Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
kommunistischen Elite in Nordkorea verarmen lässt, wäre ebenfalls ohne die totale politische Dominanz der Kommunistischen Partei undenkbar.
Diese synergetische Beziehung zwischen extraktiven wirtschaftlichen und extraktiven politischen Institutionen führt zu einer starken Feedback-Schleife: Solche politischen Institutionen ermöglichen den Machteliten, Wirtschaftsinstitutionen mit geringen Beschränkungen und ohne Gegenkräfte einzurichten. Zusätzlich verschaffen sie den Herrschenden die Möglichkeit, auch künftige politische Institutionen und deren Entwicklung zu gestalten. Extraktive Wirtschaftsinstitutionen wiederum lassen denselben Eliten Reichtum zukommen, deren Vermögen und Macht dann dazu beitragen, ihre politische Dominanz zu festigen. Auf Barbados beispielsweise oder in Lateinamerika waren die Kolonisten in der Lage, mit Hilfe ihrer politischen Macht eine Reihe von Wirtschaftsinstitutionen aufzubauen, die ihnen enorme Reichtümer auf Kosten der übrigen Bevölkerung einbrachten. Die durch die Wirtschaftsinstitutionen geschaffenen Mittel befähigten die Eliten, Armeen und Sicherheitskräfte zur Verteidigung ihres absolutistischen Machtmonopols zusammenzustellen. All das impliziert natürlich, dass extraktive politische und wirtschaftliche Institutionen einander unterstützen und in der Regel langfristig existieren.
Die Synergie zwischen extraktiven wirtschaftlichen und extraktiven politischen Institutionen hat noch weitere Aspekte. Wenn bestehende Eliten unter extraktiven politischen Institutionen herausgefordert werden und die Angreifer den Durchbruch schaffen, sind diese ebenfalls nur wenigen Kontrollen unterworfen. Deshalb empfinden sie es als vorteilhaft, die politischen Institutionen beizubehalten und entsprechende Wirtschaftsinstitutionen zu schaffen, wie es bei Porfirio Díaz und der ihn umgebenden Elite am Ende des 19. Jahrhunderts in Mexiko der Fall war.
Inklusive Wirtschaftsinstitutionen dagegen entstehen auf der von inklusiven politischen Institutionen für sie geschaffenen Basis. Diese verteilen die Macht breiter innerhalb der Gesellschaft und schränken ihre willkürliche Ausübung ein. Auch erschweren sie es anderen, die Macht an sich zu reißen und die Grundlagen der inklusiven Institutionen zu untergraben. Diejenigen, welche die politische Macht in Händen haben, können sie nicht mühelos nutzen, um extraktive Wirtschaftsinstitutionen zu ihrem eigenen Vorteil zu schaffen. Inklusive Wirtschaftsinstitutionen wiederum sorgen für eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, was den Bestand der inklusiven politischen Institutionen sichert.
Als die Virginia Company 1618 den zuvor von ihr unterdrückten Kolonisten Land gab und ihre drakonischen Verträge aufhob, war es kein Zufall, dass die Generalversammlung ihnen im folgenden Jahr gestattete, sich selbst zu regieren. Wirtschaftlichen Rechten ohne politisches Gegenstück hätten die Kolonisten, welche die Unterdrückung durch die Virginia Company erlebt hatten, nicht getraut. Auch wären solche wirtschaftlichen Verhältnisse nicht von Dauer gewesen, weil Mischungen aus extraktiven und inklusiven Institutionen in der Regel instabil sind. Extraktive Wirtschaftsinstitutionen unter inklusiven politischen Bedingungen überleben gewöhnlich nicht lange, wie unsere Erörterung von Barbados gezeigt hat. Und inklusive Wirtschaftsinstitutionen können extraktive politische Organe weder unterstützen noch von ihnen unterstützt werden. Entweder verwandeln sie sich in extraktive Wirtschaftsinstitutionen zum Vorteil der kleinen Gruppe der Herrschenden, oder ihre Dynamik bringt die extraktiven politischen Institutionen ins Wanken und öffnet den Weg zur Entstehung ihrer inklusiven Pendants: Inklusive Wirtschaftsinstitutionen schränken die Vorteile ein, welche die Eliten aus ihrer Herrschaft über extraktive politische Institutionen beziehen können, da diese mit dem Wettbewerb auf den Märkten konfrontiert und durch die Verträge und Eigentumsrechte der übrigen Angehörigen der Gesellschaft gehemmt werden.
Warum entscheidet man sich nicht immer einfach für den Wohlstand?
Die durch Entscheidungen der Gesellschaft geprägten politischen und wirtschaftlichen Institutionen können inklusiv sein und das Wirtschaftswachstum fördern, oder sie können extraktiv sein und das Wirtschaftswachstum hemmen. Staaten mit extraktiven wirtschaftlichen und politischen Institutionen scheitern letztlich, weil diese das Wachstum behindern oder sogar blockieren. Das
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