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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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die Namen sämtlicher Könige aufgeführt, beginnend mit dem Begründer der wichtigsten Herrschaftsdynastie, K’inich Yax K’uk’ Mo’ oder »Große Sonne Grüner Quetzal-Ara«, der nicht nur nach der Sonne, sondern auch nach einem doppelt dargestellten Vogel der zentralamerikanischen Wälder benannt war, dessen Federn die Maya sehr schätzten. K’inich Yax K’uk’ Mo’ gelangte im Jahr 426 n.Chr. in Copán an die Macht, was wir aus dem Datum der Langen Zählung am Altar Q ablesen können. Seine Dynastie sollte vierhundert Jahre lang herrschen. Manche von K’inich Yax’ Nachfolgern trugen ähnlich anschauliche Namen. Die Glyphen des dreizehnten Herrschers lassen sich als »18 Kaninchen« übersetzen; nach ihm kamen »Rauchaffe« und »Rauchmuschel«, der im Jahr 763 starb. Der letzte Name auf dem Altar ist jener von König Yax Pasaj Chan Yoaat oder »Erster den Aufgegangenen Himmel Erleuchtender Gott«, der als sechzehnter Herrscher der Dynastie amtierte und den Thron nach dem Tod von Rauchmuschel bestieg. Nach ihm scheint es, wie ein Altarfragment andeutet, nur noch einen einzigen weiteren König gegeben zu haben: Ukit Took (»Gönner des Feuersteins«). Im Anschluss an Yax Pasajs Tod kamen keine neuen Gebäude und Inschriften mehr zustande, und die Dynastie scheint kurz darauf gestürzt worden zu sein. Ukit Took war vermutlich nicht einmal der wirkliche Thronanwärter, sondern ein Usurpator.
    Eine umfassende Zuordnung der Daten von Copán legten die Archäologen AnnCorinne Freter, Nancy Gonlin und David Webster vor. Sie kartierten den Aufstieg und Fall von Copán, indem sie die Ausdehnung der Siedlung im Copán-Tal über 850 Jahre hinweg – von 400 bis 1250 n.Chr. – untersuchten. Dazu verwendeten sie eine Obsidian-Hydration genannte Methode, mit welcher der Wassergehalt von Obsidian zur Zeit seiner Gewinnung sowie sein Alter berechnet werden können. Freter, Gonlin und Webster waren dann in der Lage, die Orte im Copán-Tal, an denen man Obsidianstücke eines gewissen Datums gefunden hatte, zu kartieren, und zeichneten nach, wie sich die Stadt vergrößert hatte und wieder geschrumpft war. Da man die Zahl der Häuser und anderer Gebäude überschlagen kann, lässt sich die Gesamtbevölkerung abschätzen. In der Zeit von 400 bis 449 n.Chr. lag sie bei nur ungefähr 600 Menschen. In den Jahren 750 bis 799 erhöhte sie sich stetig auf 28000. Dies ist nach heutigen Maßstäben keine hohe Einwohnerzahl für eine Stadt, aber für jene Zeit war das gewaltig, denn Copán hatte damals anscheinend eine größere Bevölkerung als London oder Paris. Andere Maya-Städte, etwa Tikal oder Calakmul, hatten unzweifelhaft noch viel mehr Bewohner. Nach den Daten der Langen Zählung zu schließen, erreichte Copán den Höhepunkt seiner Entwicklung im Jahr 800. Danach verkleinerte es sich und zählte im Jahr 900 noch ungefähr 15000 Menschen. Der Rückgang setzte sich fort, denn im Jahr 1200 erreichte die Bevölkerung wieder den Stand, den sie achthundert Jahre zuvor gehabt hatte.
    Die Grundlage für die Wirtschaftsentwicklung in der klassischen Periode der Maya war die gleiche wie die der Bushong und der Natufier: die Schaffung extraktiver Institutionen mit einem gewissen Grad an staatlicher Zentralisierung. Diese Institutionen wiesen mehrere Schlüsselelemente auf. Um das Jahr 100 n.Chr. bildete sich in der Stadt Tikal in Guatemala ein neuer Typ des dynastischen Königreichs heraus. Eine herrschende Klasse mit einem ajaw (Gebieter oder Herrscher) oder k’uhul ajaw (göttlichem Herrscher) an der Spitze fasste Fuß. Der göttliche Herrscher organisierte die Gesellschaft mit Hilfe einer aristokratischen Hierarchie und stand auch mit den Göttern in Kontakt. Soweit wir wissen, sahen die von ihm geschaffenen politischen Institutionen keine Beteiligung des Volkes vor, aber sie brachten Stabilität mit sich. Der k’uhul ajaw erhob von den Bauern Steuern und ließ Arbeitskräfte herbeischaffen, um die großen Denkmäler zu bauen, wodurch die Basis für eine eindrucksvolle wirtschaftliche Expansion entstand. Die Maya-Wirtschaft stützte sich auf berufliche Spezialisierung: Es gab ausgebildete Töpfer, Weber, Holzarbeiter sowie Werkzeug- und Schmuckhersteller. Außerdem handelte man mit Obsidian, Jaguarfellen, Meeresmuscheln, Kakao, Salz und Federn, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Völkern im fernen Mexiko. Wahrscheinlich benutzten die Maya auch, wie die Azteken, Kakaobohnen als Währung.
    Die

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