Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
allgemeinen Wohlstands wichtige öffentliche Dienstleistungen bereitzustellen. In Nordkorea hat der Staat ein Erziehungssystem aufgebaut, das den Menschen Propaganda eintrichtert, jedoch unfähig ist, Hungersnöte zu verhindern. Im kolonialen Lateinamerika konzentrierte sich der Staat auf die gewaltsame Unterwerfung der indigenen Völker. In beiden Fällen gab es weder Wettbewerbsgerechtigkeit noch ein neutrales Rechtssystem. In Nordkorea ist die Justiz der verlängerte Arm der herrschenden Kommunistischen Partei, und in Lateinamerika war sie ein Werkzeug zur Diskriminierung der Volksmassen. Institutionen, deren Eigenschaften im Gegensatz zu denen inklusiver Einrichtungen stehen, bezeichnen wir als extraktive Wirtschaftsinstitutionen – extraktiv deshalb, weil sie dem Zweck dienen, einem Teil der Gesellschaft Einkommen und Wohlstand zugunsten einer anderen zu entziehen.

Wohlstandsmotoren
    Inklusive Wirtschaftsinstitutionen schaffen inklusive Märkte, die den Menschen nicht nur die Freiheit bieten, einen Beruf zu wählen, der ihrer Begabung am besten entspricht, sondern auch faire Wettbewerbsbedingungen zur Umsetzung dieser Freiheit schaffen. Wer gute Ideen hat, kann ein Unternehmen gründen, abhängig Beschäftigte werden sich vermehrt Tätigkeiten zuwenden, in denen ihre Produktivität höher ist, und weniger leistungsstarke Firmen können durch effizientere ersetzt werden. Man vergleiche die Möglichkeiten der Berufswahl unter inklusiven Marktbedingungen mit denen im kolonialen Peru und Bolivien, wo viele Menschen unter der mita gezwungen waren, ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Wünsche in Silber- und Quecksilberbergwerken zu arbeiten. Inklusive Märkte sind auf vielfältige Art frei. Barbados verfügte im 17. Jahrhundert ebenfalls über Märkte, doch außer einer kleinen Oberschicht aus Plantagenbesitzern besaß dort niemand Eigentumsrechte, und auch die übrigen Bedingungen waren keineswegs inklusiv. Im Gegenteil, die Sklavenmärkte waren ein Bestandteil der Wirtschaftsinstitutionen, welche die Bevölkerungsmehrheit systematisch unterjochten und ihr die Möglichkeit raubten, eine freie Berufswahl zu treffen und ihre Begabungen nach eigenem Belieben zu nutzen.
    Inklusive Wirtschaftsinstitutionen schaffen die Voraussetzung für zwei weitere Wohlstandsmotoren: für Technologie und Ausbildung. Ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum wird fast immer von technologischen Verbesserungen begleitet, die es den Menschen als Arbeitskräften, der Landwirtschaft und den Besitzern von Gebäuden, Maschinen und so weiter ermöglichen, produktiver zu werden. Man denke nur an unsere Ururgroßeltern vor rund einem Jahrhundert, die nicht über die Flugzeuge und Automobile oder über die Gesundheitsversorgung verfügten, die heute für uns selbstverständlich sind, ganz zu schweigen von Innentoiletten, Klimaanlagen, Einkaufszentren oder gar Datenverarbeitung, Robotertechnik und computergesteuerten Maschinen. Blicken wir noch ein paar Generationen weiter zurück, so waren das technologische Know-how und der Lebensstandard noch niedriger, weshalb wir uns kaum vorstellen können, wie sich die Mehrheit der Menschen durchs Leben mühte.
    Die Verbesserungen sind auf die Naturwissenschaften und auf Unternehmer wie Thomas Edison zurückzuführen, die auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse einträgliche Firmen aufbauten. Derartige Innovationsprozesse werden durch Wirtschaftsinstitutionen ermöglicht, die das Privateigentum fördern, für die Einhaltung von Verträgen sorgen, faire Wettbewerbsbedingungen schaffen sowie die Gründung von Unternehmen begünstigen, die neue technische Verfahren einsetzen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es die US-amerikanische Gesellschaft – nicht Mexiko oder Peru – war, die einen Thomas Edison hervorgebracht hat, und dass Südkorea, nicht Nordkorea, heutzutage innovative Firmen wie Samsung und Hyundai entstehen lässt.
    Eng verbunden mit der Technologie sind die Ausbildung, die Fertigkeiten, die Qualifikationen und das Know-how, welche die Beschäftigten in Schulen, daheim oder im Arbeitsprozess erworben haben. Wir sind weitaus produktiver als vor einem Jahrhundert – und das nicht nur wegen der besseren Maschinen, sondern auch wegen des größeren Know-hows der Arbeitskräfte. Jegliche Technologie wäre von geringem Nutzen ohne Mitarbeiter, die sich ihrer zu bedienen verstehen.
    Aber Kenntnisse und Qualifikationen bringen mehr mit sich als die Fähigkeit, mit Maschinen umzugehen. Die

Weitere Kostenlose Bücher