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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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investieren oder Anstrengungen zur Erhöhung oder auch nur zur Aufrechterhaltung der Produktivität zu unternehmen. Zudem lehnte das erdrückende, repressive Regime jegliche Innovation ab, auch die Übernahme neuer Technologien. Aber Kim Il-Sung, Kim Jong-Il und ihre Kumpane hatten nicht die Absicht, das System zu reformieren, das heißt Privateigentum, einen freien Handel und Privatverträge einzuführen oder die wirtschaftlichen und politischen Institutionen zu ändern. Nordkorea stagniert daher weiter.
    Im Gegensatz dazu förderten die Wirtschaftsinstitutionen im Süden Investitionen und Handel. Die südkoreanischen Politiker bauten das Erziehungswesen aus, was zu einem hohen Bildungsstand führte. Die einheimischen Unternehmen zögerten nicht, sich die relativ gut qualifizierte Bevölkerung, die Förderungsmaßnahmen für Investitionen und Industrialisierung, die Exportmöglichkeiten und den Technologietransfer zunutze zu machen. Bald wurde Südkorea zu einem der »Wirtschaftswunder« Ostasiens, einer der am zügigsten wachsenden Nationen der Welt.
    In den späten 1990er Jahren, nach gerade mal einem halben Jahrhundert, wiesen das südkoreanische Wachstum und die nordkoreanische Stagnation ein zehnfaches Gefälle zwischen den beiden Hälften des früher vereinigten Landes auf (man bedenke, wie die Situation in ein, zwei Jahrhunderten aussehen könnte). Das wirtschaftliche Desaster Nordkoreas, das Millionen in den Hunger trieb, ist umso auffälliger, wenn man es mit dem wirtschaftlichen Erfolg Südkoreas vergleicht: Weder Kultur noch Geographie noch Ignoranz können die abweichende Entwicklung erklären. Um eine Antwort zu finden, müssen wir die Institutionen ins Auge fassen.

Extraktive und inklusive Wirtschaftsinstitutionen
    Länder erzielen wegen ihrer uneinheitlichen Institutionen, wegen der Regeln, welche die Funktionsweise der Wirtschaft beeinflussen, und wegen der Anreize zur Motivierung der Menschen unterschiedliche wirtschaftliche Erfolge. Man vergleiche die Teenager in Nord- und Südkorea und ihre Hoffnungen. Im Norden wachsen sie in Armut auf, ohne unternehmerische Initiative, Kreativität und eine adäquate Ausbildung für eine qualifizierte Arbeit. Ein großer Teil ihrer Schulzeit ist der reinen Propaganda gewidmet, welche die Legitimität des Regimes vorgaukeln soll. Es gibt kaum Bücher, geschweige denn Computer. Nach der Schule muss jeder einen zehnjährigen Wehrdienst ableisten. Diese Teenager wissen, dass sie nie über Privateigentum verfügen, eine Firma gründen oder ein wenig mehr Wohlstand erwerben können, auch wenn viele illegal privaten Geschäften nachgehen, um ein Auskommen zu haben. Sie wissen auch, dass ihnen ein legaler Zugang zu den Märkten verwehrt ist, auf denen sie ihre Fähigkeiten nutzen oder ihre Einnahmen verwenden können, um sich die Güter zu erwerben, die sie benötigen und begehren. Sie können nicht einmal sicher sein, welche Menschenrechte ihnen zugestanden werden.
    Die Teenager im Süden erhalten eine gute Ausbildung und werden ermutigt, sich anzustrengen und sich später in dem Beruf ihrer Wahl auszuzeichnen. Südkorea hat eine auf Privateigentum beruhende Marktwirtschaft. Die südkoreanischen Teenager wissen, dass sie, wenn sie als Unternehmer oder Angestellte Erfolg haben, eines Tages die Früchte ihrer Investitionen und Anstrengungen werden ernten können. Sie haben die Möglichkeit, ihren Lebensstandard zu erhöhen und sich Autos und Häuser zu kaufen und in ihre Gesundheitsvorsorge zu investieren.
    Im Süden unterstützt der Staat wirtschaftliche Aktivitäten. Unternehmer können Kredite bei Banken und auf den Finanzmärkten aufnehmen, ausländische Firmen können Partnerschaften mit südkoreanischen Unternehmen eingehen und Einzelpersonen können Hypothekendarlehen beantragen, um sich ein Haus zu kaufen. Im Süden hat man im Großen und Ganzen die Freiheit, einen beliebigen Betrieb zu eröffnen. Davon ist im Norden keine Rede. Im Süden kann man Arbeitskräfte einstellen, seine Produkte und Dienstleistungen verkaufen und auf einem freien Markt mit seinem Geld machen, was immer man will. Im Norden gibt es lediglich Schwarzmärkte. Diese unterschiedlichen Regeln werden von den Institutionen bestimmt, unter denen Nord- und Südkoreaner leben.
    Inklusive Wirtschaftsinstitutionen, wie es sie in Südkorea oder in den Vereinigten Staaten gibt, schaffen attraktive Bedingungen für die große Mehrheit, sich ins Wirtschaftsleben einzubringen und ihre Begabungen und

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