwirkte.
    In den meisten subsaharischen Ländern – zum Beispiel in Sierra Leone und Simbabwe – war die Unabhängigkeit eine verpasste Gelegenheit, da die gleichen extraktiven Institutionen wie in der Kolonialzeit bestehen blieben. In Botswana dagegen schlug man in den frühen Stadien der Unabhängigkeit einen ganz anderen Weg ein, wiederum hauptsächlich infolge der von den Tswana zuvor geschaffenen Institutionen. In dieser Hinsicht waren in Botswana viele Parallelen mit England kurz vor der Glorreichen Revolution zu beobachten. England hatte sich unter den Tudors zügig zentralisiert und besaß die Magna Carta und die

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