Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Schritt zu inklusiven Institutionen mit dem Beginn der Glorreichen Revolution ermöglichten. Während dieser Faktor bewirkte, dass sich England von einem großen Teil der Welt abhob, unterschied es sich durch ihn nicht wesentlich von westeuropäischen Ländern wie Frankreich und Spanien. Wichtiger war der zweite Faktor. Die Ereignisse vor der Glorreichen Revolution ließen eine breite und mächtige Koalition entstehen, welche dauerhafte Kontrollen für die Monarchie und die Exekutive einführen konnte, die nun gezwungen waren, sich den Forderungen der Koalition zu öffnen. So wurden die Grundlagen für pluralistische politische Institutionen gelegt. Diese erlaubten dann die Entwicklung von Wirtschaftsinstitutionen, welche die erste Industrielle Revolution stützen sollten.
Kleine Unterschiede, auf die es ankommt
Die Weltungleichheit erhöhte sich nach der britischen – oder englischen – Industriellen Revolution dramatisch, da nur eine begrenzte Zahl von Ländern die neuen, von Männern wie Arkwright und Watt und ihren vielen Nachfolgern ersonnenen Technologien übernahm. Die Reaktion der verschiedenen Staaten auf diese über Armut oder ein nachhaltiges Wachstum entscheidenden Technologien wurde weitgehend durch die Vorgeschichte ihrer Institutionen bestimmt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es weltweit bereits beträchtliche Unterschiede zwischen den politischen und wirtschaftlichen Institutionen. Aber woher rührten diese Kontraste?
Die englischen politischen Institutionen bewegten sich 1688 auf einen viel größeren Pluralismus zu als die französischen und spanischen, aber wenn wir weitere hundert Jahre – bis 1588 – zurückblicken, sind die Unterschiede kaum der Rede wert. Alle drei Länder wurden von recht absolutistischen Monarchen beherrscht: England von Elisabeth I., Spanien von Philipp II. und Frankreich von Heinrich III. Alle mussten sich mit Bürgerversammlungen auseinandersetzen – England mit dem Parlament, Spanien mit den Cortes und Frankreich mit den États généraux –, die mehr Rechte und eine gewisse Kontrolle über die Monarchie verlangten, wobei sie über unterschiedliche Befugnisse und Zuständigkeiten verfügten. Zum Beispiel legten das englische Parlament und die spanischen Cortes die Besteuerung fest, die États généraux jedoch nicht. Die Steuer war in Spanien ziemlich belanglos, denn nach 1492 besaß die spanische Krone ein riesiges Kolonialreich in Amerika und erzielte durch das dort gefundene Gold und Silber enorme Einnahmen. In England sah es anders aus: Elisabeth I. war finanziell weit weniger unabhängig und musste das Parlament um mehr Steuern bitten. Als Gegenleistung forderte das Parlament Zugeständnisse, vor allen eine Einschränkung ihres Rechts, Monopole zu schaffen. Es entstand ein Konflikt, in dem sich das Parlament letztlich behauptete. In Spanien unterlagen die Cortes bei einer ähnlichen Auseinandersetzung um die Monopolisierung des Handels durch die spanische Monarchie.
Solche Unterschiede, die anfangs gering erschienen, spielten dann im 17. Jahrhundert eine wesentliche Rolle. Obwohl Amerika bereits 1492 entdeckt worden war und Vasco da Gama Indien durch die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas 1498 erreicht hatte, kam es erst nach 1600 zu einer mächtigen Expansion des Welthandels, besonders im Atlantik. Im Jahr 1585 begann die englische Kolonisierung Nordamerikas auf der Insel Roanoke, die heute zu North Carolina gehört, und 1600 wurde die English East India Company gegründet, 1602 gefolgt von ihrem niederländischen Pendant. 1607 baute die Virginia Company die Kolonie Jamestown auf. In den 1620er Jahren kolonisierten die Engländer die Karibischen Inseln, wobei sie Barbados 1627 besetzten. Auch Frankreich dehnte seinen Machtbereich über den Atlantik hinweg aus und gründete 1608 die heutige Stadt Quebec City, die Hauptstadt von Neufrankreich (nunmehr Kanada).
Die Konsequenzen der wirtschaftlichen Expansion waren für die Institutionen in England ganz andere als für die in Spanien und Frankreich, und das hatte seinen Grund in den anfangs geringfügig unterschiedlichen Ausgangsbedingungen. Elisabeth I. und ihre Nachfolger konnten den Handel mit Amerika nicht monopolisieren – im Gegensatz zu anderen europäischen Monarchen. Im Unterschied zu Spanien und Frankreich ließen der Atlantikhandel und die Kolonisierung in England eine große Zahl vermögender Kaufleute ohne enge Beziehungen zur Krone entstehen. Sie
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