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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Art, wie die klassische Epoche der Maya aus extraktiven politischen Institutionen hervorging, weist beträchtliche Gemeinsamkeiten mit der Entwicklung der Bushong auf, wobei Yax Ehb’ Xook in Tikal eine ähnliche Rolle wie König Shyaam spielte. Die neuen politischen Institutionen sorgten für einen wesentlichen Anstieg des wirtschaftlichen Wohlstands, der dann von der neuen Elite um den k’uhul ajaw extrahiert wurde. Nachdem sich dieses System um 300 n.Chr. gefestigt hatte, kam es jedoch kaum noch zu wirklichen technischen Innovationen. Obwohl es ein paar Hinweise auf die Entwicklung effektiverer Bewässerungs- und Wasserversorgungssysteme gibt, scheinen die Verfahren zur Bodenbestellung weiterhin rudimentär gewesen zu sein. Die architektonischen und künstlerischen Techniken verfeinerten sich mit der Zeit, doch insgesamt lassen sich wenig Innovationen ermitteln.
    Es fehlte an schöpferischer Zerstörung, doch nicht an anderen Formen der Vernichtung, denn der Reichtum, den die extraktiven Institutionen den k’uhul ajaw und der Maya-Elite zufließen ließen, führte zu ständigen, sich verschärfenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Verlauf der Konflikte ist in den Maya-Inschriften dokumentiert, wobei spezielle Glyphen in der Langen Zählung verdeutlichen, wann genau ein Krieg stattfand. Der Planet Venus war der himmlische Patron des Krieges, und die Maya betrachteten gewisse Phasen seiner Umlaufbahn als besonders günstig für die Kriegführung. Die entsprechende Glyphe, bei Archäologen als »Star Wars« bekannt, stellt einen Stern dar, der die Erde mit einer Flüssigkeit, die Wasser oder Blut darstellen könnte, überschüttet. Die Inschriften lassen auch Bündnis- und Rivalitätsmuster erkennen. Zwischen den größeren Stadtstaaten wie Tikal, Calakmul, Copán und Palenque fanden ausgedehnte Machtkämpfe statt, und gleichzeitig unterjochten diese Stadtstaaten kleinere Gemeinwesen. Dies geht aus Glyphen hervor, welche die Thronfolge markieren. In dieser Zeit ist aus ihnen abzulesen, dass die kleineren Staaten nun einen anderen, fremden Herrscher hatten.
    Karte 10 zeigt die bedeutendsten Maya-Städte sowie ihre hierarchische Ordnung, die verschiedenen Kontaktmuster und die Konflikte zwischen ihnen, welche die Archäologen Nikolai Grube und Simon Martin rekonstruiert haben. Diese Muster belegen, dass große Städte wie Calakmul, Dos Pilas, Piedras Negras und Yaxchilan ausgiebige diplomatische Kontakte miteinander pflegten, obwohl die einen häufig von den anderen dominiert wurden und interne Kämpfe gang und gäbe waren.

Karte 10: Die Maya-Stadtstaaten sowie Kontakte und Konflikte zwischen Städten   
    Das auffälligste Merkmal des Zusammenbruchs der Maya-Kulturen besteht darin, dass er mit dem Sturz des k’uhul ajaw zusammenfiel. Wir haben erwähnt, dass es in Copán nach Yax Pasajs Tod im Jahr 810 keine weiteren Könige gab. Zu jener Zeit wurden die Königspaläste geräumt. Dreißig Kilometer nördlich von Copán, in der Stadt Quiriguá, bestieg der letzte Herrscher namens Jadehimmel zwischen 795 und 800 den Thron. Der letzte datierte Neubau stammt laut der Langen Zählung aus dem Jahr 810, in dem Yax Pasaj starb. Kurz danach verließen die Bewohner die Stadt.
    Überall im Mayagebiet wiederholten sich die Ereignisse: Die politischen Institutionen, die den Rahmen für die Expansion von Handel, Landwirtschaft und Bevölkerung geliefert hatten, gingen plötzlich unter. Königshöfe funktionierten nicht mehr, es wurden keine Steine für Denkmäler und Tempel mehr gemeißelt, und die Paläste leerten sich. Während sich die politischen und gesellschaftlichen Institutionen auflösten und sich der Prozess der staatlichen Zentralisierung als Folge davon umkehrte, schrumpften die Wirtschaft und die Bevölkerungszahl. In manchen Fällen versanken die Zentren in Gewalt. Die Region Petexbatun in Guatemala, wo die großen Tempel später abgerissen und die Steine zum Bau aufwendiger Verteidigungswälle benutzt wurden, liefert ein anschauliches Beispiel. Wie im folgenden Kapitel noch ausgeführt, hatten die Geschehnisse große Ähnlichkeit mit denen im spätrömischen Reich. Sogar in Copán, wo sich für die Zeit des Zusammenbruchs weniger Spuren von Gewalt finden lassen, wurden schließlich viele Monumente beschädigt oder ganz zerstört. Hier und dort blieb die Elite allerdings sogar nach dem Sturz des k’uhul ajaw an der Macht. In Copán gibt es Indizien dafür, dass sie mindestens zwei weitere Jahrhunderte

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