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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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der Horatier , das zeigt, wie die Söhne ihren Vätern geloben, die Römische Republik notfalls unter Einsatz ihres Leben zu verteidigen – werden von vielen Historikern noch heute als Fundament für den Erfolg der Römischen Republik betrachtet. Die römischen Bürger schufen die Republik, indem sie ihren König Lucius Tarquinus Superbus (Tarquin der Stolze) um 510 v.Chr. stürzten. Die politischen Institutionen wurden dann geschickt mit zahlreichen inklusiven Elementen versehen. Die Regierung übernahmen für jeweils ein Jahr gewählte Magistrate. Da zudem mehrere Personen solche Ämter gleichzeitig bekleideten, wurde die Möglichkeit eingeschränkt, dass jemand seine Macht ausbaute oder missbrauchte. Die Institutionen der Republik waren durch eine recht umfassende Gewaltenteilung gekennzeichnet. Allerdings wurden nicht alle Bürger ausgewogen repräsentiert, da man indirekt wählte. Außerdem gab es eine hohe Zahl von Sklaven, auf die sich die Produktion in großen Teilen Italiens stützte und die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachten. Sklaven hatten natürlich keine Rechte und wurden entsprechend auch nicht politisch repräsentiert.
    Dennoch wiesen die politischen Institutionen – wie in Venedig – pluralistische Elemente auf. Die Plebejer verfügten über ihre eigene Versammlung, und diese wählte den Volkstribun, der berechtigt war, ein Veto gegen Beschlüsse der Magistrate einzulegen, die Plebejerversammlung einzuberufen und Gesetzesanträge einzubringen.
    Im Jahr 133 v.Chr. wählte die Versammlung Tiberius Gracchus. Ihre Befugnisse waren durch die »Sezession« entstanden, eine Form des Streiks der Plebejer, besonders der Soldaten, die sich auf einen Hügel außerhalb der Stadt zurückzogen und die Zusammenarbeit mit den Magistraten verweigerten, bis man auf ihre Beschwerden einging. Diese Drohung war in Kriegszeiten natürlich besonders wirksam. Vermutlich erlangten die Bürger während einer solchen Sezession Ende des 5. Jahrhunderts v.Chr. das Recht, ihren Tribunen zu wählen und Gesetze für ihr Gemeinwesen zu erlassen. Ihr politischer und rechtlicher Schutz, obwohl nach unseren Maßstäben begrenzt, eröffnete ihnen neue ökonomische Möglichkeiten und verlieh den Wirtschaftsinstitutionen eine gewisse Inklusivität. Das wiederum ließ den Mittelmeerhandel in der Römischen Republik erblühen. Archäologische Funde lassen vermuten, dass die Mehrheit sowohl der Bürger als auch der Sklaven zwar kaum oberhalb des Existenzminimums lebte, jedoch etliche Römer, darunter auch einfache Bürger, hohe Einkommen erzielten und von öffentlichen Dienstleistungen wie der städtischen Kanalisation und der Straßenbeleuchtung profitierten.
    Außerdem scheint ein gewisses Wirtschaftswachstum in der Römischen Republik stattgefunden zu haben. Wir können die römische Wirtschaftsentwicklung anhand von Schiffbrüchen verfolgen. Das Reich war in mancher Hinsicht ein Netzwerk aus Hafenstädten, das von Athen, Antiochia und Alexandria im Osten über Rom, Karthago und Cádiz bis hin nach London im fernen Westen reichte. Mit den römischen Territorien weiteten sich auch der Handel und die Schifffahrt aus, wie Archäologen anhand von Wracks nachweisen können, die auf dem Mittelmeerboden entdeckt wurden. Man ist in der Lage, diese Schiffe auf vielerlei Art zu datieren. Häufig beförderten sie Amphoren mit Wein oder Olivenöl aus Italien nach Gallien oder Olivenöl aus Spanien nach Rom, wo es kostenlos verteilt wurde. Die Amphoren – versiegelte Tongefäße – enthielten oft Informationen darüber, wer sie wann hergestellt hatte. In der Nähe des Tibers in Rom liegt ein kleiner Hügel, der Monte Testaccio (auch bekannt als Monte dei Cocci, »Scherbenhügel«), der aus ungefähr 53 Millionen Amphoren besteht. Sie wurden im Lauf der Jahrhunderte nach der Entladung der Schiffe dort angehäuft.
    Die sonstige Fracht und das Holz der Schiffe können durch Radiokarbon-Tests datiert werden – eine Technik, mit der man das Alter organischer Überreste feststellen kann. Pflanzen erzeugen durch Fotosynthese Energie, mit deren Hilfe sie Kohlenstoffdioxyd und Wasser in Zucker verwandeln. Dabei wird eine gewisse Menge des natürlich vorkommenden Radioisotops C-14 verwendet. Nach dem Absterben der Pflanzen sinkt der C-14-Gehalt durch radioaktiven Zerfall. Wenn Archäologen ein Schiffswrack finden, können sie das Holz datieren, indem sie den darin verbliebenen C-14-Anteil mit der atmosphärischen C-14-Konzentration

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