Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
Vom Netzwerk:
und der Tugendkreise bis in die Gegenwart erhalten. Sie liefern den Schlüssel zum Verständnis sowohl der Gründe für die Weltungleichheit als auch der uns umgebenden Situation.
    In einigen Teilen der Welt haben sich Institutionen entwickelt, die den englischen sehr ähnelten, aber auf einem anderen Weg entstanden waren. Das galt vor allem für mehrere europäische Siedlerkolonien, etwa in Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten, deren Institutionen sich gerade herausbildeten, als die Industrielle Revolution begann. Wie im ersten Kapitel geschildert, hat der Prozess, der mit der Gründung der Kolonie Jamestown im Jahr 1607 anfing und seinen Höhepunkt im Unabhängigkeitskrieg und im Inkrafttreten der amerikanischen Verfassung fand, viele Gemeinsamkeiten mit dem langen Kampf des englischen Parlaments gegen die Monarchie, denn beide führten zu einem zentralisierten Staat mit pluralistischen politischen Institutionen. Später wurde die Industrielle Revolution dann rasch von derartigen Ländern aufgegriffen.
    Westeuropa, das viele vergleichbare historische Prozesse durchmachte, besaß zur Zeit der Industriellen Revolution ähnliche Institutionen wie England. Allerdings gab es kleine, doch bedeutsame Unterschiede zwischen den übrigen Staaten und England, weshalb sich die Industrielle Revolution dort und nicht etwa in Frankreich entfaltete. Dadurch entstanden völlig neue Umstände und Herausforderungen für die europäischen Regierungen, bis sich die grundlegend anderen Konflikte zur Französischen Revolution zuspitzten. Diese Umbruchphase bewirkte, dass sich die westeuropäischen Institutionen den englischen annäherten, während sich die osteuropäischen noch stärker von beiden absetzten.
    Die übrige Welt folgte unterschiedlichen institutionellen Pfaden. Die europäische Kolonisierung bereitete die Bühne für die institutionelle Divergenz zwischen Nord- und Südamerika: Im Gegensatz zu den inklusiven Institutionen, die sich in den Vereinigten Staaten und Kanada entwickelten, entstanden in Lateinamerika extraktive Einrichtungen, was die Ungleichheit zwischen Nord und Süd erklärt. Die extraktiven politischen und wirtschaftlichen Institutionen der spanischen Konquistadoren haben sich erhalten, wodurch ein großer Teil der Region zu Armut verurteilt wurde. Argentinien und Chile ist es dabei besser ergangen als den meisten anderen dortigen Ländern. Sie besaßen kaum Ureinwohner oder Bodenschätze und wurden deshalb vernachlässigt, während sich die Spanier auf die Länder mit den Zivilisationen der Azteken, Maya und Inka konzentrierten. Nicht zufällig ist das ärmste Gebiet von Argentinien der Nordwesten, also der einzige Landesteil, der in die spanische Kolonialwirtschaft integriert war. Seine fortbestehende Armut, das Vermächtnis extraktiver Institutionen, ähnelt jener, welche die Potosi -mita in Bolivien und Peru verursachte.
    Afrikas Institutionen eigneten sich am wenigsten dazu, die Chancen der Industriellen Revolution zu nutzen. Seit mindestens tausend Jahren hinkt Afrika, abgesehen von kleinen, isolierten Gebieten und begrenzten Zeiträumen, dem Rest der Welt in Technologie, politischer Entwicklung und Wohlstand hinterher. Zentralisierte Staaten haben sich auf diesem Kontinent erst sehr spät und nur zögerlich herausgebildet. Wo sie entstanden, waren sie oft überaus absolutistisch wie der Kongo und brachen bald zusammen. Afrika teilt sich diesen Mangel an staatlicher Zentralisierung mit Ländern wie Afghanistan, Haiti und Nepal, die auf ihren Territorien ebenfalls keine hinreichende Ordnung und Stabilität haben schaffen können, um auch nur ein Minimum an wirtschaftlichem Fortschritt zu erzielen. Obwohl sie ganz anderen Teilen der Welt angehören, haben Afghanistan, Haiti und Nepal institutionell vieles mit den meisten Nationen im subsaharischen Afrika gemeinsam und zählen wie sie zu den heute ärmsten Ländern.
    Die Art, wie afrikanische Institutionen ihre gegenwärtige extraktive Form annahmen, ist symptomatisch für den institutionellen Entwicklungsprozess, der von Umbruchphasen unterbrochen wurde, doch in diesem Fall häufig mit üblen Ergebnissen, besonders während der Expansion des atlantischen Sklavenhandels. Dem Königreich Kongo boten sich durch die Ankunft der europäischen Händler neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Der Fernhandel, der Europa umgestaltete, veränderte auch das Königreich Kongo, doch wiederum spielten anfängliche institutionelle Unterschiede eine wesentliche

Weitere Kostenlose Bücher