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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Seile und Bindfäden herstellen konnte.)
    Das hartnäckige Fortbestehen spezifischer Institutionsmuster bis ins 20. Jahrhundert verhinderte, wie bereits im 19. Jahrhundert, jegliches Wachstum in Mexiko und Lateinamerika, wie die wirtschaftliche Stagnation und die politische Instabilität, Bürgerkriege und Staatsstreiche sowie der Kampf einzelner Gruppen um die mit der Macht verbundenen Vorteile veranschaulichten. 1910 wurde Díaz schließlich von revolutionären Kräften verdrängt. Der mexikanischen folgten andere Revolutionen in Bolivien (1952), Kuba (1959) und Nicaragua (1979). Zugleich tobten unablässig Bürgerkriege in Kolumbien, El Salvador, Guatemala und Peru. Enteignungen oder Androhungen der Enteignung setzten sich zügig durch umfassende Agrarreformen (oder Reformversuche) in Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Guatemala, Peru und Venezuela fort. Revolutionen, Enteignungen und politische Instabilität gingen mit Militärregierungen und verschiedenen Diktaturtypen einher. Obwohl man allmählich zu einer Gewährung von mehr politischen Rechten tendierte, wurden die meisten lateinamerikanischen Länder erst in den 1990er Jahren zu Demokratien, und selbst dann verharrten sie weiter in ihrer früheren Instabilität.
    Gleichzeitig kam es zu Massenrepressionen und -morden. Die Nationale Kommission für Wahrheit und Versöhnung in Chile befand 1991 in ihrem Bericht, dass während der Pinochet-Diktatur 2279 Menschen zwischen 1973 und 1990 aus politischen Gründen umgebracht worden seien. Schätzungen zufolge wurden 50000 inhaftiert und gefoltert sowie Hunderttausende entlassen. Die Guatemaltekische Kommission für Historische Aufklärung identifizierte 1999 insgesamt 42275 namentlich genannte Opfer, wobei andere behaupteten, dass zwischen 1962 und 1996 bis 200000 Menschen in Guatemala ermordet worden seien, 70000 von ihnen unter dem Regime von General Efrain Ríos Montt. Er konnte diese Verbrechen ungestraft begehen und 2003 für die Präsidentschaft kandidieren (zum Glück siegte er nicht). Und die Nationale Kommission über das Verschwinden von Menschen in Argentinien schätzte die Zahl der dort zwischen 1976 und 1983 vom Militär Umgebrachten auf 9000, merkte jedoch an, dass die tatsächliche Zahl höher sein könne (Menschenrechtsorganisationen setzen sie gewöhnlich auf 30000 an).

Wie man ein oder zwei Milliarden erwirbt
    Die dauerhaften Folgen der Organisation von Kolonialgesellschaften und deren institutionelle Vermächtnisse bestimmen die heutigen Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko und damit auch der beiden Teile von Nogales. Der Kontrast zwischen den Umständen, unter denen Bill Gates und Carlos Slim die beiden reichsten Männer der Welt wurden – auch Warren Buffett könnte als Beispiel dienen –, weist auf die hier wirksamen Faktoren hin. Der Aufstieg von Gates und Microsoft ist allgemein bekannt, doch Gates’ Status als reichster Mann der Welt und als Gründer eines der technologisch innovativsten Unternehmen hinderte das amerikanische Justizministerium nicht daran, am 8. Mai 1998 einen Zivilprozess gegen die Microsoft Corporation wegen Missbrauchs ihrer Monopolstellung anzustrengen. Dabei ging es um die Art, wie Microsoft seinen Webbrowser Internet Explorer mit seinem Windows-Betriebssystem verknüpft hatte. Die Regierung hatte Gates schon seit einiger Zeit beobachtet. Bereits 1991 stellte die Federal Trade Commission Ermittlungen darüber an, ob Microsoft seine Monopolstellung im Bereich der PC-Betriebssysteme missbraucht habe. Im November 2001 schloss Microsoft einen Kompromiss mit dem Justizministerium. Der Firma waren die Flügel gestutzt worden, auch wenn die Strafe geringer ausfiel, als viele verlangt hatten.
    In Mexiko verdiente Carlos Slim sein Geld nicht durch Innovation. Anfangs tat er sich durch Börsengeschäfte sowie durch den Aufkauf und die Sanierung unprofitabler Firmen hervor. Sein großer Coup war der Erwerb von Telmex, dem mexikanischen Telekommunikationsmonopol, das Präsident Carlos Salinas im Jahr 1990 privatisierte. Die Regierung verkündete im September 1989 ihre Absicht, 51 Prozent der Stimmrechtsaktien (20,4 Prozent des gesamten Aktienbestandes) zu verkaufen, und nahm im November 1990 Angebote entgegen. Obwohl Slim nicht das höchste Gebot abgab, setzte sich ein von seinem Grupo Carso angeführtes Konsortium bei der Auktion durch. Es gelang Slim, die Zahlung hinauszuzögern und die Dividenden von Telmex zum Erwerb der Aktien zu benutzen.

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